Magazine of Fantasy and Science Fiction 25 - Planet der Selbstmörder
nicht richtig helfen.«
»Könnten Sie nicht wenigstens seinem eigenen Arzt einen Wink geben, falls Holt wirklich ernstlich erkrankt ist?«
»Vielleicht. Das muß sich noch herausstellen. Vorläufig kann ich nur annehmen, daß Holt ausreichend behandelt wird.«
Jan verabschiedete sich wenig später von Dr. Carmody. Am Empfang erhielt er die Nachricht, Chefinspektor Brunig bitte um seinen Anruf. Er telefonierte von seinem Zimmer aus.
»Inzwischen hat sich etwas Wichtiges ereignet«, erklärte Brunig. »Zwei der Verschwundenen sind gesehen worden: einer in Skarvik, einer etwa sechshundert Kilometer weit entfernten Bergwerksstadt, und der andere vor einer Stunde in Ligord.«
»Ausgezeichnet«, meinte Jan zufrieden. »Dadurch wird die Sache weniger geheimnisvoll. Was sagen die beiden?«
»Sie sind verblüffenderweise wieder untergetaucht, aber die Identifizierung scheint trotzdem zuverlässig gewesen zu sein. Sie sind auf der Straße von Bekannten gesehen worden und haben sich jeweils lange genug aufgehalten, daß ihre Identität in einem kurzen Gespräch bestätigt werden konnte. Meine Leute suchen natürlich nach ihnen, aber falls Sie nichts dagegen haben, werde ich trotzdem zu meinem Vortrag gehen. Mir ist übrigens eingefallen, daß Sie keine Fotos der Betreffenden haben, deshalb schicke ich Ihnen einen ganzen Satz durch Boten. Vielleicht begegnet Ihnen einer der Verschwundenen.«
»Vielen Dank«, antwortete Pierson. »Gehen Sie nur zu Ihrem Vortrag.«
Jan breitete seine Notizen auf dem Schreibtisch aus. Sie bestanden meistens nur aus wenigen Stichworten, die ihn an ein Gespräch erinnerten. Pierson betrachtete sie nachdenklich und wurde das Gefühl nicht los, irgendeinen Hinweis übersehen zu haben. Aber er konnte nicht lange darüber nachdenken. Sein Telefon klingelte.
Eine unbekannte Frauenstimme fragte, ob er Jan Pierson sei.
»Und ich bin Vera Marrock ... Mrs. Marrock. Ich wohne in der Norvei Avenue 314, an der auch Ihr Hotel liegt.«
»Ja?«
»Ich wohne in einem Appartement unter der früheren Wohnung von Professor Stevens. Die Polizei hat mir mitgeteilt, Sie würden mich heute zu einem Gespräch aufsuchen.«
»Richtig, das hatte ich vor«, gab Jan zu, »aber ich komme leider doch erst morgen dazu.«
»Marty wohnt bei mir. Sie hat Sie an Bord kennengelernt.«
»Ja, natürlich. Ist etwas passiert?«
»Hoffentlich nicht! Wir haben nach dem Abendessen über diese Entführung gesprochen, und Marty hatte plötzlich eine Idee, die sie Ihnen unbedingt erzählen wollte. Sie ist vom Tisch aufgesprungen, hat mir noch zugerufen, sie wolle in Ihr Hotel, und ist fortgelaufen. Ich habe ihr nachgerufen, sie könne Sie auch anrufen, aber sie scheint mich nicht mehr gehört zu haben.
Wir sollen nach Einbruch der Dunkelheit die Straßen meiden, wissen Sie, und ich mache mir Sorgen um sie. Ich bin eine alte Frau und nicht mehr gut zu Fuß, sonst würde ich selbst nach ihr suchen. Glauben Sie, daß Marty in Gefahr ist?«
»Bestimmt nicht, Mrs. Marrock«, versicherte Jan ihr sofort, »aber damit Sie ganz beruhigt sein können, gehe ich Marty selbst entgegen.«
Er legte auf und dachte über diese neue Situation nach, die statistisch gesehen keineswegs beunruhigend war; aber während er darüber nachdachte, zog er bereits seine Jacke an und verließ zwei Minuten später das Hotel.
Zwischen dem Vil-Kort und dem Haus Norvei Avenue 314 begegnete er keinen Fußgängern. Deshalb klingelte er bei Mrs. Marrock, obwohl er damit riskierte, die alte Dame noch mehr zu ängstigen.
»Ist sie noch nicht zurück? Dann rufen Sie am besten die Polizei an. Aber die Polizisten sollen sich erst mit Brunig in Verbindung setzen, bevor sie zu suchen beginnen. Ich sehe selbst noch einmal nach.«
Piersons Ausrüstung für Notfälle umfaßte auch eine zweihundert Watt starke Taschenlampe, die er jetzt einschaltete. Er leuchtete damit sämtliche Winkel, Abzweigungen, Gäßchen und Sackgassen auf beiden Seiten der Norvei Avenue ab. Obwohl die Kolonie nur fünfundsechzig Jahre alt war, führten erstaunlich viele Durchgänge zu offenen Innenhöfen, in denen Werkstätten und Geschäfte lagen. Dort war es dunkel, und Jan kam nur langsam voran. Andererseits war es zwecklos, den Weg so rasch wie möglich zurückzulegen und dabei Marty oder irgendeine Spur zu übersehen.
Nach etwa dreihundert Metern fand Pierson ihre goldene Halskette, die sie an Bord des Raumschiffs fast ständig getragen hatte. Sie lag mitten auf dem Gehsteig, aber der dunkle
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