Magdalenas Garten
Flascheâ¹. Das würde ich nie behaupten.«
Magdalena versuchte sich vorzustellen, wie sie mit Florian in einem Club stand. In welchem Club? Sie ging nicht in Clubs . Und erst recht nicht mit Florian.
»Ich gehe nicht in Clubs, ich wüsste gar nicht, mit wem.«
»Wie, hast du keine Freunde, mit denen du abends ausgehst?«
»Doch einen, also ⦠also keinen richtigen.« Ninas Augenbrauen zogen sich in die Höhe.
»Wir treffen uns alle zwei Wochen bei ihm, wenn seine Freundin auf einem Zahnarztkongress ist. Sandra bildet sich wirklich oft weiter.«
»Ist nicht wahr, in deren Bett?« Nina rieb die Flasche trocken, sie schaute zum Glück nicht hoch. Magdalena wollte Nina plötzlich alles beichten, wie schlecht, wie niederträchtig, was für eine schrecklich schwache Person sie war, was diese blöden Beziehungen anging. Eine schwache Person, die es einfach nicht schaffte, die richtigen Sachen zu beginnen und die falschen zu beenden.
»Und das ist noch nicht das Schlimmste. Sandra war mal eine sehr gute Freundin von mir. Eigentlich meine einzige.«
»Das ist sie nun aber nicht mehr â¦Â«
»Nein.«
»Macht einsam, oder?«
»Ja, sehr. Ich fühle mich immer ganz furchtbar, ich stehe da im Badezimmer, sehe mich im Spiegel und Sandras Parfümflakons davor ⦠ich wollte das eigentlich gar nicht, ich habe mich irgendwie überreden lassen.«
»Aber es gibt doch immer einen Punkt, an dem man sagt: das mache ich jetzt, oder: das mache ich nicht.«
»Ja? Das sind diese Punkte, die ich nicht mitbekomme. Ich bin da eher so reingeschlittert, alles nur wegen â¦Â«
»Wegen?«, fragte Nina und holte eine neue Flasche aus dem Regal. Magdalena schüttelte stumm den Kopf. Warum eigentlich? Wenn es tatsächlich einen Grund gegeben haben sollte, konnte sie sich nicht mehr daran erinnern.
»Ein bisschen festhalten, anlehnen, Haut, Wärme?« Magdalena nickte, das musste es gewesen sein, und so wie Nina es beschrieb, hörte es sich gar nicht mehr so verwerflich an.
»Ja. Seit zehn Monaten geht das schon. Davor habe ich ein ganzes Jahr mit Reden verbracht, beide haben sich parallel bei mir ausgeweint.«
»Der Klassiker«, murmelte Nina. »Ich wusste, dass du im Moment keine glückliche Beziehung hast, das habe ich dir schon am ersten Tag auf der Terrasse angesehen.« Sie schien zufrieden, dass ihre MutmaÃung sich bestätigt hatte.
»Ich habe Florian dadurch ganz anders kennengelernt, erst dachte ich, er ist nur so ein gut aussehender Typ, der sich von ihr das Studium finanzieren lässt. Aber eigentlich ist er total sensibel, auch für ihn ist das eine blöde Situation â¦Â« Das klingt sogar in meinen Ohren lahm, dachte Magdalena.
»Natürlich.« Machte Nina sich über sie lustig? Sie konnte ihr Gesicht nicht sehen.
»Jedes Mal, nachdem wir â¦Â«, Magdalena drehte den Trichter in ihren Händen.
»Genudelt haben?«, half Nina ihr aus.
»Ja, genau.« Sie kicherte verlegen und drehte den Trichter nun in die andere Richtung.
»Also, danach nehme ich mir jedes Mal vor, das Ganze zu beenden.«
»Schon klar.«
Magdalena seufzte unhörbar, natürlich glaubte Nina ihr nicht. Sie glaubte sich ja selbst nicht mehr. »Ich will hier ja nicht den Moralapostel spielen«, Nina nahm ihr den Trichter aus der Hand und steckte ihn auf die Flasche, »aber warum glaubst du seit einem Jahr einem Mann, der sich von seiner Zahnarztfreundin das Studium finanzieren und sich erhalten lässt, er würde sie verlassen? Nie wird er das tun. Er hat doch
alles, was er braucht: die Sicherheit zu Hause bei ihr und dich als kleines Betthupferl.«
»Zehn Monate erst!«, sagte Magdalena kleinlaut. Nina brachte es auf den Punkt: Florian lieà sich »erhalten« und sie war nur ein Betthupferl.
»Du bist ein Abenteuer für ihn, das du noch nicht mal auffliegen lassen kannst, ohne die Freundin für immer zu verlieren!«
Magdalena nickte, Nina hatte ja recht, offenbar wollte sie wirklich angelogen werden, das war ihr ganz persönliches Vergnügen. Sie füllten Wodka, weiÃen Rum und wieder Whiskey um, und Magdalena sog die Ausdünstungen in die Nasenflügel, die sie wie in einer Schnapsdestille umnebelten.
»Florian und ich haben vor meiner Toskana-Fahrt eine Woche Funkstille ausgemacht, die ist seit vier Tagen vorbei. Trotzdem hat er sich noch
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