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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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herrschte ein farbliches Desaster aus zusammengewürfelten Möbeln.
    Â»Das muss man alles renovieren hier, ich weiß, die Gäste tun zwar so, als ob sie es charmant finden, aber ich werde alles rausschmeißen …«
    Sie war bestürzt, als Magdalena ihr von dem frühen Tod ihrer Mutter erzählte.

    Â»Das tut mir so leid! O nein, ohne die Mamma! Ich wollte immer weg von zu Hause, aber ich weiß nicht, was ich gemacht hätte ohne die Mamma …«
    Â»Ich habe sie ja nie richtig kennengelernt.«
    Â»Meine Mutter hatte diese Pension hier, bis vor einem Jahr konnte sie sie noch selbst führen, aber nun kann sie es nicht mehr, seit letztem Frühjahr hat sie…« Signora Galetti benutzte eine Abkürzung, drei Buchstaben, die Magdalena nichts sagten. Sie nickte dennoch.
    Â»Sie liegt oben, manchmal kann ich einfach nicht mehr! Wissen Sie, Maddalena, es ist so schlimm, wenn die eigene Mutter in ihrem Körper eingesperrt ist und dahinwelkt.« Sie begann zu weinen. »Mein Mann hat mich verlassen, als die Kinder noch klein waren, aber es ging mir gut, ich hatte dieses Geschäft in Portoferraio, afrikanische Möbel, Stoffe, Figuren, nun ja, in den letzten Jahren lief es nicht mehr so besonders, und nun sitze ich hier wieder in der Pension, aus der ich immer rauswollte, in der ich auch schon meine Kindheit verbracht habe, aber ich brauche ja Geld. Mein Sohn studiert in Bologna, meine Tochter hat einen süßen Sohn, aber mit diesem Waschlappen von Nando, der nichts verdient.«
    Magdalena reichte ihr die Kleenexbox, die auf einem kleinen Tischchen neben ihr stand.
    Â»Sie haben Ihre Muter nicht gekannt, das ist auch schlimm, sie wäre heute so alt wie ich.« Wieder schluchzte sie auf.
    Â»Vielleicht finde ich mit Ihrer Hilfe ja meinen Vater«, versuchte Magdalena sie zu trösten.
    Â»Ach, piccola «, sie nannte sie wirklich piccola , Kleine, »ich habe Ihnen doch schon alles gesagt, was ich weiß.«
    Â»Bitte wiederholen Sie es noch mal! Sie haben sie also nie mit einem Mann gesehen? Keiner, der sie abholte, der sie zurückbrachte?«

    Â»Nein, aber sie suchte nach einem, das habe ich gespürt, sie hat ja immerzu geschrieben in ein Buch, schon beim Frühstück, angesprochen habe ich sie natürlich nicht darauf …«
    Â»Wie lange war sie insgesamt hier?«
    Â»Vier, fünf Tage schätze ich. Dann kam sie eines Nachmittags zurück, sie hatte geweint, war ganz verändert, wütend. Am nächsten Tag reiste sie ab. Ich habe sie nicht gefragt, was ihr widerfahren ist, aber ich konnte es mir denken.« Signora Galetti schnäuzte sich noch einmal. »Hätte ich es doch getan, dann könnte ich Ihnen etwas mehr sagen!«
    Â»Hat sie etwas von einem Paolo erzählt?«
    Â»Ich befürchte nicht, piccola !«
    Â 
    Mit nackten Füßen stand Magdalena eine Stunde später neben der Badewanne im dunklen Garten, die Lotosblumen trieben wieder oben an der Kante, die Wanne war durch die Regenflut übergelaufen und hatte den Grasboden aufgeweicht. Sie fror, sie wollte frieren, es war richtig so, so konnte sie sich den Nebel, die Feuchtigkeit und die herbstliche Kälte besser vorstellen. Ein kaltes Zimmer, klamme Bettwäsche, fröstelnde Schauer, die den Rücken hinunterliefen. Mit einem breiten Wollschal um den Bauch war ihre Mutter losgezogen, jeden Morgen, um den Vater ihres Kindes zu suchen. Die Traurigkeit kroch zusammen mit der Kälte an Magdalenas Beinen hoch. Wann hatte Heidi die Schwangerschaft bemerkt? Hatte sie sich morgens vor den Vorlesungen übergeben müssen? Wenn es ein One-Night-Stand gewesen wäre, hätte Heidi bestimmt abgetrieben, von einer kurzen bedeutungslosen Affäre wollte man doch kein Kind … Magdalena streichelte sich unwillkürlich über den Unterleib. Es war seltsam, über die Möglichkeit einer Abtreibung nachzudenken, der man selbst zum Opfer gefallen wäre. Wann hatte Heidi es ihren Eltern gesagt? Was
haben sie ihr geraten? Haben sie überhaupt miteinander gesprochen? Ich muss morgen unbedingt zu Matteo und ihm von der Pension erzählen, aber vorher werde ich endlich Opa Rudi anrufen und mithilfe des Boxer-Ehrenworts alles aus seinen Erinnerungen herauspressen, was an Informationen zu holen ist. Vielleicht wird er mich irgendwann sogar auch verstehen und mir verzeihen.
    Â»Paolo«, sagte Magdalena laut in den dunklen Garten. Paolo aus

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