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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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Livorno, das war ein verdammt bescheidenes Ergebnis nach über zwei Monaten! In einer Woche war der erste August. Die Insel platzte schon jetzt aus allen Nähten, und es sollte noch voller werden. Ein Auto kam den Berg heraufgefahren, Robertos Wagen, jetzt schon? Der Regen hatte aufgehört, alles tropfte, die Oleanderbüsche glänzten im spärlichen Licht, das aus ihrem Kämmerchen fiel. Auch wenn der Strom in seiner Strandbar nicht ausgefallen sein sollte, lief heute Abend wahrscheinlich nicht mehr viel, und er konnte seine Angestellten ausnahmsweise mal allein lassen. Er beschwerte sich immer über sie: Barbara, Vincenzo und Carlos, der unfähige Kumpel aus seinem Heimatland Argentinien, der neulich die Eismaschine in die Luft gejagt hatte. Komisch, heute freute sie sich gar nicht, dass Roberto kam, sie hätte lieber in Ruhe auf dem Bett gelegen und zum hundertsten Mal die Fotos ihrer Mutter betrachtet.
    Aus dem Haus hörte sie Tangomusik. Roberto kam nie zu ihr in die Kammer, er benahm sich, als ob es das Zimmerchen gar nicht gäbe, als ob er allein im Haus wäre. In den vergangenen Wochen hatte sie das oft gekränkt, doch heute sah sie es anders. Sie war nicht verpflichtet, ihn zu begrüßen, und konnte sich ganz unabhängig fühlen.
    Â»Was machst du denn hier draußen?« Roberto stand plötzlich neben der Wanne. Magdalena griff sich an die Kehle, meine Güte, wie konnte er sie nur so erschrecken!

    Â»Du bist ja ganz nass, willst du unbedingt krank werden?« Er führte sie ins Haus.
    Â 
    Als sie später neben ihm im Bett lag und seine klaren, im Schlaf entspannten Gesichtszüge studierte, kam das traurige Gefühl aus dem Garten auf einmal wieder hoch, dabei hatte Roberto sie sogar gerade gebeten, die Nacht neben ihm zu verbringen wie ein Liebespaar. Hatte sie sich das nicht jeden Nachmittag gewünscht? Jeden Nachmittag, wenn sie ihn beim Duschen pfeifen hörte, ihm dabei zusah, wie ernsthaft er eins seiner identischen Hemden wählte, ernüchtert zuhörte, wie er die Tür hinter sich zuwarf, dann seinen Jeep startete und garantiert schon nicht mehr an sie dachte. Sich allein nach der Arbeit ohne ihn in sein Bett zu legen, hatte sie nie gewagt, es wäre gegen die Abmachung, die sie wortlos getroffen hatten. Sie sollte ihn ab und zu zum Lachen bringen, aber nicht den ganzen Tag putzen; also versuchte sie, die begehrenswert andersartige, unkomplizierte Deutsche zu sein, und erledigte das Putzen, wenn er nicht da war. Ansonsten keine Verpflichtungen.
    Magdalena schlug das Laken zurück. Vorsichtig, um die Champagnergläser nicht umzuwerfen, suchte sie sich einen Weg zwischen verstreuten Schuhen, ihrer Unterwäsche und Handtüchern hindurch. Champagner trinken wurde irgendwann auch langweilig. »Verwöhnte Ziege …«, murmelte sie und hob die hochhackigen Wildlederpumps vom Boden auf, die Roberto an ihr so aufregend fand. Sie hatten heiß geduscht und sich dann in den Nahkampf geworfen, irgendwie zärtlicher als sonst, er hatte sie sogar anders geküsst, richtig geküsst, ein bisschen, als ob er ihr seinen Mund, seine Zunge freundlich überlassen würde. Na also, wenn das kein Grund war, glücklich zu sein. Sie seufzte, schlüpfte in ihr Kämmerchen, legte sich ins Bett und versuchte, einige Antworten im Gesicht der jungen Heidi zu finden.

35
    D ie Blätter des Feigenbaums an der Kirche waren durch den Regen ganz blank gewaschen, die Feigen waren fast reif, sie dufteten in der Sonne wie Honig, einige waren schon heruntergefallen und aufgeplatzt, Wespen schwirrten dicht über dem Boden oder nagten begierig an dem dunklen, körnigen Fruchtfleisch. Bald konnte sie ernten. Magdalena betrachtete ihr Gesicht im Seitenspiegel des Rollers, Holger drängte sie, zum Nachschneiden vorbeizukommen. Warum eigentlich? Ihr Haarschnitt sah immer noch gut aus. Sie kippelte den Roller von einer Seite zur anderen, wie ein schaukelnder Bulle beim Rodeo, freihändig, ohne eine Hand am Lenker, ging es auch. Bald hatte sie Roberto so weit. Er war erstaunt gewesen, sie heute Morgen nicht in seinem Bett anzutreffen. Wenn sie nicht mehr bettelte, würde er ihn ihr geben, seinen hübschen, hübschen Robertino. Sie startete den Roller, da klingelte das Handy, ANRUF RUDI. Schnell setzte sie den Helm ab und stellte den Roller wieder aus.
    Â»Rudi! Guten Morgen!«
    Â»Magdalena! Na, guten Morgen ist gut um diese Zeit, wie

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