Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation
explodierte.«
»Nein«, antwortete Kinkaid.
Der andere wartete und trat dann in die Reihe zurück.
Der Zerlumpte nahm seinen Platz ein und sagte mit seltsam hoher Stimme: »Rosen sind rot, Veilchen sind blau. Was du jetzt denkst, weiß ich genau.«
»Was ?«
Der Domino griff in die Tasche, holte eine Papierrolle heraus und hielt sie Kinkaid vor die Nase. Die Zeichnung auf dem Papier stellte zwei Männer dar, die bis zur Brust in einer undefinierbaren Masse steckten. Die Unterschrift lautete: »Treibsand oder nicht, ich hätte wirklich Lust, mich wieder freizukämpfen.«
Der Mann in der langen Unterwäsche lehnte sich auf seinen Stock, der prompt zerbrach. Vom Boden aus sagte er: »Die beiden Betrunkenen sitzen am Straßenrand und trinken abwechselnd aus einer großen Flasche. Dann kommt ein Feuerwehrauto mit ungefähr hundert Sachen um die Kurve, läßt die Sirene heulen, klingelt wie verrückt und rast an ihnen vorbei. Da dreht sich der eine Betrunkene zu seinem Freund um und sagt: ›Menschenskind, ich dachte schon, die Kerle wollten ewig bleiben.‹«
Der Mann in der Toga hob die Hand. »›Wenn das das Glück der Ehe sein soll‹, sagte die junge Mutter nach der schweren Entbindung zum Vater des Kindes, ›löse ich hiermit unsere Verlobung!‹«
Die fünf Gestalten liefen um den Schreibtisch und sangen dabei:
»Er sah einmal 'nen Bankkassier, der stieg aus einem Bus:
Darauf sah er genauer hin und erkannt' ein Hippopotamus:
›Wenn der zum Kaffee kommt‹, dacht' er, ›bleibt uns nur Tortenguß!‹«
»Bleibt uns nur Tortenguß!« wiederholte Biddle begeistert. »Bleibt uns nur Tortenguß!«
Der Gesang brach plötzlich ab. Die Männer liefen nicht weiter. Sie starrten Kinkaid an, der mit geschlossenen Augen in seinem Sessel hockte; dann verließen sie den Raum.
Der Obernarr balancierte seinen Stab auf der Nase. »Sie stimmen heute abend ab«, stellte er fest.
»Was glaubst du?« fragte Biddle.
»Schwer zu sagen.«
»Ich weiß, aber was hältst du davon?«
»Ätsch!« sagte der Obernarr.
Biddle seufzte. »Schon gut«, murmelte er und nahm Kinkaids Arm. »Wir müssen eben abwarten. Kommen Sie, wir gehen nach unten.«
Sie saßen in schweren Lederklubsesseln. Biddle fuhr sich mit einem Taschentuch über die Stirn. Kinkaid bewegte sich nicht; ihm war schwindlig, und er hatte Angst, sich im nächsten Augenblick übergeben zu müssen.
Ein Mann mit weißer Jacke kam mit einem Tablett vorbei und drückte ihnen Gläser in die Hand.
»Absinth«, sagte Biddle. »Ein Teufelszeug, von dem man blind wird, wenn man es aus Gewohnheit säuft. Es ist jedoch wie die meisten Sünden harmlos, solange man es in Maßen genießt.«
Kinkaid schüttelte sich nach dem ersten kleinen Schluck, aber die Flüssigkeit schien seine Magennerven zu beruhigen.
Biddle murmelte irgend etwas vor sich hin.
»Was?«
»Vielleicht habe ich doch einen Fehler gemacht, habe ich gesagt.« Der Bezirksdirektor leerte sein Glas auf einen Zug und rülpste ungeniert. »Allerdings hat es keinen Zweck, schon jetzt pessimistisch zu sein.« Er stand auf. »Kommen Sie, James, die Vorstellung beginnt gleich. Wir müssen uns gute Plätze sichern.«
Sie verließen den Aufenthaltsraum, gingen an der Bibliothek vorbei, die Tausende von Büchern und Filmen enthielt, durchquerten die überfüllte Bar und erreichten ein kleines Amphitheater.
Sie nahmen Platz. Die Lichter wurden dunkel. Der Vorhang ging auf. Ein kleiner Mann, der einen unmöglich karierten Anzug trug, trat an die Rampe.
»Möchte vielleicht jemand eine Ente kaufen?«
Die Zuschauer brüllten vor Lachen. Ein weißhaariger Riese neben Kinkaid stieß ihm den Ellbogen in die Rippen. »Herrlich!« keuchte der Mann. »Einfach herrlich!«
Das Licht wurde noch dunkler. Ein Mann in zerlumpter Kleidung schlurfte über die Bühne. Über ihm flammte ein einzelner Scheinwerfer auf. Der Mann nahm einen kleinen Besen aus der Tasche und versuchte den Lichtkreis wegzufegen.
Wieder brüllendes Gelächter.
Zwei Männer mit schwarzen Gesichtern und weißen Handschuhen erschienen auf der Bühne.
Der Große sagte: »Crony, mein Junge, wo hast du die ganze Zeit gesteckt? Ich hab' dich schon lange nicht mehr gesehen!«
Der Kleine antwortete: »Ich hab' gesessen.«
»Wofür?« fragte der Große.
»Hör zu«, sagte der Kleine, »ich muß dich was fragen. Was tust du, wenn du deine Frau mit einem anderen Kerl im Bett findest?«
»Ich würde ihren Freund einfach schneiden.«
»Genau das hab' ich
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