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Magazine of Fantasy and Science Fiction 25 - Planet der Selbstmörder

Magazine of Fantasy and Science Fiction 25 - Planet der Selbstmörder

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 25 - Planet der Selbstmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Eingang der nächsten Passage gähnte auffällig nahe. Jan wollte die Kette an sich nehmen, ließ sie dann aber doch liegen und bildete einen Richtungspfeil aus ihr, dessen Spitze auf den Durchgang zeigte. Als er in der Ferne einen Aircar vorbeischweben sah, der seiner Meinung nach ein Streifenwagen sein konnte, blinkte er mit seiner Taschenlampe SOS und drang dann in den Innenhof ein. Er war kleiner als die meisten anderen; links sah Jan eine Weinkellerei, rechts erhob sich ein Wohngebäude, das ebenfalls unbeleuchtet war.
    Der Lichtstrahl seiner Taschenlampe war natürlich gut zu sehen, falls jemand hinter einem der dunklen Fenster stand, aber Jan mußte zuerst den Hof überprüfen. Dann trat er an die Eingangstür des Wohngebäudes und drückte langsam die Klinke herab. Die Tür war zum Glück unverschlossen. Jan hatte während seiner Ausbildung gelernt, wie man Schlösser aller Art öffnete, und er hatte einen Universaldietrich bei sich, aber er hatte seine Kenntnisse nie praktisch anwenden müssen und bezweifelte sehr, daß er Erfolg gehabt hätte. Die Schlösser, die er bisher auf Kort gesehen hatte, waren alle sehr massiv konstruiert gewesen. Daß diese Tür nachts offenstand, deutete auf eine Falle hin, aber Jan hatte keine andere Wahl, als sie über sich zuschnappen zu lassen.
    Pierson ging in die Hocke, bevor er die Tür aufstieß. Wider Erwarten geschah nichts. Er stand auf, trat über die Schwelle und schloß leise die Tür hinter sich. Dann blieb er unbeweglich stehen, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Als er nach einigen Minuten noch immer nichts sah und hörte, stellte er das Polarisationsfilter seiner Taschenlampe auf geringste Leuchtkraft ein und ließ diesen Lichtstrahl durch den Raum wandern.
    An einer Tür in der gegenüberliegenden Ecke sah er Chefinspektor Brunig stehen. Brunig mußte ihn beobachtet haben und schien darauf zu warten, daß Jan ihn entdeckte, denn er hob warnend einen Finger an die Lippen.
    Dann wurde es wieder dunkel, während Pierson die möglichen Folgen dieser unerwarteten Entwicklung zu beurteilen versuchte. Er stellte fest, daß er den Chefinspektor noch immer für seinen Verbündeten hielt, obwohl er sich Brunigs Anwesenheit vorläufig nicht erklären konnte. Aber vielleicht gab es eine Erklärung dafür. Vielleicht hatte Brunig nur Marty überwacht. Daß er behauptet hatte, er müsse abends zu einem Vortrag, war nicht weiter ungewöhnlich; Polizisten hielten es oft für richtig, ihre Spuren zu verdecken. Jan wartete auf Brunigs Reaktion.
    »Folgen Sie mir!« sagte eine Stimme kaum hörbar; gleichzeitig sah Jan einen grün leuchtenden Stern in einer weiß behandschuhten Hand. Der Stern bewegte sich, und Pierson folgte ihm, wobei er einen Arm ausstreckte, um nicht gegen ein Hindernis zu stoßen. Brunig schien den Weg gut zu kennen. Die Tür führte auf einen Korridor hinaus, der nach zwanzig Schritten an einer Treppe endete. Jan zählte vierzig Stufen, bevor der nächste Korridor begann. Der grüne Leuchtstern verschwand zweimal, und Pierson blieb bei diesen Gelegenheiten stehen, weil er glaubte, das werde von ihm erwartet. Beim erstenmal mußte er nur wenige Sekunden warten, beim zweitenmal war es etwa eine halbe Minute.
    Hier in der Tiefe veränderte die Luft sich allmählich: sie wurde kühl und feucht und brachte einen unbestimmbaren Geruch mit sich, den Jan Pierson auf Kort noch nicht wahrgenommen hatte. Jan hörte seine eigenen Schritte, aber Brunig bewegte sich völlig lautlos. Sie erreichten eine Türschwelle, und Piersons tastende Finger stellten fest, daß der Raum sich mit einer Schiebetür verschließen ließ. Er betrat ihn und blieb dann stehen. Die ganze Sache gefiel ihm immer weniger. Brunig schien sich hier zu gut auszukennen, ohne daß Jan sich eine Erklärung dafür hätte denken können. Der sechseckige Leuchtstern verschwand wieder. Jan wartete eine halbe Sekunde lang und schaltete dann erneut seine Taschenlampe ein.
    Der schwache Lichtschein genügte, um ihm zu zeigen, daß er sich in einem größeren Raum befand und daß Brunig verschwunden war – offenbar durch die Tür in der gegenüberliegenden Wand. Jan zweifelte nicht daran, daß die Tür hinter seinem Rücken jetzt ebenfalls geschlossen sein würde. Sie war es auch.
    Er war also ein Narr gewesen. Er hatte dem falschen Mann vertraut und war trotz Holts Warnung in die Falle getappt. Wahrscheinlich würde auch sein Name auf der nächsten Vermißtenliste erscheinen ...
    Pierson

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