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Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen

Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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riesigen Facettenaugen waren zur Hälfte mit dicken grauen Membranen bedeckt. Ein Koch hatte sich mit einem scharfen Messer daran gemacht, den Kopf vom Rumpf zu trennen, und unterhielt sich bei der Arbeit lachend mit seinen Kameraden.
    »Es gibt hier auch andere Lebewesen, die weniger abstoßend sind«, sagte Tebbutt. »Ich könnte mit Ihnen ins Dorf fahren, Sir, falls Sie Lust dazu haben, und Ihnen zeigen, wie die Leute hier wirklich leben.«
    »Vielen Dank, ich fahre später mit einer Eskorte durchs Dorf, wenn sich die Dinge wieder etwas beruhigt haben.«
    »Ausgezeichnet, Sir. Darf ich mich jetzt verabschieden, da Sie offenbar keine Verwendung mehr für mich haben?«
    »Nein, Sie bleiben hier!« Durranty sprach zum erstenmal lauter als gewöhnlich. »Sie scheinen stolz darauf zu sein, daß Sie immer sagen, was Sie meinen, aber bisher habe ich noch nicht viel davon gehört. Ich möchte mir nach dem langen Flug endlich wieder einmal die Beine vertreten – kommen Sie, wir gehen zu den Schiffen hinüber. Dabei können wir ungestört miteinander sprechen, und Sie haben Gelegenheit, zur Sache zu kommen.«
    Tebbutt sah sich um. Zwanzig Meter hinter ihm standen die beiden uniformierten Leibwächter des Vizepräsidenten. Er vermutete, daß Durranty ständig mit ihnen in Funkverbindung stand, so daß jedes Wort ihrer Unterhaltung übermittelt und aufgezeichnet wurde. Da er bereits bis zum Hals in der Tinte saß, folgte er dem älteren Mann ohne Widerrede und ging neben ihm her auf die Schiffe zu. Durrantys neutrale Haltung beruhigte ihn keineswegs, denn sie schien nur zu beweisen, daß der Vizepräsident beträchtliche Selbstbeherrschung besaß.
    »Schön, fangen wir also an«, meinte Durranty nach einer längeren Pause. »Was soll die Behauptung heißen, die Evolution begünstige den Feigling.«
    »Das ist ein guter Anfang, wenn Sie gestatten, Sir; da Sie über die Situation hier wahrscheinlich besser als ich unterrichtet sind, hat es keinen Sinn, Tatsachen zu erwähnen, sondern ich muß mich auf eine Diskussion der Maßnahmen im Zusammenhang mit diesen Tatsachen beschränken. Meiner Meinung nach wäre Feigheit in diesem Fall die beste Politik. Wir haben schließlich allen Grund dazu, alarmiert zu sein.«
    Als der Vizepräsident offenbar nicht die Absicht hatte, sich zu diesem Thema zu äußern, fuhr Tebbutt fort: »Der Staat mit der längsten ununterbrochenen Geschichte war Byzanz – tausend Jahre, nicht wahr? Und trotzdem war Byzanz wegen seiner ungünstigen geographischen Position von allen Staaten am schlechtesten zu verteidigen. Die Kaiser waren meistens auf allen Seiten von Feinden umgeben und waren meistens kaum in der Lage, sich selbst zu verteidigen. Deshalb entschieden sie sich für feige Auswege – sie bestachen ihre Feinde mit Land oder schmeichelhaften Verträgen oder Gold; sie zögerten, intrigierten und waren allgemein wankelmütig, zaghaft und feig. Aber ihr Reich blieb zehn Jahrhunderte lang bestehen.
    Später entstand ein anderer Staat, von dem behauptet wurde, er werde ebenso lange Bestand haben – das Dritte Reich. Hitler ließ sich nie zur Vorsicht raten. Er führte gegen alle Krieg, die ihm hätten gefährlich werden können. Deshalb dauerte sein sogenanntes Imperium auch nur zwölf Jahre. Die Evolution begünstigt die Pflanzenfresser, die Vegetarier, die friedlichen Dinosaurier, die Millionen Jahre überdauert haben.«
    »Da wir keine Dinosaurier sind, brauchen wir uns nicht mit ihnen zu befassen«, warf Durranty ein. »Nur tapfere Männer machen Geschichte. Wir erinnern uns an Leonidas, Hannibal, Dschingis-Khan oder Napoleon, aber die Feiglinge sind tot und vergessen.«
    »Die von Ihnen gewählten Beispiele sind nicht eben glücklich, Sir. Natürlich haben diese Männer ihre Spuren hinterlassen – Narben wäre vielleicht besser –, aber sie sind trotzdem unwichtig im Vergleich zu dem Arbeitsscheuen, der das Rad erfunden hat, weil er keine Lust hatte, seinen Schlitten zu ziehen, oder dem Schwächling, der nicht mit den Fäusten kämpfen wollte, so daß er das Schwert erfinden mußte, oder dem Zartbesaiteten, der seinen Hirschschlegel über dem Feuer röstete, weil ihm von rohem Fleisch immer schlecht wurde.«
    »Wir nehmen hier nicht an einer Schuldebatte teil, bei der gute Antworten mit Pluspunkten belohnt werden, Captain. Ob Feiglinge oder Helden – jedenfalls haben wir hier unsere Pflicht zu tun. Darüber kann es keine Diskussion geben!«
    »Okay, Sir, die Tapferen sollen ruhig in den Kampf

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