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Magazine of Fantasy and Science Fiction 24 - Der letzte Krieg

Magazine of Fantasy and Science Fiction 24 - Der letzte Krieg

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 24 - Der letzte Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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behauptete daraufhin, er habe noch nie etwas getan, das seine Schuld gewesen wäre, und sie gab zur Antwort, sie finde ihn widerlich.
    Danach zogen sich beide in trübseliger Stimmung an, und der Sergeant fuhr in seinem Jeep mit überhöhter Geschwindigkeit zur Kaserne zurück. Unterwegs konnte er plötzlich nicht mehr fahren, sondern mußte aussteigen und sich übergeben. Der Straßenstaub brannte ihm in den Augen, wenn andere Autos vorbeifuhren, und er mußte sich hinter einem Busch verstecken, bevor ihre Scheinwerfer ihn erfaßten, weil er in seinem Zustand nicht gesehen werden wollte.
    Als der Sergeant zu seiner neuen Kompanie kam, hatte die beschränkte kriegerische Verwicklung eben erst begonnen, und er brauchte nicht lange, um sich in sein Aufgabengebiet einzuarbeiten. Als erstes hörte er, sein Vorgänger sei wegen erwiesener Gefühlslabilität abgelöst und ins Landesinnere versetzt worden, um in einer Instandsetzungseinheit Dienst zu tun. Als zweites bekam er heraus, daß sein Job ganz anders aussah, als man ihm ursprünglich versprochen hatte. Er gehörte nicht einmal zur kämpfenden Truppe, sondern war eigentlich nur für die Aufrechterhaltung der Nachrichtenverbindungen zuständig. Als der Sergeant merkte, daß er nur Nachrichten vom Hauptquartier entschlüsseln und innerhalb der Kompanie verbreiten mußte, wenn er nicht gerade damit beschäftigt war, Mitteilungen der Kompanie zu verschlüsseln, damit sie ans Hauptquartier weitergeleitet werden konnten, fühlte er sich zunächst unglaublich betrogen und hatte fast den Eindruck, er habe sein ganzes Leben in der Army zugebracht, nur um jetzt feststellen zu müssen, daß alles völlig sinnlos gewesen war. Der Captain dieser Kompanie nahm täglich zwischen hundert- und hundertfünfzigmal mit dem Hauptquartier Verbindung auf; er bemühte sich, ständig auf dem laufenden zu bleiben, und war stets auf der Suche nach neuen Methoden zur Stärkung der Kampfmoral der Truppe. Die anderen Offiziere hatten ebenfalls Nachrichten zu übermitteln, und die Mannschaftsdienstgrade drückten ihm ständig Geld in die Hand und baten ihn, irgendwelchen Verwandten durch Vermittlung des Hauptquartiers schöne Grüße bestellen zu lassen. Der Sergeant fand das alles widerlich, aber am schlimmsten war die Tatsache, daß er im Gefecht am Schluß der Kompanie marschieren, zehn bis fünfzehn Bestandteile der Funkausrüstung schleppen und den Offizieren jeweils Papier geben mußte, wenn sie das Bedürfnis hatten, etwas zu schreiben. Außerdem hatte er die Taschen mit den letzten Nachrichten aus dem Hauptquartier vollgestopft, und der Captain zog sie von Zeit zu Zeit heraus. Das war eine entwürdigende Situation; so schlimm war es ihm noch nie ergangen. Wenn die Kompanie sich nicht im Gefecht befand, wurde der Sergeant förmlich mit Nachrichten überschwemmt, weil der Captain und das Hauptquartier diese günstige Gelegenheit nützten; er konnte sich schließlich kein Leben ohne Papier mehr vorstellen. Er gewöhnte es sich an, seiner Frau kurze Briefe zu schreiben, in denen er ihr hauptsächlich nur mitteilte, daß sie völlig recht gehabt habe. In seiner beschränkten Freizeit forderte er auf dem Dienstweg eine Stoppuhr an und versuchte den Zeitpunkt seiner Entlassung auf Minuten, Sekunden und Zehntelsekunden genau festzulegen.
    Zu Beginn des ersten Sommers hatte der Sergeant zum zweiten- und letztenmal Glück, und er bildete sich lange Zeit sogar ein, schließlich sei doch alles gut geworden. Nachdem der alte Captain ins Hauptquartier zurückversetzt worden war, schrieb der Sergeant seiner Frau keine Briefe mehr, denn inzwischen war ein neuer, jüngerer Captain eingetroffen. Dieser neue Captain hielt anscheinend nichts von Nachrichtenverbindungen und hatte kein Interesse daran, selbst einen Funkspruch nach dem anderen zu verfassen; er erklärte dem Sergeanten gleich am ersten Tag seines Dienstantritts, daß er sich erst akklimatisieren müsse, bevor er Zeit für einen regen Nachrichtenfluß habe. Das war dem Sergeanten natürlich nur recht, und er merkte bald, welche Auswirkungen diese Entscheidung hatte; sie wirkte geradezu Wunder. Aus dem Hauptquartier kamen immer weniger Nachrichten; an manchen Tagen nur noch ein Dutzend, und der Sergeant stellte fest, daß er jetzt erheblich mehr Freizeit hatte; deshalb begann er seine Erlebnisse in vier Kriegen und acht beschränkten kriegerischen Verwicklungen in Romanform niederzuschreiben. Auch seine Rolle im Gefecht änderte sich drastisch,

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