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Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen

Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Durchsatzmesser neben dem Peilgerät erinnerte Kinsman daran, daß er seinen Sauerstoff etwa zur Hälfte verbraucht hatte und daß seit seinem letzten Gespräch mit Bok mehr als eine Stunde vergangen war.
    »Ich versuche Sie anzupeilen«, sagte Kinsman. »Sind Sie verletzt? Können Sie ...«
    »Nein, nein, nein. Ich bin ungehorsam gewesen und muß jetzt die Strafe dafür auf mich nehmen. Bringen Sie sich nicht auch in Gefahr. Wenn Sie ebenfalls steckenbleiben ...« Die krächzende Stimme sank zu einem undeutlichen Murmeln herab, das Kinsman nicht mehr verstand.
    Steckengeblieben. Kinsman konnte sich vorstellen, wie das passiert war. Der Priester benutzte einen Kanisteranzug: eine starre Konstruktion, die an die früheren Panzertaucher erinnerte, ein großer Kanister mit beweglichen Armen und Beinen Darin konnte man tagelang leben – aber der unbeholfene Anzug war nicht für Kletterpartien geeignet. Deshalb sollte der Krater unter keinen Umständen betreten werden.
    Er muß gestürzt sein und sitzt jetzt irgendwo fest.
    »Stolz ist eine Sünde«, hörte er den Priester vor sich hin murmeln. »Gott vergib uns unseren Stolz. Ich wollte Wasser finden; die größte Entdeckung, die ein Mensch auf dem Mond machen kann ... Stolz, nur sündiger Stolz ...«
    Kinsman ging langsam weiter und beobachtete dabei abwechselnd das Peilgerät an seinem Handgelenk und den unebenen Boden unter seinen Stiefeln. Er sprang zwei Meter tiefer auf die nächste Terrasse. Die Nadel des Peilgeräts zuckte auf Null zurück.
    »Ist Ihr Funkgerät noch in Betrieb?«
    »Keinen Zweck ... zurück in den Stützpunkt ...«
    Der Zeiger blieb unbeweglich. Entweder ist das verdammte Ding hinüber, oder ich stehe fast neben ihm.
    Er drehte sich langsam einmal um sich selbst und suchte die zerklüfteten Felsen ab, so weit sein Helmscheinwerfer reichte. Der Kanister war nirgendwo zu sehen. Kinsman trat an den Rand der Terrasse vor. Er ging vorsichtig in die Knie, damit die Rückenlast nicht nach vorn rutschte und ihn aus dem Gleichgewicht brachte, und sah über den Rand nach unten.
    Einige Meter unter ihm steckte der Priester in einer schräg abwärts führenden Spalte. Sein weißer Anzug, der Kinsman an ein riesiges Insekt erinnerte, reflektierte das Licht des Helmscheinwerfers. Lemoyne bewegte langsam den einen freien Arm.
    »Können Sie aufstehen?« Dann sah Kinsman, daß das gesamte Gewicht des schweren Anzugs auf dem anderen Arm lag. Seine Sauerstoffmaske hat er anscheinend auch angeknackst.
    Der Priester murmelte wieder etwas vor sich hin. Es klang wie Latein.
    »Können Sie aufstehen?« wiederholte Kinsman.
    »Wir wollen der Natur ihre Geheimnisse entreißen ... den Himmel mit Raketen stürmen ... Wir behaupten immer, das menschliche Wissen vermehren zu wollen, sind aber in Wirklichkeit nur auf Ruhm und Ehre aus ...«
    Kinsman runzelte die Stirn. Das Gesicht des älteren Mannes war hinter der getönten Sichtscheibe des Kanisteranzugs nicht zu erkennen.
    »Ich muß das Schwebegestell holen.«
    Der Priester murmelte weiter vor sich hin und hatte zwischendurch heftige Hustenanfälle. Kinsman begann den Aufstieg.
    »Stolz führt in den Tod«, hörte er in seinen Kopfhörern. »Das wissen Sie selbst, Kinsman. Der Stolz macht uns zu Mördern.«
    Kinsmans Knie gaben vor Schreck nach. Er wandte sich zitternd um. »Was ... was haben Sie eben gesagt?«
    »Es ist versteckt. Das Wasser ist hier verborgen ... in den Spalten zu Eis gefroren. Man braucht nur auf die Felsen zu schlagen, um Wasser sprudeln zu lassen ... wie Moses. Nicht einmal Gott selbst hätte dieses Geheimnis vor mir bewahren können ...«
    »Was haben Sie vorher von Mördern gesagt?« flüsterte Kinsman.
    »Ich kenne Sie, Kinsman ... Zorn und Stolz ... Herr, bewahre meine Seele vor Menschen ... mit blutigen Händen ... und ...«
    Kinsman rannte entsetzt weiter. Er kämpfte sich zum Kraterrand hinauf, stürmte blindlings über die Terrassen und überwand die Abhänge mit riesigen Sprüngen. Zweimal mußte er kurz stehenbleiben, bis der Helmventilator den Beschlag auf der Sichtscheibe wieder verteilt hatte. Dann hastete er weiter. Sein Herz klopfte so laut, daß er nichts anderes mehr hörte.
    Aber in Gedanken sah er wieder die kurze schreckliche Szene in einer Kreisbahn über der Erde – damals war er noch Luftwaffenangehöriger gewesen –, als er zum Mörder geworden war. Für diesen Geheimauftrag hatte er einen Orden bekommen; einen Orden und ein Gewissen, das keine Ruhe mehr fand.
    Endlich

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