Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne
sogar versucht, das Schildkontrollzentrum zu besetzen. Dieser Anschlag war im letzten Augenblick durch verzweifelte Abwehrmaßnahmen vereitelt worden, sonst wären die Konsequenzen geradezu unvorstellbar gewesen. Die Banditen waren mit ihrem Fahrzeug entkommen – die Direktoren des Hauses hatten es nur allzu gern hinausgelassen – und hatten ein Vermögen fortgeschleppt.
Daß ein ähnlicher Überfall in einem Pfauenhaus passieren könnte, war kaum vorstellbar, obwohl die Pfauen keine genialen Techniker, sondern in erster Linie Werbefachleute waren. Aber allein deshalb besaßen sie mehr Informationsmöglichkeiten als andere Klans – nur die Ameisen waren vielleicht noch etwas besser informiert –, und das bedeutete, daß sie stets über die letzten Abwehrmöglichkeiten unterrichtet waren. Jedenfalls hatte dieser Vorfall deutlich gezeigt, daß nur ständige Wachsamkeit vor Katastrophen dieser Art schützte. Alle Klans hatten unmittelbar darauf ihr Forschungsbudget wesentlich erhöht.
Philip bog auf die Hauptstraße zur Stadt ab. Bevor der Verkehr allzu dicht wurde, suchte er sich ein Ziel für die morgendliche Überprüfung seiner Abschirmung aus: einen kahlköpfigen Mann in einem 48er Windhund. Der Mann selbst gehörte zu den Bienen; kein Angehöriger des Windhundklans hätte sich in einem so veralteten Produkt seines eigenen Klans sehen lassen.
Philip visierte die auffälligen gelben Streifen auf dem Trikot des Kahlköpfigen an, der etwa zweihundert Meter vor ihm fuhr. Er beschleunigte kurz auf hundertzwanzig und verringerte seine Geschwindigkeit wieder auf achtzig, als er neben dem anderen herfuhr. Dann hupte er einmal kurz, zweimal lang und noch mal kurz, um den anderen Fahrer auf die beabsichtigte Überprüfung seiner Abschirmung aufmerksam zu machen.
Der Mann sah zu ihm hinüber ... und machte tatsächlich ein böses Gesicht. Er beschleunigte sogar, ohne das Hupsignal zu erwidern. Als ob Überprüfungen nicht durchaus üblich und angebracht wären! Dadurch wurden die Abschirmungen beider Fahrzeuge auf die Probe gestellt, so daß ihre Besitzer beruhigt sein konnten. Und Psychiater empfahlen diese Methode, weil aggressive Tendenzen dadurch mühelos abreagiert wurden.
Die Männer waren in der Mitte des 22. Jahrhunderts ohnehin nicht mehr wirklich aggressiv. Sie kleideten sich vielleicht so, daß dieser Eindruck entstehen konnte, aber ihre Aggressivität beruhte meistens auf Angst. Da sie seit Erfindung der Abschirmungen keine Angst vor Gewalttätigkeiten mehr zu haben brauchten, war auch ihre Aggressivität weitgehend geschwunden.
Schön, wenn er es nicht anders haben will, dachte Philip. Er hätte ohne weiteres einen anderen Fahrer finden können, der mit einer Überprüfung einverstanden war, aber er ärgerte sich über die unhöfliche Art des Mannes. Er gab Gas und holte ihn rasch ein.
Der Mann wurde keineswegs langsamer, sondern beschleunigte eher noch und starrte verbissen geradeaus. Philip grinste und schwenkte rascher ein als sonst.
Als die beiden Abschirmungen zusammentrafen, heulten die Generatoren auf, und der andere Fahrer sah erschrocken zu Philip hinüber. Sein Wagen prallte ab und wurde gegen den Begrenzungsschild am Straßenrand geschleudert. Das war bei ihrer Geschwindigkeit bestimmt kein angenehmes Gefühl, denn die Straße führte hier am Rand einer Schlucht entlang – und der Begrenzungsschild war so unsichtbar wie alle anderen. Oder jedenfalls beinahe unsichtbar. Wenn das Licht im richtigen Winkel einfiel, war jeder Schild als schwaches Schimmern polarisierter Atome sichtbar.
Philip mußte nach links ausweichen, als der Windhund erneut abprallte. Der Fahrer versuchte geradeaus weiterzufahren, lenkte in der Aufregung zu weit nach rechts und kam wieder zu nahe an den Straßenrand. Philip wartete den richtigen Augenblick ab, schwenkte ein und hatte nun den anderen Wagen zwischen seiner Abschirmung und dem Begrenzungsschild der Straße eingeklemmt. Der Mann mußte jetzt bremsen.
Philip winkte ihm fröhlich zu und hupte wie üblich kurz-lang-kurz, um das Ende der Überprüfung anzuzeigen. Der andere Mann tippte sich nur an die Stirn Philip lachte darüber und stellte sich vor, wie schrecklich es sein mußte, einem Klan anzugehören, der solche Grobiane in seinen Reihen duldete!
Er durchquerte die Stadt und erreichte das Pfauengebäude. Die Schlange der Wartenden war noch nicht lang. Philip war fleißig und kam immer früh zur Arbeit – nie später als zehn Uhr dreißig. Die Wagen vor
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