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Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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überhaupt keine übertragenen Eigenschaften aufwiese. Müssen wir nicht logischerweise annehmen, daß jedes Lebewesen zu stolz auf seine Art und seine Identität wäre, um sie auf diese Weise mit fremden Eigenschaften verdünnen zu lassen? Würden die meisten diese Veränderung wollen, durch die sie zu Mischlingen würden?«
    »So spricht ein Segregationist«, behauptete der Med-Ingenieur.
    »Gut, wenn Sie so wollen«, stimmte der Chirurg gelassen zu. »Ich finde, daß jeder bleiben sollte, was er ist. Ich würde meinen eigenen Körper unter keinen Umständen verändern. Sollte irgendein Teil unbedingt ersetzt werden müssen, würde ich darauf bestehen, daß dieser Körperteil durch gleichartiges Material ersetzt wird. Ich bin ich; diese Rolle gefällt mir, und ich möchte keine andere spielen.«
    Er war jetzt fertig und mußte sich für die Operation vorbereiten. Er steckte seine kräftigen Hände in den Heizofen, in dem sie rotglühend und dadurch völlig steril wurden. Trotz seiner leidenschaftlichen Worte hatte sich sein Tonfall nie verändert, und auf seinem brünierten Metallgesicht lag – wie immer – kein erkennbarer Ausdruck.

Muscadine, der Androide
    (Muscadine)
     
Ron Goulart
     
     
    Als er die winzigen Schrauben im dunklen Hotelzimmer unter seinen Füßen spürte, blieb er stehen und sagte: »Dieser Blödmann! Er hat sich wieder eine Hand abgeschraubt und ist weggelaufen, um sie irgendeinem blöden Mädchen zu schicken!«
    Norm Gilroy machte Licht. Er stellte mit einem Blick fest, daß der Raum leer war, und griff nach dem Telefon. Während er darauf wartete, daß der Empfang sich meldete, kniete er auf dem Fußboden und hielt den Telefonhörer zwischen Kopf und Schulter eingeklemmt. Er suchte den Teppich ab, fand eine Kontaktlinse, die er am Wochenende verloren hatte, und entdeckte schließlich Muscadines Handschrauben. Gilroy runzelte die Stirn, starrte die Schräubchen in seiner Handfläche an und steckte sie in die Brusttasche seines Schlafanzugs. »Anscheinend ist es diesmal die linke Hand. Damit er noch Autogramme geben kann.«
    »Hotel San Tomas«, meldete sich der Nachtportier.
    Gilroy räusperte sich und fand seine beste Stimme wieder. »Hier ist Norm Gilroy. Haben Sie in letzter Zeit Mister Muscadine gesehen?« Er mußte aufgestanden und hinausgeschlichen sein, während Gilroy duschte.
    »Mister Gilroy, Mister Muscadine ist vor zehn oder fünfzehn Minuten in einem Taxi fortgefahren.«
    »Äh, ist Ihnen aufgefallen, ob er die linke Hand in der Manteltasche vergraben hatte?«
    »Wenn Sie mich danach fragen, Mister Gilroy ... Mister Muscadine schien überhaupt keine linke Hand zu haben. Er blieb kurz bei mir stehen, um mich zu fragen, wo er um diese Zeit ein Päckchen aufgeben könne.«
    »Was haben Sie gesagt?«
    »Ich habe ihm vorgeschlagen, es mit dem nächsten größeren Briefkasten zu versuchen«, antwortete der Nachtportier. »Ist das Hotel auf irgendeine Weise für Mister Muscadines verletzte Hand haftbar zu machen?«
    »Nein«, erwiderte Gilroy. »Dabei handelt es sich um eine ziemlich tragische Geschichte, und ich bin überzeugt davon, daß Mister Muscadine sie lieber geheimhalten möchte.« Er hatte seinen ersten Schreck überwunden und war der Sache jetzt völlig gewachsen. Schließlich arbeitete er seit einem Jahrzehnt als PR-Mann; davon fast sechs Jahre für Muscadine. »Vielen Dank.« Gilroy legte auf.
    Dieser Blödmann ist heimlich verschwunden, um dieser Pazifistin und Sitarspielerin seine Hand zu schicken. Während Gilroy sich anzog, murmelte er vor sich hin: »Wer hätte schon gedacht, daß eine pazifistische Sitarspielerin aufkreuzen würde, wenn Muscadine im Emporium Autogramme gibt?«
    Sie hatten auch keine Ersatzhände mehr. Muscadine hatte letzte Woche eine per Luftpost an das Mädchen geschickt, das bei der Wahl der Miß Wyoming nur auf den dritten Platz gekommen war. Damit waren sechs, sieben dieser verdammten Dinger weg. Dacoit & Sons war ein bekannter, aber in vieler Beziehung sehr konservativer Verlag in Boston. Der Verlagsleitung würden diese vielen Hände, die kreuz und quer durch Amerika geschickt wurden, nicht gerade passen. Gilroy hatte noch nichts davon gesagt. Er wollte erst sehen, was sich in San Francisco tun ließ, bevor er sich mit Dacoit & Sons anlegte.
    Gilroy fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn, holte tief Luft, knöpfte sich seinen dunklen Geschäftsanzug zu und fuhr in die Hotelhalle hinunter.
    Der Drogist in dem Drugstore an der Ecke, der

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