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Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen

Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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finden.«
    »Ich bin aber dazu verpflichtet, den Versuch zu unternehmen.«
    »Aber warum denn? Im Grunde genommen halten Sie doch nicht viel von ihm. Bisher haben Sie sich jedenfalls alle Mühe gegeben, ihm möglichst aus dem Weg zu gehen, solange er im Stützpunkt war.«
    Kinsman zuckte plötzlich zusammen. Man merkt es dir also an. Wenn du nicht vorsichtig bist, bekommen sie es beide heraus.
    »Ich sehe mich jetzt im Krater um«, sagte er dann laut. »Lassen Sie mir eine Stunde Zeit. Am besten setzen Sie sich mit der Erde in Verbindung und benachrichtigen Kap Kennedy. Bleiben Sie im Schutzraum, bis ich zurückkomme.« Oder bis die Ablösung auftaucht.
    »Sie vergeuden nur Ihre Zeit und gehen ein ungerechtfertigtes Risiko ein.«
    »Halten Sie mir den Daumen«, antwortete Kinsman.
    »Viel Glück. Ich halte hier die Stellung.«
    Kinsman grinste unwillkürlich. Nachdem er das Funkgerät abgeschaltet hatte, sagte er zu sich selbst: »Das kann ich mir vorstellen, daß du dich nicht vom Fleck rührst. Zwei wissenschaftliche Abenteurer. Einer geht im Krater spazieren, der andere faulenzt zwei Wochen hintereinander in seiner Koje.«
    Er starrte die wüste Landschaft an, die wie erstarrt vor ihm lag. Dann zuckte er langsam mit den Schultern und bewegte sich auf den Kraterrand zu. Er ging sehr vorsichtig und versuchte durch das dicke Helmfenster zu erkennen, wohin er seine Füße bei jedem Schritt setzte.
    Der kahle Ringwall verlief leicht terrassenförmig nach unten, bis er fast einen Kilometer tiefer allmählich in den Boden des Kraters überging. Sieht ganz einfach aus ... zu einfach. Kinsman rückte nochmals die Sauerstofftanks zurecht und begann den Abstieg.
    Er bewegte sich langsam über die steinigen Vorsprünge und kroch mit den Füßen voran durch breite Spalten, die schräg nach unten führten. Die kahlen Felsen waren rutschig und gelegentlich auch scharfkantig. Kinsman setzte langsam einen Fuß vor den anderen und gab sich Mühe, kein Loch in die aluminiumbeschichtete äußere Hülle seines Schutzanzugs zu reißen.
    Düstere Felsen begrenzten jetzt von allen Seiten seinen Horizont. Die einzigen wahrnehmbaren Geräusche bestanden aus dem leisen Knacken der Anzuggelenke, dem Summen des Elektromotors, dem schwachen Brausen des Helmventilators und seinen eigenen schweren Atemzügen. Allein, völlig allein. Nur ein verlassener Mikrokosmos. Ein Lebewesen in einem Universum.
    Schließlich mußte er eine kurze Pause einlegen. Der Anzug erwärmte sich über die zulässige Grenze hinaus, wenn Kinsman allzu rasche Bewegungen machte. Er nahm eine Funksonde aus der Tragtasche am Rücken und stellte sie neben sich auf die zerklüfteten Felsen. Die Mondoberfläche erinnerte ihn trotz der zahlreichen Meteorkrater an gefrorenen Schaum und wirkte irgendwie unfertig, als habe jemand versucht, sie schwarz zu lackieren, und sei dann bei der Arbeit gestört worden, bevor er die zweite Farbschicht auftragen konnte.
    Kinsman holte eine Drahtspule aus der Reißverschlußtasche an seinem Gürtel. Nachdem er den Verbindungsdraht in die Antennenbuchse an seinem Helm gesteckt hatte, hielt er die Spule in der ausgestreckten Hand und löste die Verriegelung. In dem schwachen Licht war nichts zu erkennen, aber er spürte, daß die Feder den Antennendraht hundert Meter senkrecht nach oben schnellte, wo der Kraterrand liegen mußte.
    »Pater Lemoyne«, rief er, während die Antenne in der niedrigen Mondschwerkraft über ihm schwebte. »Hören Sie mich, Pater Lemoyne? Hier spricht Kinsman.«
    Keine Antwort.
    Okay. Eine Treppe tiefer.
    Nachdem Kinsman fast eine Stunde später zum drittenmal haltgemacht hatte, bekam er endlich eine schwache Antwort.
    »Hier ... Ich bin hier ...«
    »Wo?« fragte Kinsman aufgebracht. »Tun Sie etwas. Schalten Sie Ihren Scheinwerfer ein.«
    »... kann nicht ...« Die Stimme blieb weg.
    Kinsman spulte die Antenne ein und ließ sie wieder nach oben schnellen. »Wo, zum Teufel, stecken Sie?«
    Ein schmerzliches Röcheln. »Hätte es nicht tun dürfen. Ungehorsam. Und kein Wasser, nichts ...«
    Wunderbar! Kinsman runzelte die Stirn. Er ist entweder hysterisch oder im Delirium. Oder sogar beides .
    Nachdem er die Antenne nochmals nach oben geschossen hatte, schaltete Kinsman seinen Helmscheinwerfer ein und warf einen Blick auf die Anzeige des Peilgeräts am linken Handgelenk. Der Priester hatte sein Funkgerät weiter in Betrieb, so daß die Trägerwelle Kinsman erreichte, obwohl Lemoyne im Augenblick nicht sprach. Der

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