Magazine of Fantasy and Science Fiction 25 - Planet der Selbstmörder
Sprühstrahl im Gesicht getroffen. Jan atmete instinktiv aus und hielt den Atem an. Der Strahl hörte schon eine Sekunde später auf.
Ich habe ihn hereingelegt! dachte Pierson triumphierend. Es war sehr komisch, daß er jemand hereingelegt hatte, und er blieb auf dem kalten Boden liegen – seine Füße ragten noch in die Öffnung der Falltür hinein – und lachte darüber. Er fühlte sich eigenartig schläfrig, hatte eiskalte Hände und Füße und wußte trotz allem, daß er sich beeilen mußte. Er zwang sich dazu, seinem Schlafbedürfnis nicht nachzugeben, und schlug mit Händen und Füßen mehrmals kräftig gegen den Fußboden. Aber selbst dabei spürte er nichts.
Einige Minuten später konnte er zumindest wieder kriechen. Marty. Er wußte, daß er Marty einholen und befreien mußte; folglich setzte er sich unsicher in Bewegung. Schon nach kurzer Zeit erreichte er eine Treppe, die er in der Dunkelheit und in seinem benommenen Zustand nicht erkannte. Er rutschte und fiel die Treppe hinab, verletzte sich dabei im Gesicht, zog sich zahlreiche blaue Flecken zu und war zunächst ziemlich benommen. Aber nach einer Minute konnte er sogar aufstehen und wußte endlich wieder, was um ihn herum vorging. Schließlich hatte er nur eine winzige Dosis des Betäubungsmittels abbekommen.
Pierson hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt, weil er Vlann so unterschätzt hatte; der Skaldaner hatte bestimmt absichtlich zu der Falltür hinaufgesehen, hinter der er Vleck vermutete. Aber Pierson machte sich noch mehr Vorwürfe, weil er Marty zuerst durch die Falltür nach oben geschoben hatte. Seine Taschenlampe funktionierte noch. Jan hatte die Wahl zwischen zwei Richtungen. Er entschied sich für die Treppe, die in den Raum hinabführte, in dem Marty und er gefangengehalten worden waren. Schließlich war kaum zu erwarten, daß die Skaldaner unbegrenzt viele Räume zur Verfügung hatten.
Die Schiebetür des großen Raums stand offen. Dahinter brannte Licht. Auch die Skaldaner machten also gelegentlich Fehler. Marty lag auf dem Fußboden, und der Skaldaner kniete neben ihr; er war eben dabei, ihr eine Mikkal-Tablette zwischen die Lippen zu schieben. Jan warf sich auf Vleck, als der Skaldaner aufstehen wollte, und traf ihn mit einem Kinnhaken, der genügt hätte, um einen normalen Menschen k.o. zu schlagen. Der Skaldaner stolperte nur rückwärts, schien aber keine Lust zu haben, den Kampf aufzunehmen. Statt dessen torkelte er wimmernd auf die Tür zu, wollte den Raum verlassen und wurde von einem jungen Polizisten festgehalten, der plötzlich hinter ihm auftauchte.
»Halten Sie ihn gut fest! Er ist sehr stark, obwohl er nicht danach aussieht!« warnte Pierson den stämmigen jungen Kortaner. Dann ließ er sich neben Marty auf die Knie nieder, steckte ihr den Zeigefinger in den Mund und förderte damit die Mikkal-Tablette zutage.
»Sie haben mir wehgetan«, zischte Vleck wütend. Er riß sich los und kam auf Jan zu. »Ich habe immer von Gewaltlosigkeit gesprochen, aber Sie haben mir trotzdem wehgetan.« Er trat nach Pierson.
Jan spürte einen Nadelstich am Arm und wachte langsam auf. Die Kortanerin, die sich mit Jod, Mullbinden und Pflaster um ihn bemüht hatte, lächelte aufmunternd und legte ihm eine zarte Hand auf die Stirn, als wolle sie feststellen, ob er Fieber habe.
»Verschwinden Sie!« forderte Jan sie unfreundlich auf. Er blieb noch eine Minute liegen, versuchte seine neue Umgebung zu erkennen – er befand sich offenbar in einem Erste-Hilfe-Raum – und richtete sich dann langsam auf. Als er auf der Bettkante saß, begannen die Schmerzen erst richtig, aber er biß die Zähne zusammen und stand auf. Er trug seine eigene Hose und seine Schuhe; die Krankenschwester schien ihm ein frisches Hemd angezogen zu haben, das jedenfalls nicht ihm gehörte.
»Chefinspektor Brunig möchte Sie sprechen«, erklärte sie ihm.
»Okay, und ich möchte ihn sprechen. Ist Marty ... Miß Stevens ...?«
»Sofort.« Er wurde in Brunigs Büro eskortiert. Marty saß bereits dort. Sie starrte ihn an und begann dann schallend zu lachen. »Entschuldige bitte«, sagte sie schließlich. »Das war nicht nett von mir, aber du siehst so ... hast du dich schon im Spiegel betrachtet?«
»Nein«, gab Jan zu. »Hast du dein eigenes Gesicht im Spiegel gesehen?«
»Ja. Das blaue Auge ist nicht übel, was? Es ist erst mein zweites, und ich bin sehr stolz darauf. Dort drüben in der Nische hängt ein Spiegel über dem Waschbecken. Komm, sieh dir dein
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