Magazine of Fantasy and Science Fiction 21 - Flucht in die Vergangenheit
kämpfte. Er hatte ein gutes Ohr für logische Fehler, und ich war mir darüber im klaren, daß ich ein Dutzend gemacht hatte. Aber die Gegensätze faszinierten geradezu, und er konnte der Versuchung nicht widerstehen, sie in sein System aufzunehmen. Und schließlich hatte ich ihn wieder am Haken, weil ich das Wort ethisch gebraucht hatte. Der alte Kerl war auf ethische Dinge geradezu versessen; man hätte ihn Mr. Ethik nennen können, so großen Wert legte er darauf.
»Das alles scheint wichtiger zu sein, als es auf den ersten Blick ist«, sagte er langsam. »Ich hatte ursprünglich vor, mein Volk nur Ethik zu lehren und seine Aufmerksamkeit auf moralisch wichtige Fragen wie den Sinn und Zweck des Lebens zu lenken. Ich wollte die Menschen veranlassen, sich selbst zu erforschen, anstatt Wissenschaftler zu werden, die Sterne und Regentropfen untersuchen, um großartige und unpraktische Hypothesen aufstellen zu können. Die Existenz des Universums war mir bewußt, aber ich hatte mir eingebildet, es vernachlässigen zu können. Sie haben mich jedoch eines Besseren belehrt.«
»Hören Sie, ich wollte Ihnen keine Unannehmlichkeiten machen«, versicherte ich ihm. »Aber ich dachte, Sie wollten dieses Zeug von mir erklärt haben ...«
Der alte Mann lächelte. »Indem Sie mir Schwierigkeiten gemacht haben«, sagte er, »haben Sie mir größere Schwierigkeiten erspart. Ich kann Lebewesen nach meinem Bild erschaffen, aber ich habe nicht die Absicht, diesen Planeten mit Miniaturausgaben meiner selbst zu bevölkern. Ich halte den freien Willen für äußerst wichtig. Meine Lebewesen sollen ihn besitzen – zu ihrer Freude, aber vielleicht auch zu ihrem Verderben. Sie werden sich auf dieses glitzernde Spielzeug stürzen, das Sie Wissenschaft nennen, und sie werden daraus eine Gottheit machen. Physikalische Widersprüche und solare Abstraktionen werden sie begeistern; sie werden diese Dinge erforschen und dabei vergessen, ihre Herzen und ihr Gewissen zu erforschen. Sie haben mich davon überzeugt, und ich bin Ihnen für diese Warnung dankbar.«
Ich muß ehrlich zugeben, daß der Alte mich etwas nervös gemacht hatte. Er war ein Niemand, er hatte keine einflußreichen Bekannten, aber er trat trotzdem so großartig auf. Ich hatte das Gefühl, er könne mir beträchtliche Schwierigkeiten machen, und ich ahnte, daß er das mit wenigen Worten schaffen würde, mit einem einzigen Satz, der wie ein Giftpfeil in meinem Verstand saß und sich nicht wieder entfernen ließ. Und das erschreckte mich etwas, um es offen zu sagen.
Nun, der alte Knabe mußte meine Gedanken gelesen haben, denn er sagte: »Sie brauchen keine Angst zu haben. Ich akzeptiere diese Welt, die Sie für mich gebaut haben, ohne Beschwerde einzulegen; sie ist im Grunde genommen sogar besser als geplant. Ich erhebe auch keine Einwände gegen die Mängel und Fehler meines Planeten, sondern bezahle ebenfalls dafür.«
»Wie?« fragte ich. »Wie zahlen Sie für Fehler und Mängel?«
»Indem ich sie ohne weitere Diskussion akzeptiere«, erklärte er mir. »Und indem ich Sie jetzt verlasse, um mich um meine Angelegenheiten und die Angelegenheiten meines Volkes zu kümmern.«
Und der Alte ging wortlos davon.
Nun, dieser Abgang machte mich doch nachdenklich. Ich hatte alle möglichen Argumente vorgebracht, aber dem alten Knaben war es irgendwie gelungen, das letzte Wort zu behalten. Ich wußte, was er meinte; er hatte seinen Vertrag mit mir erfüllt, und die Sache war damit zu Ende. Er war gegangen, ohne sich nochmals an mich persönlich zu wenden. Von seinem Standpunkt aus war das eine Art Strafe für mich.
Aber das war nur sein Standpunkt. Wozu brauchte ich sein Wort? Ich wollte es natürlich hören und versuchte ihn später mehrmals zu sprechen. Aber er hat mich nie empfangen.
Aber das spielt eigentlich keine Rolle. Ich habe an diesem Planeten recht gut verdient, ohne gegen den Vertrag zu verstoßen, auch wenn ich ihn hier und da auf meine Weise ausgelegt habe. Das ist eben der Lauf der Welt; als Geschäftsmann muß man mit Gewinn arbeiten, sonst kann man gleich aufhören. Die Konsequenzen dürfen einen dabei nicht stören.
Trotzdem läßt sich aus diesem Fall eine Lehre ziehen, und ich hoffe, daß Sie sich das gut merken, meine Herren. Die Wissenschaft steckt voller Naturgesetze und Regeln, weil ich sie so erfunden habe. Warum habe ich sie so erfunden? Weil Regeln uns die Arbeit erleichtern, wie viele Gesetze den Anwälten die Arbeit erleichtern. Die Regeln,
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