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Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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vorbei und mußte gelegentlich weite Umwege machen, wenn ihm ein Berg aus Verbundglassplittern oder Autostoßstangen den Weg versperrte. Die abergläubischen Bewohner dieser Gegend weigerten sich, seine Fragen zu beantworten, weil sie ihn für einen FBI-Mann hielten. Er taumelte weiter, ohne zu essen und zu trinken, sogar ohne Schlaf, weil er fürchten mußte, dann von den Massen niedergetrampelt zu werden.
    Ein barmherziger Fürsorger hielt ihn zum Glück davon ab, aus einem typhusverseuchten Brunnen zu trinken. Dieser weise, grauhaarige alte Mann nahm ihn bei sich auf und pflegte ihn in seinem eigenen Heim gesund – in einer Hütte aus zusammengerollten Zeitungen, über der die moosbedeckten Ruinen des Gebäudes aufragten, das früher den stolzen Namen Lincoln Center getragen hatte. Er gab Baxter den guten Rat, das zwecklose Rennen aufzugeben und sein Leben in den Dienst der hilfsbedürftigen Menschheit zu stellen.
    Das war ein erhebendes Ideal, und Steve Baxter hätte den Rat dieses Weisen fast befolgt; durch einen Zufall hörte er jedoch die letzten Rennergebnisse im alten Röhrensuper seines Wohltäters.
    Zahlreiche Teilnehmer waren bereits vorläufig oder endgültig an den Klippen der Großstadt gescheitert. Freihoff St. John war wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet worden, als er eine leere Zigarettenpackung auf der Straße weggeworfen hatte. Und die Gruppe, die über die Verrazzano-Brücke gekommen war, ohne dort ernstlich aufgehalten zu werden, war nun zwischen den schneebedeckten Festungen von Brooklyn Heights verschwunden und nicht wieder aufgetaucht.
    Baxter erkannte, daß er noch keineswegs ausgeschieden war.
     
    Er war verständlicherweise in gehobener Stimmung, als er wieder aufbrach. Aber nun wirkte sich sein gesteigertes Selbstvertrauen verderblicher als die schlimmste Depression aus. Auf dem Weg nach Süden benützte er eine Verkehrsstauung dazu, um auf ein Expreß-Passagierförderband zu treten. Das war leichtsinnig, denn er tat es, ohne vorher die Konsequenzen zu bedenken.
    Als das Förderband ihn mit sich forttrug, stellte er zu seinem Entsetzen fest, daß er weder abbiegen noch vor dem Ziel umsteigen konnte. Dieses Band würde ihn geradewegs zu so unbekannten und gefährlichen Bezirken wie Jones Beach, Fire Island, Patchogue und East Hampton bringen.
    In dieser Situation mußte er entschlossen handeln, bevor es zu spät war. Links von sich hatte er eine kahle Betonmauer; rechts sah er eine hüfthohe Trennwand, an der große Schilder warnten:
     
    Überspringen dienstags,
    donnerstags und samstags
    zwischen 12 und 24 Uhr
    verboten!
     
    Heute war Dienstagnachmittag – folglich war das Überspringen verboten. Aber Steve ließ sich nicht durch Verbote abhalten, sondern setzte mit einer eleganten Flanke über die Trennwand.
    Die Vergeltung war rasch und schrecklich. Aus einem der berüchtigten Hinterhalte der Stadt kam ein getarnter Streifenwagen hervor. Der Wagen raste auf Baxter zu, und die Polizisten schossen dabei wild in die Menge. (In diesem unglücklichen Zeitalter waren Polizisten dazu verpflichtet, bei der Verfolgung eines Verdächtigen wild in die Menge zu schießen.)
    Baxter suchte im nächsten Süßwarenladen Zuflucht. Dort wurde ihm klar, wie diese Verfolgungsjagd enden würde, und er versuchte sich zu ergeben. Aber das war nicht zulässig, weil die Gefängnisse ohnehin bereits überfüllt waren. Ein Kugelhagel zwang ihn in Deckung, während die Polizisten Granatwerfer schußbereit machten und Flammenwerfer ausprobierten.
    Nun schien alles zu Ende zu sein – nicht nur Steve Baxters Hoffnungen, sondern auch sein junges Leben. Er lag auf dem Boden zwischen Zuckerschlagringen und Lakritzepeitschen, befahl Gott seine Seele und bereitete sich auf das Ende vor.
    Aber seine Verzweiflung war ebenso voreilig, wie es sein übertriebener Optimismus gewesen war. Er hörte plötzlich Schüsse aus anderer Richtung, hob vorsichtig den Kopf und stellte fest, daß einige Bewaffnete der Polizei in den Rücken gefallen waren. Als die Männer in den blauen Uniformen sich umdrehten, um dieser neuen Bedrohung zu begegnen, wurden sie von der Seite her unter Feuer genommen und bis zum letzten Mann niedergemacht.
    Baxter trat auf die Straße hinaus, um seinen Rettern zu danken, und stellte fest, daß sie von Flame Steinmetz angeführt wurden. Die schöne Banditin hatte den zurückhaltenden, ruhigen Fremden nicht vergessen können. Obwohl ihr betrunkener Vater irgendwelche Einwände gemurmelt

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