Magazine of Fantasy and Science Fiction 25 - Planet der Selbstmörder
verließ den Boden, und Svetz spürte den Sitz unter sich. Er schob den Leistungshebel nach vorn.
Svetz schwebte wie ein Spielzeugballon durch die Luft. Unter ihm erstreckte sich fruchtbares grünes Land bis zum Horizont; über ihm wölbte sich schiefergrauer Himmel als majestätische Kuppel, zu der keine Wohntürme emporragten. Svetz sah eine halbzerfallene Mauer unter sich. Er folgte ihr.
Er wollte der Mauer folgen, bis er eine Siedlung erreichte. Falls die alten Sagen einen wahren Kern hatten – und das Pferd war wirklich groß genug gewesen, um einen Wagen zu ziehen –, würde er überall bei den Menschen auch Pferde finden.
Wenig später fiel ihm auf, daß entlang der Mauer eine Art Straße verlief. Die Erde war dort kahl und festgetrampelt; der etwa mannsbreite Streifen hob sich deutlich von dem üppigen Grün ab. Ein Trampelpfad war keine Schnellstraße, aber Svetz begriff immerhin, daß dort unten ein Weg verlief.
Er folgte dieser schmalen Straße in etwa zehn Meter Höhe.
Dann sah er einen Mann in schäbiger brauner Kleidung. Er hatte eine Kapuze über dem Kopf, ging barfuß und stützte sich müde auf einen Stock. Er kehrte Svetz den Rücken zu.
Svetz überlegte sich, ob er tiefergehen und den Mann nach Pferden fragen sollte. Aber er kam wieder davon ab. Da niemand vorhersagen konnte, wo die Kapsel landen würde, hatte er keine alten Sprachen gelernt.
Er dachte an den Beutel an seinem Gürtel, der jedoch für wichtigere Anlässe reserviert bleiben mußte. Svetz konnte nicht jedem dahergelaufenen Wandersmann eine Kostprobe seines Könnens liefern. Dazu war sein Korundvorrat zu klein.
Svetz hörte einen Schreckensschrei unter sich. Der Mann in Braun ließ seinen Stock fallen, schien seine Müdigkeit vergessen zu haben und rannte davon.
»Irgend etwas muß ihn erschreckt haben«, murmelte Svetz vor sich hin. Er sah allerdings nichts Gefährliches. Vermutlich war der Wanderer vor irgendeinem kleinen, giftigen Tier geflüchtet.
Das Institut hatte festgestellt, daß der Mensch über tausend Arten von Säugetieren, Vögeln, Fischen und Insekten ausgerottet hatte – manche absichtlich, andere fast aus Versehen. Svetz konnte nicht beurteilen, was hier für ihn gefährlich war. Bei diesem Gedanken lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Vielleicht war der braune Mann mit dem behaarten Gesicht vor einem Tier geflohen, das später Hanville Svetz den Tod bringen würde?
Svetz schob ungeduldig den Leistungshebel weiter nach vorn. Dieser Auftrag war viel zu zeitraubend. Wer hätte gedacht, daß die Bevölkerungszentren so weit voneinander entfernt sein würden?
Eine halbe Stunde später kauerte Svetz hinter dem halbkreisförmigen Kraftfeld, das ihm als Windschutz diente, und raste mit hundert Stundenkilometern Geschwindigkeit die Straße entlang.
Er hatte bisher unglaubliches Pech gehabt. Die wenigen Menschen, denen er begegnet war, waren unweigerlich in anderer Richtung unterwegs gewesen. Und er hatte keine Bevölkerungszentren entdecken können.
Die Straße machte einen leichten Bogen und mußte einem Hügel ausweichen. Svetz folgte ihr und setzte dabei seine Geschwindigkeit herab.
Auf halber Höhe des grünen Hügels entsprang eine Quelle; der Bach floß hügelabwärts und verlief ein kurzes Stück parallel zur Straße. Etwas Großes trank aus dem Bach.
Svetz hielt ruckartig mitten in der Luft an. Natürlich fließendes Wasser – tödlich wirkendes Gift. Dieses Begriffspaar war ihm von frühester Jugend an eingeprägt worden. Svetz hätte kaum sagen können, was ihn im Augenblick mehr verblüffte: das Pferd oder die Tatsache, daß es eben Selbstmord begangen hatte.
Dann hob das Tier den Kopf und sah ihn.
Es war das gleiche Pferd. Die schneeweiße Mähne, das glatte Fell, der wehende Schweif, die schlanken Beine ... das mußte das Pferd sein, das Svetz ausgelacht hatte und dann fortgelaufen war. Er erkannte den bösartigen Blick wieder, der ihn beim erstenmal erschreckt hatte.
Aber wie konnte das Pferd so schnell hierher gelangt sein?
Svetz griff nach dem Narkosegewehr, als die Situation sich plötzlich veränderte.
Das Mädchen war jung; es konnte nicht älter als sechzehn sein. Es trug sein langes Haar zu schwarzen Zöpfen geflochten. Sein Kleid, das aus seltsam steifem blauen Material bestand, reichte vom Hals bis zu den Knöcheln. Das Mädchen saß im Schatten eines großen Baums. Svetz hatte es nicht bemerkt und hätte es vielleicht nie gesehen ...
Aber das Pferd ging zu dem
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