Magdalenas Garten
unter ihnen ein groÃes Gewölbe befände. Magdalena beugte sich über die quadratische Ãffnung, einen Meter unter ihr spiegelte sich ihr Kopf vor dem hellen Himmel, neben ihrem der von Matteo, wie zwei Ballons. Kleine Steine und Erde fielen hinab und lieÃen Kreise auf der dunklen Wasseroberfläche entstehen,
die mit einer dünnen Schicht aus Dreck und toten Insekten bedeckt war. Sie fuhr zurück, es roch modrig nach nassen Steinen und stehendem Wasser, in dem man eine Fuhre Mist aufgelöst hatte.
»Eine Zisterne, und ganz voll, im Frühjahr hat es auf Elba ziemlich viel geregnet. Hier an dem Rohr hängt die Pumpe, siehst du?« Matteo versuchte den Draht zu lösen, mit dem die Apparatur, die aussah wie eine dicke Doppelsteckdose, am oberen Brunnenrand befestigt war.
»Es stinkt!«, sagte Magdalena und schnappte neben dem Loch nach Luft.
»Das macht den Bäumen aber nichts, das ist ein sehr gutes Wasser!« Er hantierte immer noch an dem Draht und brummte vor sich hin.
»Na, wenn die noch funktioniert, dann fress ichânen Besen.«
»Dann bräuchten wir nur noch einen Schlauch«, sagte sie. Matteo drückte an der Doppelsteckdose herum, nichts geschah.
»Na also, ist verstopft oder durchgebrannt oder bekommt keinen Strom, aber wir haben ja dort drüben â¦Â«, er erhob sich, »⦠den Verteilerkasten.« Er machte ein paar Schritte auf eine hohe, aus Natursteinen aufgeschichtete Mauer zu, die von Büschen und Brombeerranken fast völlig verdeckt war.
»Bring bitte mal das Beil mit!«
»Du willst das Ding da doch nicht auch noch aufbrechen!« Fassungslos deutete sie auf einen sehr offiziell aussehenden grauen Kasten, der hinter den Ãsten zum Vorschein kam.
»Doch, sonst verdürrtâs da ja alles.«
»Stimmt.« Sie knackten gemeinsam das zweite Vorhängeschloss und legten alle drei Schalter hinter dem Türchen um. Die Pumpe sprang an, zog mit einem feinen Surren vom Boden der Zisterne das Wasser an und lieà es oben aus dem Rohr quellen. »Wasser haben wir«, murmelte Matteo vor sich hin, »die
vertrockneten Ãste müssen geschnitten und die Bäume natürlich behandelt werden. Morgen früh gehe ich Gift kaufen, gegen Spinnmilben und das ganze Zeug, und einen Schlauch.« Beinahe entschuldigend fügte er hinzu: »Sind ja nur ein paar Bäume, aber ich brauche immer etwas zu tun.« Magdalena hockte neben ihm und schaute auf ihre dreckige weiÃe Schlabberhose und die staubigen Hände. Auch sie liebte es, im Garten zu arbeiten, es gab keine andere Beschäftigung, bei der es ihr gelang, völlig abzutauchen und an gar nichts zu denken.
»Schade, dass es hier kein Wasserbecken gibt oder so einen Plätscherbrunnen, da könnte man Lotosblumen reinsetzen, das sind die tollsten Pflanzen überhaupt. Mit ihren riesigen Blättern sehen sie wunderschön aus.« Matteo erhob sich und bedeutete ihr, ihm zu folgen: »Und was meinst du, was hier drunter ist?« Er setzte einen Fuà auf eine Kiste aus Brettern, ein sechzig Zentimeter hohes Podest am Ende der überwucherten Mauer. »Das habe ich gebaut, damit nicht noch so ein Idiot besoffen da reinstolpert und sich einen Hax bricht - ist nämlich letzten August passiert!«
»Ach so!«
»Dabei haben die hier in diesem Teil hinter der Absperrung gar nichts zu finden.«
»Zu suchen«, verbesserte Magdalena ihn.
»Sag ich doch.«
»Du meinst, da ist ein Becken drunter?«, fragte sie.
»Groà genug für einen Wald Seerosen.«
»Lotosblumen! Die haben gröÃere Blätter, und das Grün ist auch ein anderes, eher blaugrün statt gelbgrün.«
Matteo sah sie kopfschüttelnd an. »Mit den Farben hast du es, oder?« Es klang so besorgt, dass sie ihn ganz spontan an der Schulter berührte: »âtschuldigung, ich weià schon, dass du damit nichts anfangen kannst, aber ich kann einfach nicht anders.
« Sie zog ihre Hand wieder zurück. »Das eigentlich Lustige an diesen Pflanzen ist: Während Seerosenblätter vom Regen ganz benetzt werden, also nass werden, perlt es bei den Lotosblättern einfach ab, oder die Tropfen bleiben auf ihnen stehen, wie Glasmurmeln!«
»Und das ist lustig?«
»Ach, du verstehst schon, wie ich das meine!« Magdalena stieà ihn lachend in die Seite und wunderte sie gleich darauf über ihre Ausgelassenheit. Jetzt hatte
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