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Magazine of Fantasy and Science Fiction 21 - Flucht in die Vergangenheit

Magazine of Fantasy and Science Fiction 21 - Flucht in die Vergangenheit

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 21 - Flucht in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Auftrag erhielt, die Erde zu bauen, kam ich auf eine neue Idee, die das Verhältnis zu meinen Klienten umgestalten sollte. »Die Funktion bestimmt die Form«, murmelte ich vor mich hin. Das gefiel mir dem Klang nach. Aber dann fragte ich mich: » Warum wird die Form von der Funktion bestimmt?« Und die Antwort darauf lautete: »Die Form wird von der Funktion bestimmt, weil dies ein unumstößliches Naturgesetz und eine der Grundlagen angewandter Wissenschaft ist.« Auch das gefiel mir, obwohl ich es selbst nicht recht verstand.
    Aber ich brauche es auch gar nicht zu verstehen. Wichtig war nur, daß ich etwas Neues entdeckt hatte. Ich konnte stolz auf meine Erfindung sein, denn ich hatte nun die Doktrin des wissenschaftlichen Determinismus entdeckt, die große Möglichkeiten zu bieten schien. Die Erde war der erste Testfall, deshalb erinnere ich mich an sie.
    Ein großer, bärtiger Mann mit durchdringendem Blick war zu mir gekommen und hatte einen Planeten bestellt. (So begann Ihre Erde, Carmody.) Nun, ich war schnell mit der Arbeit fertig – in sechs Tagen, glaube ich – und bildete mir ein, der Fall sei damit erledigt. Es handelte sich um einen dieser billigen Planeten, deshalb hatte ich einige Kleinigkeiten vereinfachen müssen. Aber der Besitzer jammerte, als hätte ich ihm die Augen aus dem Kopf gestohlen.
    »Warum gibt es so viele Tornados?« wollte er von mir wissen.
    »Sie halten den Luftkreislauf innerhalb der Atmosphäre aufrecht«, erklärte ich ihm. In Wirklichkeit hatte ich es nur etwas eilig gehabt und dabei ein Überdruckventil vergessen.
    »Drei Viertel des Planeten sind Wasser!« beschwerte er sich. »Dabei habe ich ausdrücklich vier Fünftel Land und ein Fünftel Wasser bestellt!«
    »Nun, das war technisch gesehen einfach unmöglich«, antwortete ich, ohne mit der Wimper zu zucken. Ich hatte sein lächerliches Leistungsverzeichnis irgendwo verloren; diese absurden Kleinaufträge waren einfach nicht interessant genug.
    »Und Sie haben das bißchen Land mit Wüsten und Sümpfen und Dschungeln und Bergen angefüllt.«
    »Das wirkt malerisch«, sagte ich.
    »Darauf kann ich verzichten!« antwortete der alte Knabe erbittert. »Ein Ozean, ein Dutzend Seen, einige Flüsse und zwei oder drei Gebirge wären in Ordnung gewesen. Das macht die Landschaft abwechslungsreicher, und die Bewohner freuen sich darüber. Aber Sie haben Schund geliefert!«
    »Das hat alles seine Ursache«, behauptete ich. Wir hätten an der Erde keinen Cent verdient, wenn wir nicht renovierte Gebirge, viel Wasser als Füllmaterial und einige Wüsten verwendet hätten, die ich billig von Ourie bekommen hatte, der Planeten ausschlachtet. Aber ich wollte ihm das natürlich nicht erzählen.
    »Eine Ursache!« kreischte er. »Was soll ich meinem Volk sagen? Ich will hier eine Rasse ansiedeln, vielleicht auch zwei oder drei. Hier werden Menschen leben, die ich nach meinem Bild geschaffen habe, und Menschen sind wie ich als wählerisch bekannt. Was soll ich ihnen also erzählen?«
    Nun, ich wußte, was er ihnen meinetwegen erzählen konnte, aber ich wollte keinen Streit mit ihm; deshalb runzelte ich die Stirn, als dächte ich nach. Ich tat es wirklich und hatte dabei eine glänzende Idee.
    »Sagen Sie ihnen die schlichte wissenschaftliche Wahrheit«, riet ich ihm. »Sagen Sie ihnen, daß alles, was ist , sein muß.«
    »Ha?« meinte er.
    »Das ist Determinismus«, erklärte ich ihm, nachdem ich blitzschnell einen Namen dafür erfunden hatte. »Es klingt esoterisch, ist aber ganz einfach. Die Form wird von der Funktion bestimmt; deshalb ist Ihr Planet genau richtig, weil er überhaupt existiert. Die Wissenschaft ist unveränderlich; läßt sich also etwas verändern, hat es nichts mit Wissenschaft zu tun. Und schließlich verläuft alles nach bestimmten Regeln. Man kann nicht immer genau feststellen, wie diese Regeln lauten, aber sie sind jedenfalls da. Deshalb ist es unvernünftig, immer nur zu fragen: Warum dies und nicht jenes? Statt dessen müßte jeder fragen: Wie funktioniert es? «
    Nun, er stellte mir einige schwierige Fragen, denn er war ein gerissener alter Knabe. Aber er hatte keine Ahnung von der Arbeitsweise eines Planeteningenieurs; sein Fachgebiet war Ethik und Morallehre und Religion und so weiter. Deshalb war er gar nicht dazu imstande, wirkliche Einwände zu erheben. Er gehörte zu den Leuten, die am liebsten in abstrakten Begriffen denken, und er murmelte vor sich hin: »Alles, was ist, muß sein. Hmmm, eine interessante

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