Magazine of Fantasy and Science Fiction 25 - Planet der Selbstmörder
Daran war vermutlich die kohlenstoffdioxidhaltige Kabinenluft schuld. Andererseits hatte das Pferd vergiftetes Wasser getrunken.
Die Schwerkraft ließ plötzlich nach. Svetz und das Pferd schwebten wieder gewichtslos durch die Kapsel. Das Tier war sichtlich benommen, aber es versuchte trotzdem, Svetz zu durchbohren.
Dann setzte die Schwerkraft wieder ein, und Svetz, der darauf vorbereitet war, landete neben der Luke. Sie wurde bereits von außen geöffnet.
Svetz verließ die Kapsel mit einem gewaltigen Sprung. Das Pferd wieherte empört, nahm die Verfolgung auf und schien entschlossen zu sein, ihn diesmal unter allen Umständen zu durchbohren. Die beiden Männer flüchteten entsetzt, als das Tier hinter ihnen her ins Kontrollzentrum stürmte, um sie aufzuspießen.
»Es läßt sich nicht betäuben!« rief Svetz laut. Das Tier kam hier nicht so rasch voran, weil die vielen Kontrollpulte, Bildschirme und Fernschreiber es behinderten. Außerdem schien es die veränderte Luft nicht gut zu vertragen. Es stolperte immer wieder und torkelte wie betrunken. Svetz blieb in sicherer Entfernung von dem gefährlichen Horn.
Aber im Kontrollraum entstand eine regelrechte Panik.
»Ohne Zeera wären wir alle verloren gewesen«, erklärte Ra Chen ihm viel später. »Ihr verdammtes Pferd hat das ganze Kontrollzentrum terrorisiert. Aber dann wurde es plötzlich ganz zahm, ist zu unserer frigiden Zeera gegangen und hat sich gehorsam abführen lassen.«
»Haben Sie es rechtzeitig in die Tierklinik eingeliefert?«
Ra Chen nickte trübselig. Da er meistens einen trübseligen Gesichtsausdruck zur Schau trug, war daraus kein Schluß auf seine wahre Stimmung zu ziehen. »Wir haben über fünfzig bisher unbekannte Krankheitserreger im Körper des Tieres entdeckt. Aber dabei sah es nicht einmal krank aus! Es schien gesund wie ... wie ein ... nun, es muß jedenfalls erstaunlich widerstandsfähig sein. Wir haben nicht nur das Pferd, sondern auch die meisten Bakterien für unseren Zoo gerettet.«
Svetz saß in einem Krankenhausbett. Sein linker Arm steckte bis zum Ellbogen in einem Diagnosegerät; schließlich bestand immer die Chance, daß man sich auf Zeitreisen irgendeine längst überwundene Krankheit holte. Jetzt beugte er sich etwas nach vorn und fragte Ra Chen: »Haben Sie inzwischen ein Betäubungsmittel gefunden, das auch das Pferd umwirft?«
»Nein. Das tut mir übrigens leid, Svetz. Wir wissen noch immer nicht, warum das Narkosegewehr in diesem Fall wertlos war. Das verdammte Pferd scheint gegen unsere Mittel immun zu sein.« Ra Chen machte eine kurze Pause. »Die Luftversorgungsanlage der Kapsel war übrigens in Ordnung, Svetz«, fügte er dann hinzu. »Sie haben nur das Pferd gerochen.«
»Das hätte ich wissen sollen! Ich dachte schon, ich würde allmählich vergiftet.«
»Dieser Geruch macht unsere Leute fast wahnsinnig«, bestätigte Ra Chen. »Er ist auch im Kontrollzentrum noch immer deutlich wahrnehmbar.« Er setzte sich auf die Bettkante. »Aber mich stört vor allem das Horn auf der Stirn des Tieres. Das Pferd im Bilderbuch ist ohne Horn gezeichnet.«
»Ganz recht, Sir.«
»Dann müssen Sie die falsche Rasse erwischt haben. Das ist kein echtes Pferd, Svetz. Wir müssen Sie zurückschicken. Das bringt unser Budget durcheinander, Svetz.«
»Ich bin anderer Meinung, Sir. Wenn Sie gestatten, möchte ich ...«
»Seien Sie nicht so verdammt höflich!«
»Seien Sie nicht so dämlich, Sir.« Svetz hatte nicht die Absicht, irgendein anderes Pferd zu holen. »Die Leute, die früher Pferde hielten, müssen die Hörner gekappt haben, solange die Tiere noch jung waren. Warum auch nicht? Wir haben alle selbst gesehen, wie gefährlich das Horn ist – jedenfalls zu gefährlich für ein Haustier.«
»Warum hat unser Pferd dann noch ein Horn?« erkundigte Ra Chen sich mißtrauisch.
»Ich habe es deshalb auf den ersten Blick für ein Wildpferd gehalten«, behauptete Svetz. »Offenbar haben die Menschen die Pferde erst in späteren Jahrhunderten ihrer Hörner beraubt.«
Ra Chen nickte. »Daran habe ich auch schon gedacht. Die Sache wird jedoch dadurch schwierig, daß der Generalsekretär knapp intelligent genug ist, um zu erkennen, daß sein Pferd ein Horn trägt, während das andere ohne Horn abgebildet ist. Dafür macht er natürlich mich verantwortlich.«
»Hmmm.« Svetz wußte nicht, was der andere von ihm erwartete.
»Ich muß das Horn amputieren lassen, nehme ich an«, fuhr Ra Chen fort.
»Aber dann fällt die
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