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Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation

Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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dreiundachtzigtausend Dollar in der Tasche. Trotzdem fühlte er sich keineswegs als Dieb; das Geld gehörte schließlich ihm; der andere hatte kein Recht darauf, nicht wahr? Sollte es wirklich zwei Clem Clendennings geben, mußten eben getrennte Konten angelegt werden.
    Jetzt so schnell wie möglich fort.
    Er fühlte sich weiterhin merkwürdig. Er stellte sich auf eine Waage. Obwohl er in letzter Zeit wesentlich mehr als sonst gegessen hatte, wog er hundert Pfund weniger. Das genügte, um ein merkwürdiges Gefühl zu erzeugen. Er fuhr nach New York, um in der Menge unterzutauchen und über die Angelegenheit nachzudenken.
    Und wie reagierten seine Firma und seine Frau, als er plötzlich verschollen war? Das ist der zweite wichtige Punkt. Er war keineswegs verschollen. In den folgenden Monaten verfolgte er das Leben seines anderen Ichs. Er sah Bilder von sich in Fachzeitschriften; er war noch immer Vertreter der gleichen Firma; seine Verkaufserfolge waren weiterhin erstaunlich. Er abonnierte die einzige Tageszeitung seiner Heimatstadt und fand sich gelegentlich auch darin wieder. Er sah sich auf Bildern neben seiner Frau Veronica. Sie sah wunderbar aus, und er wirkte ebenfalls ganz attraktiv, wenn man es recht betrachtete. Die Clendennings gehörten in seiner Heimatstadt wie früher zu den Spitzen der Gesellschaft.
    »Falls er wirklich ich ist, frage ich mich nur, wer ich bin«, pflegte Clem bei solchen Gelegenheiten vor sich hinzumurmeln. Auf diese durchaus berechtigte Frage schien es keine Antwort zu geben. Die Sache hatte irgendwo einen Haken, das war klar – aber woraus er bestand, blieb ein Rätsel.
    Clem ging zu einem Psychoanalytiker und schilderte ihm seinen Fall. Der Arzt erklärte ihm, er habe vor seiner Arbeit, vor seiner Frau oder vor beiden fliehen wollen. Clem behauptete standfest das Gegenteil; er habe seine Arbeit und Veronica geliebt; er sei mit beiden äußerst zufrieden gewesen.
    »Sie kennen Veronica nicht, sonst wären Sie nie auf diese verrückte Idee gekommen«, erklärte er dem Psychoanalytiker. »Sie ist ... äh ... nun, wenn Sie Veronica nicht kennen, haben Sie ohnehin keine Ahnung vom Leben.«
    Der Arzt machte ihm klar, er habe am Telefon mit seinem eigenen Id gesprochen.
    »Aber wie kommt es dann, daß mein Id tausend Kilometer von hier erfolgreich mit Geschäftspartnern verhandelt, während ich auf Ihrer Couch liege?« wollte Clem wissen. »Anderer Leute Ide sind weniger talentiert.«
    Der Psychoanalytiker hielt ihm daraufhin einen mit griechischen und lateinischen Fachausdrücken gespickten Vortrag, in dem er haarscharf bewies, daß sein Patient an irgendeiner merkwürdigen Krankheit litt, deren Namen Clem nicht einmal aussprechen konnte.
    »Ach was, Doktor, ich bin völlig normal«, antwortete Clem unwillig. »Schreiben Sie mir Ihre Rechnung, wenn Sie mir schon nicht helfen können.«
    Von diesem Zeitpunkt an gab Clem sich alle Mühe, das Beste aus seinem veränderten Leben zu machen. Er nahm rasch zu und fühlte sich bald wieder so wohl wie zuvor. Aber er sprach niemals durchs Telefon mit anderen Leuten, denn er wußte, daß ihn der Schlag treffen würde, wenn er nochmals seine eigene Stimme hörte. Er ließ das Telefon aus seinem Appartement ausbauen. Er trug ein Hörgerät, das er nicht benötigte; er log Freunden und Bekannten vor, er verstehe am Telefon kein Wort und müsse sich damit begnügen, schriftlich mit ihnen zu verkehren, wenn sie ihn nicht selbst aufsuchen konnten.
    Da er das Bedürfnis hatte, sein anderes Ich im Auge zu behalten, erneuerte er eine alte Bekanntschaft. Bei einer Firma in New York arbeitete ein Mann, den er früher regelmäßig besucht hatte; dieser Mann war intelligent genug, um sich nicht vor dem Ungewöhnlichen zu fürchten, was die natürliche Reaktion vieler anderer Menschen gewesen wäre. Clem traf sich gelegentlich mit diesem Mann (Warum sollten wir seinen Namen verschweigen? Er hieß Joe Zabotsky), allerdings nicht in der Firma, sondern abends in einer kleinen Bar, die sie beide von früher her kannten.
    Joe hörte Clems Story und glaubte ihm jedes Wort davon – nachdem er (in Clems Anwesenheit) mit dem anderen Clem telefoniert und festgestellt hatte, daß er sich in einer fast zweitausend Kilometer entfernten Stadt aufhielt.
    Von dann ab traf Clem sich einmal monatlich mit Joe Zabotsky, sobald er einigermaßen sicher annehmen konnte, der andere Clem sei wieder einmal zu einem seiner regelmäßigen Besuche in New York gewesen.
    »Er hat sich ein

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