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Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen

Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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oben aus der Spalte, während die Winde lautlos arbeitete.
    Das Gestell gab nach, als der Priester erst in halber Höhe schwebte, und Kinsman spürte das volle Gewicht des schweren Anzugs auf sich lasten. Er ging in die Knie und biß die Zähne zusammen, um nicht laut zu schreien.
    Dann straffte sich das Seil wieder. Kinsman schob sich vor Anstrengung keuchend Zentimeter für Zentimeter durch den Spalt nach oben und hielt dabei den gepanzerten Anzug mit beiden Armen fest. Er wartete, bis die Winde sie beide dicht an die Plattform herangezogen hatte, bevor er den Motor ausschaltete.
    Kinsman nahm sich kaum die Zeit, einmal tief Luft zu holen, und schwenkte dann die Stützen des Kanisteranzugs aus, so daß der Priester aufrecht stehenblieb, obwohl er bewußtlos war. Dann kletterte er auf die Plattform und zog den Sauerstoffschlauch zwischen den Treibstofftanks heraus. Er kniete neben den massiven Schultern des Kanisteranzugs, verband die Zuführung mit dem Reservebehälter und öffnete das Ventil.
    Der ältere Mann hustete einmal kurz. Das war alles.
    Kinsman lehnte sich auf die Absätze zurück. Seine Sichtscheibe war wieder beschlagen. Oder verschwamm alles vor seinen Augen, weil er völlig erschöpft war?
    Er sah deutlich, daß der Regenerator hoffnungslos zertrümmert war. Der alte Vogel muß in seinem eigenen Saft geschmort haben. Als das Manometer des Reservetanks auf voll zeigte, löste er den Sauerstoffschlauch vom Ventil und verband ihn mit einem anderen unter dem Regenerator.
    »Wenn du tot bist, bringt mich das wahrscheinlich ebenfalls um«, murmelte Kinsman vor sich hin. Er säuberte den gesamten Anzug, verdrängte die verbrauchte Atemluft und ersetzte sie durch den Sauerstoff, den das Triebwerk des Schwebegestells brauchte, um sie zum Stützpunkt zurückzubringen.
    Jetzt war die getönte Sichtscheibe des Kanisteranzugs wieder durchsichtig. Der Priester hatte die Augen fest geschlossen. Das Lächeln war verschwunden; der Mund hing offen.
    Kinsman zog Lemoyne zu sich auf die Plattform, die jetzt keine Reling mehr hatte, und schnallte ihn dort auf Deck fest. Dann ließ er das Triebwerk anlaufen und stellte Minimalschub ein, damit es nur den unbedingt erforderlichen Auftrieb erzeugte.
    Das Schwebegestell hatte schon fast den Kraterrand erreicht, als das Triebwerk ausflammte und sie auf einer der Terrassen absetzte. Zwischen den großen Sauerstoffbehältern lag noch ein kleiner Reservetank, der ihnen etwas zusätzlichen Auftrieb gegeben hätte. Aber Kinsman und der Priester würden den Sauerstoff selbst dringend genug brauchen.
    »Wie viele Jesuiten wohl schon auf ihren Schilden nach Hause getragen worden sind?« fragte er sich, während er die Decksplatte abschraubte, auf der Lemoyne ausgestreckt lag. Dann zog er das Windenseil durch die Bohrungen für die Schrauben und erhielt dadurch eine Art Schlitten, den er vorsichtig zu Boden ließ. Dann nahm er den Reservetank aus der Halterung und befestigte ihn ebenfalls auf der Metallplatte.
    Kinsman wickelte sich das Stahlseil um seine Fäuste und stemmte sich gegen die Last. Selbst in der niedrigen Mondschwerkraft hätte er ebensogut versuchen können, einen Lastwagen zu bewegen.
    »Motorleistung weniger als eine Pferdestärke«, murmelte er vor sich hin, während er langsam vorankam.
    Diesmal war er froh darüber, daß die Felsen so glatt waren, weil unzählige Mikrometeore ihre Oberfläche abgeschmirgelt hatten. Er kletterte jeweils einige Schritte höher, stemmte sich so fest wie möglich ein und zerrte den Schlitten zu sich herauf. Nach einer guten halben Stunde harter Arbeit hatte er endlich den Kraterrand erreicht.
    Von hier aus sah er endlich wieder den Stützpunkt, der unendlich weit von ihm entfernt zu liegen schien. »Zum Glück geht es jetzt nur noch bergab«, stellte er fest, als könne er sich dadurch selbst Mut machen.
    Er glaubte ein unterdrücktes Stöhnen gehört zu haben.
    »So ist es richtig«, sagte er und schob den Schlitten den sanft geneigten Abhang hinunter. »So ist es goldrichtig. Nur nicht aufgeben. Nicht einfach sterben. Der Teufel soll dich holen, wenn ich mich hier umsonst abrackere!«
    »Kinsman!« Das war Boks Stimme. »Ist bei Ihnen alles in Ordnung?«
    Der Schlitten rutschte ab und knallte gegen einen Felszacken. Kinsman holte ihn wieder ein und antwortete dann: »Ich bringe ihn zurück. Halten Sie den Mund und lassen Sie uns in Ruhe. Er lebt noch, glaube ich. Lassen Sie Ihre dämlichen Fragen, die mich nur Sauerstoff

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