Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen
sein scheint. Dann muß ich Pinky MacFarlane trösten, die an der Tür zu Big Tonys Appartement gelauscht hat, wo die Zölestischen Sieben noch immer üben, und muß sie davon abbringen, ohne Schutzanzug einen Spaziergang im Raum zu machen, was sie tatsächlich vorhat, weil sie so schreckliche Sachen über Mike gesagt hat, bevor sie wußte, wie himmlisch er singen kann. Wenig später trommle ich die Wartungsmannschaft zusammen und lasse sie die Abdeckung über dem G.W.-Raum einziehen, so daß nur noch eine konkave Glasscheibe übrigbleibt, nachdem das Perspektivisierungsfeld ausgeschaltet, die Sonne abgeklemmt und das Wolkenmeer heruntergenommen worden ist. Dann muß ich aus den verschiedenen Kostümvorschlägen unseres Couturiers das wirksamste Kostüm heraussuchen und die Brüder dazu bringen, sich die Klamotten anmessen zu lassen, wovon sie aus irgendeinem Grund nicht sehr begeistert sind. Dann muß ich die automatische Küche und den Baromat überprüfen und mich davon überzeugen, daß sie funktionieren und mit allem ausgestattet sind, was Leib und Seele zusammenhält. Und schließlich ist noch ein Streit zwischen den Engeln zu schlichten, die sich nicht darüber einigen können, wer von ihnen die Weihnachtsbaumbeleuchtung einschalten darf. Ich kann Ihnen sagen, als Manager eines Himmels hat man es manchmal wirklich nicht ganz leicht.
Aber dann ist endlich doch alles rechtzeitig fertig. Die Bühne steht bereit, der Baum ist geschmückt, die Beleuchtung ist eingeschaltet, die Engel streiten sich nicht mehr, die Abdeckung über dem G.W.-Raum ist eingezogen, Big Tony hat sich in sein Kostüm gezwängt, die Zölestischen Sieben stehen in der Kulisse für ihren Auftritt bereit, der Baromat ist geölt, die Mistelzweige hängen überall richtig, das Perlentor ist auf Hochglanz gebracht, aus den Lautsprechern klingen Weihnachtslieder, wir sind in bester Stimmung und können kaum noch erwarten, daß es endlich losgeht.
Die Fernsehmänner erscheinen gegen halb acht Uhr gemeinsam mit dem Ansager, der die einleitenden Worte sprechen soll, und stellen ihre Kameras und Scheinwerfer auf. Die ersten Kunden kommen mit der Fähre um acht Uhr fünfzehn. Ich empfange sie am Perlentor, nachdem ich mir zur Feier des Tages meinen nachtblauen Smoking angezogen habe, zu dem ich eine brandneue Kapitänsmütze trage. Eine Fähre nach der anderen legt am Tor an, und die Leute strömen in den Baromat oder den Grüne-Weiden-Raum und verschwinden teilweise sogar im Stille-Wasser-Raum – das heißt, dorthin verdrücken sich nur diejenigen, die schon jetzt von Weihnachten genug haben, so daß sie eine kleine Erfrischung brauchen, bevor sie weiterfeiern können. Um neun Uhr sind wir bereits so überbesetzt, daß wir keine Seele mehr an Bord nehmen könnten, selbst wenn wir wollten.
Ich gehe in den Grüne-Weiden-Raum, dränge mich an Gästen und Engeln und Spieltischen vorüber zur Cocktailbar, wo Big Tony in seinem Weihnachtsmannkostüm sitzt und auf jedem Knie einen Engel schaukelt. Ich bleibe zwischen ihm und seinem Sack stehen, der mit Mini-Magnums gefüllt ist, die er um Mitternacht austeilen will. Auf den Tischen stehen rote und grüne Lampen, aber das meiste Licht kommt von den Sternen. Sie hängen wie Kerzen am Himmel, und die langsame Rotation des Raumklubs erzeugt die Illusion, sie bewegen sich dort oben von selbst. Ein Teil der Erde erscheint, so daß die grüne Küstenlinie der Vereinigten Staaten vor dem blauen Pazifik sichtbar wird, aber dann verschwindet das Bild wieder und macht neuen Sternen Platz.
Um neun Uhr fünfundzwanzig kommt der Fernsehansager in die Bar und tippt mir auf die Schulter. Es ist soweit. Ich schnalze mit den Fingern, und die leise Musik im Hintergrund verstummt, während gleichzeitig die Scheinwerfer an der Bühnenrampe aufleuchten. Die Zölestischen Sieben treten aus der Kulisse ins helle Licht hinaus, und die Fernsehkameras fahren langsam auf sie zu. Dann tritt der Ansager auf die Bühne und hebt die Hand, um damit anzudeuten, daß er sprechen will. Die Übertragung hat begonnen.
Der Ansager spricht kurz über den Siebenten-Himmel-Klub, lobt ihn über den grünen Klee und behauptet tatsächlich, daß jeder einmal durch das Perlentor gegangen sein muß, bevor er wirklich weiß, was gute Unterhaltung ist. Dann streicht er die anderen sechs Himmel heraus und macht schließlich heftig Reklame für den Besitzer dieser Etablissements. Während er das tut, fährt eine der Kameras auf die Bar zu und richtet
Weitere Kostenlose Bücher