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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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verheerend.«
    Â»Erzähl!«
    Â»Nach der Abifeier. Meine Mitschüler haben mich überredet, ich bin nachts um zwei betrunken nach Hause gekommen und habe die Reste von Gin Tonic im Spülbecken der Küche von mir gegeben, während Opa Rudolf meinen Kopf hielt. Seitdem wird mir schon schlecht, wenn ich Gin nur rieche.«
    Nina kicherte und spülte dann schweigend weiter, Magdalena drehte den silbernen Mixbecher um das Geschirrhandtuch in ihrer Hand und stellte sich eine wogende Menschenmenge vor, zwei Bier, una coca cola , zwischendurch musste man schwungvoll mit dem Lappen über den Tresen wischen, einen Cuba Libre, prego, grazie , dann mit erhobenem Kinn in die Massen schauen und »wer ist der Nächste?« fragen. Drinks zu mixen und Flaschen durch die Luft zu wirbeln würde sie wahrscheinlich
nicht so schnell lernen, aber vielleicht hinter einer Theke stehen und Espresso machen. Zack, mit einer Vierteldrehung den Filter rausnehmen, lässig ausklopfen, unter die Mahlmaschine hängen, Kaffee rein, festdrücken und dann mit einer Vierteldrehung wieder unter die Düse schrauben, das hatte sie in den italienischen Bars schon oft beobachtet und immer mal ausprobieren wollen. Schade, hier gab es keine dieser großen Kaffeemaschinen.
    Nina rief sie in den Lagerraum, der sich hinter der Bar in einem Anbau befand. Auf hohen Regalen standen Whiskey- und Wodkaflaschen, Saftpaletten, Tonicfläschchen, Bier- und Coladosen. Es war warm und roch nach Sägemehl, gemischt mit Alkohol. ›Elba, Lagerraum vom POLO ‹, notierte Magdalena in Gedanken und atmete die Luft besonders tief ein, um den Geruch ein für alle Mal zu speichern.
    Â»Guck, das sind die Reste, viel ist nicht mehr da, Beppe liefert nicht, bevor er kein Geld sieht.«
    Â»Wann soll das POLO eigentlich aufmachen?«
    Â»Keine Ahnung. Leone, du weißt ja, der Besitzer des POLO , den Matteo nicht mag, hat sich die letzten Jahre durchgemogelt, aber seit den Kommunalwahlen im Frühjahr hat Elba einen neuen Bürgermeister, und jetzt hat der gute Leone nichts mehr zu sag’n. Er muss sich wie jeder andere einer Kommission stellen, die sich hier im POLO umschaut und prüft, ob er die geforderten Auflagen einhält. Zwar ruft er dauernd an, ich komme morgen, morgen Mittag bin ich da! Aber was ist?« Nina warf die Hände in die Luft. »Auch heute ist er nicht gekommen. Der Gärtner auch nicht, der die Büsche schneiden soll, die Maler nicht und nicht der idraulico für die verstopften Toiletten. Gerade in dem Bereich hat’s tausend Hygieneverordnungen. Ein Kumpel von Luciano, weißt du, der gestern beim Essen war, sollte die reparieren, aber der hat noch nicht mal sein Geld vom
letzten Jahr, der taucht da garantiert nimmer auf. Nimm bitte mal!« Nina gab Magdalena einen Plastiktrichter zu halten, stemmte eine schwere Flasche hoch, die Zunge vor Anstrengung zwischen die Lippen geklemmt, und dann gluckerte der Alkohol leise schmatzend in die Originalflasche. Magdalena setzte den Trichter auf die nächste kleine Flasche, die schon bereitstand. »Immer geht am Anfang was daneben, oder der Trichter läuft über, o nein, so wie jetzt, scusa! «
    Â»Macht nichts.« Magdalena schüttelte ihre nach Whiskey riechenden Hände ab und fragte ganz beiläufig: »Also, eins verstehe ich nicht, du musst doch irgendwann mal wieder Geld verdienen, oder? Und Matteo auch, und Mikki! Oder werdet ihr bezahlt? Ich meine, dieser Leone und du, seid ihr zusammen?« Magdalena biss die Zähne aufeinander, wie plump konnte man nur sein! Doch Nina lachte bloß und setzte die Flasche ab. »Leone bezahlt uns nicht, mich auch nicht. Nein, ich hab nichts mit ihm, aber er hat etwas mit mir, könnte man vielleicht sagen. Das gilt übrigens für den größten Teil der männlichen Bevölkerung der Insel, verstehst, was ich damit sagen will …?« Magdalena ahnte, was Nina damit sagen wollte, wahrscheinlich wurden ihr jede Menge Geschichten angedichtet, von denen keine stimmte.
    Â» Cavolo , das weicht alles auf!« Nina nahm einen Lappen und wischte den Whiskey-See auf. »Siehst du, und wenn du demnächst in einem Club stehst und eine Flasche, na sagen wir mal, Jack Daniel’s siehst, auf der das Etikett so krumm und schief draufklebt wie bei der hier, dann weißt du: umgefüllt! Ich will ja nicht sagen, mit Wasser verdünnt oder ›billigerer Whiskey in besserer

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