Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

antwortete nicht, sondern betrachtete sein teuer erworbenes Land. Seine Kinder – Tommy und die blonde kleine Amelia – spielten mit einem Erdklumpen. Der US-Marshal sah ihnen zu; dann räusperte er sich und wandte sich an Steve.
    »Sie können sich die Sache jetzt noch anders überlegen«, erklärte er ihm.
    »Was?« fragte Steve erstaunt.
    »Sie können sich die Sache anders überlegen und wieder in Ihr Appartement in der Stadt ziehen ... Ich meine, manche Leute finden es hier draußen reichlich unbequem, weil sie vielleicht etwas anderes erwartet haben ...«
    »Oh, Steve, nein!« jammerte Adele und warf ihm einen flehenden Blick zu.
    »Nein, Daddy, nein!« stimmten die Kinder ein und liefen zu ihm.
    »Wieder in die Stadt ziehen?« fragte Baxter verständnislos. »Nein, daran habe ich nicht gedacht. Ich habe mir nur alles angesehen. Mister, ich habe noch nie so viel unbebautes Land auf einmal zu sehen bekommen!«
    »Ich weiß«, stimmte der Marshal zu. »Ich arbeite seit zwanzig Jahren hier draußen, aber der Anblick nimmt mich jedesmal gefangen.«
    Baxter und seine Frau wechselten einen begeisterten Blick. Der Marshal rieb sich die Nase und meinte: »Nun, Sie brauchen mich schätzungsweise nicht mehr, was?« Er verschwand unauffällig.
    Steve und Adele betrachteten ihr Land. Dann sagte Adele: »Oh, Steve, Steve! Das gehört alles uns! Und du hast es uns verschafft – du ganz allein!«
    Baxter schüttelte fast unmerklich den Kopf. »Nein, Liebling, ich habe es nicht allein fertiggebracht«, stellte er leise fest. »Jemand hat mir geholfen.«
    »Wer, Steve? Wer hat dir geholfen?«
    »Das erzähle ich dir später einmal«, wehrte Baxter ab. »Komm jetzt – wir gehen in unser eigenes Haus.«
    Sie betraten den Schuppen Hand in Hand. Hinter ihnen ging die Sonne über Los Angeles im Smog unter. Ein schöneres Happy-End war in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts kaum vorstellbar.

Baujahr 3100
    (Safe at any speed)
     
Larry Niven
     
     
    Aber wie, fragen Sie ganz zu Recht, konnte es überhaupt passieren daß mein Wagen mich so im Stich ließ?
    Ich sehe schon das blanke Entsetzen in Ihren Augen, während Sie sich vorstellen, auch Ihr Wagen könnte plötzlich versagen. Ihre Lebenserwartung ist heutzutage praktisch unbegrenzt, Sie sind ein potentiell unsterbliches Lebewesen und ergreifen alle nur möglichen Vorsichtsmaßnahmen – aber dann ist vielleicht doch alles vergebens. Das Disruptorfeld des Müllschluckers in Ihrer Küche kann sich unerwartet ausdehnen und Sie mit Haut und Haar verschlingen. Ihre Transferzelle kann Sie im Sender verschwinden lassen, aber unglücklicherweise vergessen, Sie wieder im Empfänger auftauchen zu lassen. Ein Passagierförderband kann ruckartig auf zweihundert Stundenkilometer beschleunigen und Sie dann gegen eine Hauswand werfen. Sämtliche Gewürzpflanzen der Tausend Welten könnten schlagartig verdorren, so daß Sie wie die Menschen früherer Zeiten alt und runzlig und arthritisch würden. Nein, nein, das ist alles in der Geschichte der Menschheit noch nie passiert; aber wenn man nicht einmal mehr seinem Wagen trauen kann, worauf kann man sich sonst verlassen?
    Beruhigen Sie sich, werter Leser, die Sache war nicht ganz so schlimm.
    Vor allem ist alles auf Margrave passiert – einem Planeten im ersten Stadium der Zivilisierung, dessen Kolonisation noch einige Mühe kosten wird. Ich war vor zwanzig Minuten am Triangelsee gestartet und flog in knapp dreihundert Meter Höhe in Richtung Wiggly River, wo die großen Waldgebiete beginnen. Die automatischen Holzfällmaschinen hatten in letzter Zeit auch junge Bäume gefällt, die noch nicht an der Reihe gewesen wären, und ich sollte deshalb ihren Computer überprüfen. Ich flog mit Autopilot, hatte mich auf den Rücksitz zurückgezogen und spielte in aller Ruhe 3-D-Solitär, wobei ich vorsichtshalber die Kamera mitlaufen ließ, um einen Beweis zu haben, falls ich wider Erwarten gewinnen sollte.
    Dann stieß ein Roc aus heiterem Himmel herab, packte meinen Wagen mit seinen zehn riesigen Krallen und verschluckte ihn.
    Sie werden sofort einsehen, daß dergleichen nur auf Margrave passieren konnte; das muß jedem vernünftigen Menschen sofort klar sein. Erstens hätte ich auf einem zivilisierten Planeten keine zweistündige Fahrt mit dem Wagen unternommen. Ich hätte die nächste Transferzelle benützt. Zweitens war der Unfall nur auf Margrave möglich, weil es nur dort Rocs gibt. Ziemlich logisch, was?
    Nun, dieser verdammt große Vogel