Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
Vom Netzwerk:
Urlaubswochen zusammen mit Opa Rudi einen Segelschein nach dem anderen gemacht, oder ich habe mit ihm das alte Schulhaus renoviert. Vor zwei Jahren dann habe ich angefangen, in meinen freien Wochen als Springerin für die Treva-Touristik zu arbeiten und ganz Italien nach meinem Vater abzusuchen.«
    Â»Und das werden wir jetzt noch gründlicher tun!«, sagte Nina begeistert. Lenkt Nina sich jetzt mit mir von etwas ab?, fragte Magdalena sich. Geben meine Probleme ihr die Kraft, für Minuten zu vergessen? Verdammt, warum habe ich bloß in ihrem Tagebuch gelesen?
    Â 
    Sie fingen dort mit der Suche an, wo das Foto entstanden war, im Mezza Fortuna am Ortsausgang von Procchio. Magdalenas Herz fing wieder an, wie wild zu klopfen, als sie zu zweit vor Napoleon in seinem Eierbecher standen, doch Nina lächelte nur.
    Â»Zeig mir noch mal das Foto«, bat sie, »ja, sie waren hier. Eindeutig!« Der Wirt kam aus der Küche, heute trug er sogar eine saubere Schürze.
    Â»Ich habe ihn schon gefragt«, sagte Magdalena hastig, »er konnte sich aber nicht erinnern.«
    Â»Lass mich nur machen!«
    Magdalena beobachtete, wie Nina das einsetzte, was von
Matteo »der Blick« genannt wurde, ein schmollendes Lächeln von unten, das sie perfekt beherrschte.
    Â»Wenn ich Ihnen jetzt sage, dass Ihr Erinnerungsvermögen für uns lebenswichtig ist, wären Sie sicher bereit, noch einmal über diesen jungen Mann auf dem Foto nachzudenken, oder?«
    Â»Na ja.« Der Wirt rieb sich unruhig über seine Stirn, während seine Augen zwischen Ninas Brüsten und dem Foto hin-und herflitschten.
    Â»Wann soll das noch mal gewesen sein?«
    Â»Neunzehnhundertneunundsiebzig!«, antwortete Magdalena wie aus der Pistole geschossen auf Italienisch.
    Â»Fragt mal bei Olmo nach, Olmo Spinetti, dem das Il Giramondo gehört. Wenn es einer von hier sein sollte, dann vielleicht er, außerdem kannte der sie damals alle. War dann allerdings auch mal eine Zeit lang weg.« Nina zog die Augenbrauen in die Höhe.
    Â»Hier rechts runter, Via del Mare.«
    Sie bedankten sich bei ihm und standen wieder draußen.
    Â»Und schon haben wir einen Hauptverdächtigen!«, rief Nina euphorisch und lief mit schnellen Schritten vor Magdalena die Via del Mare hinunter, sodass sie kaum hinterherkam. So einfach war das: Kaum nahm Nina die Sache in die Hand, hatten sie einen ersten echten Hinweis.
    Ein schmaler, mit Kletterrosen umrankter Bogen führte sie in den Garten des Restaurants. Links wuchsen ein paar Zitronenbäume, eine kleine Kinderrutsche aus Plastik stand dazwischen und ein von Efeu fast verdeckter Brunnen. Gelbes Laub lag unter den kreisrunden Tischen aus moosigem Beton, es gab keine Stühle. Nina klopfte an die Restauranttür aus Glas, gemeinsam schauten sie hinein. Der Gastraum lag im Dunklen, auf den Tischen standen umgedrehte Stühle, die Theke der kleinen Bar war mit Pappkartons zugestellt.

    Â» Allora. Das Ding ist ganz eindeutig noch nicht geöffnet. Mal sehen, ob trotzdem jemand zu Hause ist.« Nina ging um das Haus herum, langsam humpelte Magdalena ihr hinterher. Mein Vater hat womöglich ein Restaurant, dachte sie und merkte, wie ihr Magen sich nervös zusammenzog. Nina klingelte neben dem Namensschild SPINETTI. Magdalena hielt den Atem an, vielleicht hätte sie Magdalena Lucia Spinetti geheißen. Sie stieß die Luft aus und wiederholte den Namen leise für sich: Magdalena Lucia Spinetti. Klang gar nicht schlecht. Nina klingelte wieder. Lange. Niemand öffnete.
    Â»Der macht den Laden dieses Jahr auch spät auf, genau wie das POLO .«
    Magdalena ging wieder vor das Haus und beobachtete den Balkon über der breiten Fensterfront des Restaurants. Alles blieb ruhig. Unablässig strich sie mit den Fingerspitzen über den aufgesprungenen Beton des Tisches vor sich.
    Â»Komm, nicht aufgeben«, sagte Nina munter und tippte eine Nummer in ihr Handy, die an der Tür stand, »da rufe ich gleich mal an. Und sonst müssen wir eben noch mal herkommen und uns jetzt weiter durchfragen. Unsere Kandidaten sind die ab Mitte vierzig aufwärts, die, die damals achtzehn, neunzehn Jahre alt waren.« Langsam gingen sie die kleine Straße wieder hinauf. »Im Moment nicht erreichbar«, murmelte Nina, »okay, dann ein anderes Mal!« Sie steuerten auf die Ladenstraße zu, die mit einem durchgehenden Sonnenschutz überdacht war.
    Â»Vor dir liegt

Weitere Kostenlose Bücher