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Magazine of Fantasy and Science Fiction 21 - Flucht in die Vergangenheit

Magazine of Fantasy and Science Fiction 21 - Flucht in die Vergangenheit

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 21 - Flucht in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Mann zumute gewesen sein muß, als er nach Hause kam und Frau und Kinder ...«
    »Bitte«, sagte Newkirk steif. »Das ist eben die Geisteshaltung, die ich bekämpfe, Doktor, diese vereinfachte, triebhafte Reaktion, die jeglichen Fortschritt auf dem Gebiet der Rehabilitation von Verbrechern so lange verhindert hat. In den Augen der Welt war Milos Verbrechen unverzeihlich. Aber in den Augen der Wissenschaft hat er nur den Impulsen seiner kriminellen Erinnerungen gehorcht, denen er vom ersten Atemzug an ausgesetzt war.
    Das ist übrigens das Kernstück meiner Methode. Ich will nicht Milo eliminieren, sondern den wahren Schuldigen zerstören – sein Gedächtnis. Seine Erinnerungen werden gründlich vernichtet, bis die Neuronen seines Gehirns keine Spur mehr davon enthalten, bis ein unbeschriebenes Blatt übrigbleibt, auf das wir die Geschichte einer neuen Persönlichkeit schreiben können.«
    »Also eine Gehirnwäsche?« fragte Kidder schüchtern.
    »Nichts so Primitives, nichts so Bösartiges wie dieser veraltete Prozeß. Durch eine Kombination aus elektrischer Schocktherapie, Drogen und Narko-Hypnose ist es uns gelungen, einen vollständigen Gedächtnisschwund des menschlichen Gehirns hervorzurufen, ohne den Willen zu zerstören, ohne menschliche Automation zu schaffen, ohne das Intelligenzpotential zu verändern.«
    »Löschen Sie wirklich alle Erinnerungen aus? Lassen Sie nichts zurück?«
    »Ah«, sagte Newkirk, »das ist erst eine Hälfte unserer Methode. Ein Mensch mit schlechten Erinnerungen ist ein Verbrecher. Ein Mensch ohne irgendwelche Erinnerungen ist nicht lebensfähig. Deshalb müssen wir ersetzen, was wir ihm wegnehmen, Doktor. Wir müssen dieses leere Gefäß wieder füllen, und wir füllen es mit Erinnerungen, die aus dem Betreffenden ein gutes, nützliches, moralisches und glückliches Mitglied der menschlichen Gesellschaft machen.«
    »Ein künstliches Gedächtnis?« fragte Kidder. Er vergaß sich und zündete die nächste Zigarette an.
    »Ja«, sagte Dr. Newkirk.
     
    Ich erinnere mich an dich, kleine rote Schule. Ein großer Apfel in meiner Hand. Lesen und Schreiben. Ordentliche Reihen sauberer, rundlicher Gesichter, saubere kleine Zahlen in meinem Heft. Sieh nur, Mutter, nur gute Noten! Hör zu, wie ich lesen kann, Vater! Ich kann auch schreiben! Der Geruch nach Schulheften und Tintenklecksen. Nach dem Unterricht mit meinen kleinen Freunden auf dem Heimweg. Das Herbstlaub raschelt unter unseren Füßen.
     
    »Das war die einzig logische Antwort«, fuhr Newkirk fort. »Wir haben bereits gesehen, wie schwierig – wenn nicht sogar unmöglich – der Versuch ist, das Gedächtnis nur von bösen Erinnerungen zu befreien. Man müßte einen Verstand nehmen, den Brutalität, Nachlässigkeit und kriminelle Angewohnheiten beeinflußt haben, und ihn reinigen – aber das können wir nicht. Wir können jedoch alle Erinnerungen löschen und sie durch eine Vergangenheit ersetzen, von der wir wissen, daß sie einen glücklichen, ausgeglichenen und anpassungsfähigen Menschen erzeugen muß. Was wollen wir also mehr?
    Das nächste Problem bestand daraus, diese künstliche Vergangenheit zu schaffen und sie unlösbar mit dem Gedächtnis der Versuchsperson zu verbinden, sie dort für immer und ewig zu verankern. Dazu ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Künstlern und Wissenschaftlern erforderlich. Ein Team aus Psychologen und Schriftstellern produziert gemeinsam einen detaillierten ›Erinnerungs-Bericht‹, der eine Zusammenfassung aller bewußten Erinnerungen des Patienten seit seiner Kindheit bis zum heutigen Tag darstellt.
    Dieser Erinnerungs-Bericht wird direkt ins Unterbewußtsein des Patienten übertragen, wo die Neuronen ihn speichern. Von diesem Augenblick an sind die fiktiven Erinnerungen ebenso wirksam und real wie das frühere Gedächtnis des Patienten, das wir entfernt haben.«
    »Nun, diese Idee ist bestimmt interessant«, sagte Kidder, »aber ich habe den Eindruck ...«
    »Ich weiß genau, was Sie denken. Sie fragen sich, ob diese Methode praktisch durchführbar sein kann. Schließlich geben wir unseren Patienten nur eine fiktive Vergangenheit. Was geschieht, wenn sie alte Erinnerungen nochmals erleben wollen? Wenn sie zu den Freunden und Stätten ihrer Kindheit zurückkehren wollen? Eine gute Frage, Doktor.«
    Kidder lächelte dankbar.
    »Wir haben uns natürlich auch mit diesem Problem befaßt. Die Lösung ist ganz einfach. Der Patient erhält den ausdrücklichen post-hypnotischen Befehl, die

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