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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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viereckigen Eisendeckel frei, der mit einem Vorhängeschloss an einem Metallring befestigt war. Magdalena klopfte dagegen, es dröhnte wie über einem tiefen Schacht. Wenn das ein Brunnen war, musste man nur noch das Wasser hochpumpen. Aber wie? Plötzlich hörte sie Schritte näher kommen, schon erschien ein Kopf zwischen den Pinienstämmen: Matteo. Locker schulterte er eine große Heckenschere, an seinem Gürtel baumelte ein Beil. Als er sie sah, hielt er erstaunt inne.
    Â»Aha!«, sagte er. »Endlich schickt Leone jemanden, sind Sie die neue Gärtnerin aus Bologna?«
    Â»Ja«, sagte Magdalena, »und ich muss Sie bitten, sich jetzt unverzüglich zu entfernen. Das Werkzeug können Sie hierlassen, aber ich muss Sie darauf aufmerksam machen, dass dies mein Auftrag ist!« Während sie sprach, war ihr ganz warm im Bauch geworden.«Ich soll hier nämlich den Zitronengarten retten und ein Bienenhaus bauen. Wenn Sie jetzt bitte gehen würden!« Ihr Versuch, nicht zu lächeln, misslang.
    Â»Signorina, von einem Bienenhaus weiß ich ganz bestimmt nichts, aber bitte halten Sie die Arbeitswege frei und behindern
Sie uns nicht in unserer Vorgehensweise. Sie werden sonst des Grundstücks verwiesen! Wenn nötig bei den Ohren!« Er flirtete mit ihr, stellte sie staunend fest, das war ganz offensichtlich seine Art, mit ihr zu flirten … Ihr wurde noch wärmer, und das wohlige Gefühl rutschte gleich ein wenig tiefer. Sie sah sich auf ihm liegen, sie beide auf Ninas Bett, O Gott, was sollte das denn? Schnell stieß sie den Gedanken beiseite.
    Â»Ja«, sagte sie und wusste schon nicht mehr, ob er sie überhaupt etwas gefragt hatte.
    Â»Ich kann sonst keine Verantwortung mehr für Ihre Sicherheit übernehmen!«
    Â»Nein.« Verdammt, warum war sie so verwirrt, wenn er sie ansah?
    Â»Was machst du hier?«, fragte Matteo sie im nächsten Moment wieder ernst. »Alles in Ordnung?«
    Â»Nicht direkt.« Matteo reagierte nicht auf ihre Antwort, sondern ging stattdessen an den Bäumen entlang und schaute sich die vertrockneten Äste näher an.
    Â»Wenn du ihn heute nicht gefunden hast, suchst du eben morgen weiter!«
    Sie starrte auf den staubigen Erdboden. »Das bringt doch alles nichts.«
    Â»Doch, natürlich!«, sagte er ganz selbstverständlich und wechselte das Thema. »Nina hat mal wieder Freunde eingeladen, es gibt Fisch heute Abend, merluzzo , und für morgen Abend habe ich filetti di cinghiale mitgebracht. Viel zu viel.« Er stöhnte auf, ein halbes Lachen. Sie wusste nicht, was sie erwidern sollte, verlegen tippte sie mit dem Fuß gegen den Metalldeckel. »Hier ist was drunter, ich glaube, das könnte ein Brunnen sein.« Matteo kam zu ihr, kniete sich nieder und befühlte das Vorhängeschloss. Dann hob er die Arme und schwenkte das Beil, das er plötzlich in den Händen hielt, in die Höhe.

    Â»Verstell dich. Weg da!« Sofort machte Magdalena einen Schritt vom Deckel herunter, sie verstand Matteos komische Ausdrucksweise mittlerweile recht gut.
    Mit einem gezielten Schlag ließ er die Klinge auf das Schloss niedersausen, der kleine Bügel sprang ab und schlitterte durch den Staub. Magdalena stand mit verschränkten Armen über ihm und rührte sich nicht.
    Â»Das Leben kann kurz sein«, sagte er mit völlig veränderter, weicher Stimme, »und jetzt ist jetzt.« Jetzt ist jetzt, das Leben kann kurz sein, was wollte er ihr mit diesen Sprüchen mitteilen? Wahrscheinlich, dass sie mit Selbstmitleid nur ihre Zeit verschwendete. Na, grazie , wie du meinst, Matteo. Magdalena merkte, dass sie seine Worte benutzte, und musste unwillkürlich grinsen.
    Â»Und weiter?«, versuchte sie noch etwas ähnlich Tiefsinniges aus ihm herauszulocken.
    Â»Deswegen solltest du nicht raunzen«, sagte er mit der brummigen, fast schon unfreundlichen Stimme, die sie von ihm kannte, »sondern mir lieber helfen.« Magdalena musste trotzdem grinsen. Raunzen!
    Er wischte mit den Händen die restlichen Zweige und Erde von dem Deckel, bevor er ihn zu öffnen versuchte. Er hatte Mühe, ihn hochzustemmen, die Muskeln seiner Arme zitterten vor Anstrengung. Am liebsten hätte sie ihre Finger darüberwandern lassen, woher hatte er nur diese Muckis? Vom Eishockeyspielen damals? Endlich gab die metallene Abdeckung quietschend nach, das Echo hallte weit in die Erde hinein, als ob sich

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