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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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geht es dir, mein Kind? Das passt ja, dass ich dich erreiche, ich muss nämlich gleich weg, mein Ticket abholen und alles besprechen. Rosemarie und ich machen eine Wolgafahrt! Zehn Tage auf einem Schiff!«

    Magdalena atmete tief durch. Nichts überstürzen, ihn erst mal erzählen lassen.
    Â»Hört sich gut an. Wer ist Rosemarie?«
    Â»Das ist die Dame aus den neuen Markthallen.«
    Â»Mit der du immer Kaffeetrinken gehst.«
    Â»Mmmh. Ja.«
    Â»Das muss dir doch nicht unangenehm sein.«
    Â»Ach, in meinem Alter, ich benehme mich wie ein Obertertianer.« Wie alt war noch mal ein Obertertianer? Magdalena hatte Rudis altertümliche Einteilung der Schuljahre nie verstanden. Er druckste herum, bevor er weiterredete: »Wir haben uns angefreundet, und es sind ja noch zwei Wochen Ferien, und da hat sie mich fast so’n bisschen überredet, weil ihr die Freundin abgesprungen ist.«
    Â»Du wirst das schon richtig entscheiden. Wenn sie dir gefällt und der Gedanke an zehn Tage mit ihr in der Kabine dich nicht nervt, dann mach das klar …« Mach sie klar, hätte sie beinahe gesagt. Zu viel Sex mit Roberto.
    Â»In der Kabine!? Meinst du, ich muss mit ihr in die Kabine?!«
    Magdalena lachte lauthals los. »Du musst nicht, du darfst vielleicht, Rudi!«
    Â»Tja!« Er klang ratlos, überrumpelt.
    Â»Da hinein, in ihre Kabine, hat sie dich sozusagen eingeladen, mit dem Ticket der Freundin! Du weiß doch, die Frauen wählen aus.«
    Â»Ist das so?«
    Â»Ja!« Bei allen anderen schon, dachte Magdalena. Rudi lachte, jetzt plötzlich sehr jung und beinahe verwegen. Keck, hätte Oma Witta gesagt. Frag ihn, das ist ein guter Moment.
    Â»Rudi?«
    Â»Mach dir keine Sorgen! Manchmal denke ich, wenn ich
jetzt in meinem Alter nicht darauf pfeife, was die anderen denken, wann dann?«
    Â»Da hast du absolut recht!« Er kicherte glücklich wie ein kleiner Junge, der soeben die Erlaubnis für einen Schulausflug erhalten hatte.
    Â»Ich muss dich etwas fragen«, schnell, bevor sie der Mut verließ, fuhr sie fort, »wann hast du von Heidis Schwangerschaft erfahren, habt ihr versucht, ihr das auszureden, ich meine, die Schwangerschaft? Und weißt du nicht doch etwas von meinem Vater und willst es mir jetzt sagen, bitte?« Magdalena atmete endlich wieder ein, die Fragen hatten ihr seit Kindertagen auf der Seele gelegen. Genauer gesagt, unterhalb des Zwerchfells hatten sie gelegen, dort, zwischen Brustkorb und Magen, wo sie sich ihre Seele als Kind immer vorgestellt hatte, und nun waren sie endlich raus und hinterließen ganz viel freien Raum.
    Er schwieg lange. Nervös tastete Magdalena in der Innentasche ihrer leichten Jacke, ein paar Kaugummipapiere, ein paar Münzen, und da war ja auch der Lippenstift von Holger.
    Â»Rosemarie hat gesagt, ich bin manchmal zu verbohrt.« Was hatte jetzt diese Rosemarie damit zu tun? Sie hörte ihn schnaufen. Endlich sprach er weiter.
    Â»Heidi hat nichts gesagt. Nur dass die Sache für sie beendet ist, dass es keinen Vater gibt.«
    Â»Wann war das? Nachdem sie im Herbst aus Elba zurückkam?« Sie hörte, wie er stutzte.
    Â»Das weißt du also schon.«
    Â»Ja.«
    Â»Witta und ich glaubten ja, dass sie ihn getroffen haben musste, denn danach war sie ganz verändert, ganz klar, ganz entschieden, hat nichts mehr hören wollen, sich nur noch auf sich konzentriert und auf dich in ihrem Bauch. Wie ein angeschlagener
Boxer war sie, der sich hochkämpfte, um die letzte Runde doch noch zu gewinnen.«
    Â»Was hat sie nicht mehr hören wollen?«
    Â»Er hat Heidi Briefe geschickt, nach Freiburg. Die hat Witta mal in ihrem Zimmer gesehen, sind aber alle weg, sie hat sie nach deiner Geburt verbrannt, das hat sie uns erzählt.«
    Â»Warum, was ist da passiert? Hat er sie betrogen?«
    Â»Ich weiß es wirklich nicht, mein Kind!« Ich bin nicht dein Kind, ich bin sein Kind, dachte Magdalena mit einem Mal wütend, aber du hast dich ja nicht darum gekümmert, dass ich wenigstens noch meinen Vater habe! Sie ballte die Faust um den Lippenstift.
    Â»Er hat sogar mal bei uns angerufen!«
    Â»Nein!«
    Â»Witta hat mit ihm gesprochen, deine Oma konnte ja ein bisschen Englisch.« Das erzählst du mir erst jetzt? Magdalena presste sich die Hand auf den Mund, um nicht laut loszuschreien, dann schleuderte sie Holgers Geschenk, so weit sie konnte, von sich. Es landete irgendwo

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