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Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation

Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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getan. Aber tief, das kannst du mir glauben!«
    »Hahaha!«
    »Neger«, flüsterte Biddle Kinkaid zu, »galten als leichtsinnig und amoralisch. In diesem Fall beruht der Witz auf der seltsamen Ausdrucksweise, der Doppelbedeutung des Wortes ›schneiden‹ und der Gelassenheit, mit der das Thema Mord behandelt wird. Aber die Theorie braucht Sie vorläufig nicht zu kümmern. Nehmen Sie die Witze, wie sie sind. Versuchen Sie es wenigstens!«
    Kinkaid gab sich Mühe, begriff aber trotzdem nicht, was sich auf der Bühne ereignete. Biddles Stimme war nur ein entferntes Summen. Das Scheinwerferlicht brannte in seinen Augen.
    Sie kehrten in den Aufenthaltsraum zurück, und Biddle bestellte Drinks.
    »Betrachten Sie die Sache von einem anderen Standpunkt aus«, sagte Biddle. »Humor ist das Überdruckventil der Gefühle. Selbst heutzutage hat der Mensch Gefühle, obwohl niemand davon spricht. Dieser innerliche Druck speichert sich im Laufe der Zeit auf. Eines Tages muß es zu einer großen Explosion kommen.
    James, hören Sie zu«, forderte er Kinkaid eindringlich auf. »Die Sache ist im Grunde genommen ganz einfach. Als das Fernsehen begann, wurde eine Zensur eingerichtet. Alle Arten von Humor, die verletzend wirken konnten – also jeder echte Humor überhaupt –, wurden verboten. Ein neuer Humor entstand. Er verletzte niemand, erheiterte aber auch niemand. Kein Mensch konnte sich dafür begeistern, aber das war nicht entscheidend. Varietés starben. Kabaretts starben. Zirkusse starben. Die herrlichen Witze, die sich früher mit Windeseile durchs ganze Land ausbreiteten ...« Biddle seufzte und leerte sein Glas.
    »Eine wunderbare Zeit, James. Leider sind Sie zu jung, um sich daran erinnern zu können. Über alles wurden Witze gemacht: über Verrückte und Kranke, über Sex und Gott und Verbrechen und Ehe und Politik und ... oh, damals war einfach nichts heilig. Und verblüffenderweise waren viele dieser Witze sogar gut. Teilweise sind sie es noch immer! Aber das ist eine aussterbende Kunst, fürchte ich. Alles stirbt allmählich aus. Trinken Sie aus, mein Junge. Sie sind jung und haben das Leben noch vor sich.«
    Kinkaid leerte sein Glas und bestellte einen neuen Drink. Er hatte den Eindruck, die Beherrschung über seinen Körper verloren zu haben. Er starrte die anderen Gäste an, hörte ihre Stimmen und ihr Lachen wie das Rauschen der Brandung und konzentrierte sich mühsam wieder auf seine Umgebung.
    Auf seinen Knien saß ein nacktes Mädchen.
    »Hallo, Kleiner«, sagte es. »Hast du schon den Witz von dem Ehepaar und dem Schimpansen gehört?«
    »Nein«, antwortete Kinkaid. Um ihn herum drehte sich alles. Aus dem einen Mädchen wurden zwei, drei, viele. Das Stimmengewirr verstummte.
    »... ins Bett, aber dort lag bereits der Affe und ...«
    Er blinzelte angestrengt. Nun saß auch auf Biddles Schoß ein Mädchen. Die beiden lachten schallend über einen Witz, den er nicht verstand.
    »Kapiert?« fragte eine Stimme.
    Kinkaid hatte plötzlich Tränen in den Augen. »Nein!« rief er verzweifelt. »Nein, ich habe nichts verstanden. Ich verstehe gar nichts! «
    Dann wurde es um ihn herum schlagartig finster.
     
    Die Morgendämmerung war kalt und grau. Kinkaid blieb lange unbeweglich auf dem Rücken in seinem Bett liegen. Als er sich endlich bewegte, stöhnte er leise auf. Er hatte heftige Kopfschmerzen. Sein Magen fühlte sich an, als habe ihm jemand ein Dutzend Tiefschläge versetzt.
    Erst unter der heißen Dusche erinnerte er sich an die Ereignisse der vergangenen Nacht.
    Er zog sich aufgeregt an, frühstückte hastig und machte sich ins Büro auf.
    »Sie sind heute sieben Minuten und zwanzig Sekunden zu spät gekommen«, sagte die Stechuhr vorwurfsvoll.
    »Von mir aus sieben Stunden«, antwortete Kinkaid fröhlich.
    Der Weg zu seinem Arbeitsplatz glich einem langen Spießrutenlaufen. Kinkaid setzte sich an den Schreibtisch, nahm seine Papiere aus der Schublade und wollte zu arbeiten beginnen. In diesem Augenblick leuchtete die rote Lampe vor ihm auf.
    Kinkaid erhob sich wieder und ging auf die Tür zu, die mit William A. Biddle beschriftet war. Der Bezirksdirektor hockte wie gewöhnlich massiv hinter seinem Schreibtisch.
    »Hallo«, sagte Kinkaid.
    »Sie sind zu spät zur Arbeit gekommen.«
    »Ich weiß. Der Absinth hat mich schwer mitgenommen.«
    »Absinth?«
    »Vielleicht habe ich nichts davon gesagt, aber ich habe das Zeug gestern zum erstenmal getrunken. Tut mir leid, daß alles so gekommen ist. Wer hat mich nach

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