Magazine of Fantasy and Science Fiction 21 - Flucht in die Vergangenheit
meiner wunderschönen blonden Frau durch einen Desintegrator in eine formlose, blutige Masse verwandelt wurden – und ich habe keinen Finger gerührt, um Sie zu beschützen oder zu verteidigen.
Was hat Ihre Untersuchung verborgener psychologischer Impulse dazu zu sagen?«
Punktlandung
(The Locator)
Robert Lory
Gerard Bufus war ein ordnungsliebender Junggeselle. Er wohnte in einem ordentlichen Appartement, das aus vier ordentlichen Räumen bestand: Küche, Bad, Wohn-Schlafzimmer und Bibliothek. Die Bibliothek war besonders ordentlich. Selbst die bunten Nadeln auf der großen Weltkarte an der Wand waren so parallel zum Fußboden und zueinander angeordnet, wie es Gerard Bufus möglich war.
In einer so unordentlichen Stadt wie Chicago war es äußerst schwierig, wirklich ordentlich zu sein, aber Gerard Bufus erzielte trotzdem gute Erfolge. Sein Lebensstil wurde von keinerlei Freunden beider Geschlechter behindert. Er arbeitete als Buchhalter, und Gerard Bufus war der Typ eines Buchhalters, von dem andere Buchhalter behaupten, er sei nur eine bösartige Erfindung und existiere nicht wirklich. Gerard Bufus war pedantisch und kleinlich; ein Buchhalter, der geradezu fanatisch auf Ordnung in seinen Bilanzen und seiner Kleidung achtete.
Seine Kleidung. Gerard Bufus wählte nur symmetrische Kleidungsstücke. Das bedeutete natürlich, daß sein Geschmack ihm bei Anzügen hauchdünne Nadelstreifen vorschrieb – aber diese Nadelstreifen mußten genau senkrecht auf dem imaginären Horizont stehen und mit der Wasserwaage nachprüfbar sein. Seine Krawatten waren unweigerlich einfarbig. Krawattenmuster brachten ihn aus dem Gleichgewicht und waren deshalb ungeeignet.
Er benützte einen Krawattenclip. Die Krawatte locker herabhängen zu lassen, so daß jeder Windstoß sie ihm über die Schulter Rattern ließ, wäre undenkbar gewesen, und eine Krawattennadel brachte das Problem genauer Zentrierung mit sich. Aber es war auch nicht leicht, die richtigen Krawattenclips zu finden. Sie mußten lang genug sein und quer über die Krawatte reichen. Andere Männer, die vor dem gleichen Problem standen, hätten es vielleicht gelöst, indem sie den Clip höher oder tiefer anbrachten, bis seine Länge sich mit der Krawattenbreite deckte, aber Gerard Bufus gehörte nicht zu diesen nachlässigen Menschen. Krawattenclips mußten genau über dem vierten Knopf von oben getragen werden – zumindest alle Krawattenclips, die Gerard Bufus gehörten.
Im Alter von einundvierzig Jahren färbte Gerard Bufus sich die Haare schwarz. Trotzdem war er keineswegs eitel. Er hätte nichts gegen graues Haar einzuwenden gehabt, wenn die grauen Haare wenigstens an beiden Schläfen gleichmäßig erschienen wären. Das war nicht der Fall gewesen, deshalb färbte er sie.
Ohne diesen ausgeprägten Gleichheitssinn wäre Gerard Bufus nie in der Lage gewesen, das Analogon zu konstruieren, das ihn eines Tages weltberühmt machen würde, wie er hoffte. Die Karte an der Wand seiner Bibliothek war nur ein Teil davon. Jede bunte Stecknadel bedeutete, daß dort nach Augenzeugenberichten eine Fliegende Untertasse gelandet war – entweder tatsächlich gelandet oder nach Zeugenaussagen in niedriger Höhe auf der Suche nach einem Landeplatz.
»Lebewesen, die intelligent genug wären, um die Probleme der Raumfahrt zu lösen, müßten ordentliche Leute sein«, hatte Gerard Bufus vor Jahren einer Gruppe von UFO-Fans erklärt, auf deren Versammlung er in Chicago gesprochen hatte. »Ihre Landungen auf der Erde – ganz gleich in welcher Absicht – müssen nach Zeit und Ort in einem harmonischen Verhältnis zueinander stehen, das sich aus dem Gesamtplan ergibt. Man brauchte also nur diesen Plan zu erkennen, um zukünftige Landungen voraussagen zu können.«
»Wen interessiert das?« hatte ein Fan gefragt. »Viel wichtiger ist doch die Frage: Was halten die Frauen dieser Leute von Sex?«
Dies war die erste und letzte derartige Versammlung gewesen, an der Gerard Bufus teilnahm. Aber er befaßte sich unverdrossen weiter mit seiner Analyse. Jede Erwähnung einer UFO-Landung wurde so sorgfältig wie überhaupt möglich daraufhin überprüft, wo und wann die Landung stattgefunden hatte, wie sie sich ereignet hatte. Dieses Hobby war kein bloßer Zeitvertreib; Gerard Bufus sah es jedenfalls anders. Wenn der Dialog zwischen den Fremden und Menschen von der Erde begann, war es äußerst wichtig, daß jemand wie Gerard Bufus daran teilnahm. Nur dann würden die Fremden einen
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