Magdalenas Garten
nicht gemeldet. Komisch, oder?«
»Das ist auch eine Antwort. Oder er will für sich probieren, ob du noch interessant für ihn bist. Hast du ihm denn geschrieben?«
»Nein.«
Das stimmte nicht, sie hatte ihm »Bleibe noch ein paar Tage auf Elba. Melde mich, Magdalena« gesimst. Bis heute war keine Antwort darauf gekommen.
»Wenn du ihm jetzt auch keine messagio mehr schickst, wirst du für ihn automatisch wieder attraktiver, in ein paar Tagen schreibt er dir wieder, wetten? Wenn du ihn aber loswerden willst, dann bombardiere ihn mit Nachrichten. Was tust du, wo bist du, was denkst du? Dann ist er weg. So funktioniert das nun mal.«
Stimmt, je mehr Nachrichten sie ihm in den vergangenen Monaten gesendet hatte, desto einsilbiger wurde er, der sensible Florian. Manchmal antwortete er gar nicht, und wenn, dann kurz und zielstrebig. âºKomm am nächsten Samstag! Freue mich
auf Dich! Kuss F.â¹ âºGeht diesmal erst Sonntag! Freue mich auf Dich! Kuss F.â¹ Es ging ihm wahrscheinlich doch nur ums ⦠ja, gib es ruhig zu, ums Nudeln, wie Nina sagen würde.
Magdalena schlich hinter Nina her und verlieà den Lagerraum, gemeinsam wischten sie die Theke gründlich mit Seifenwasser von oben bis unten ab.
»Hier klebt noch der Dreck vom vergangenen Herbst, der Leone wollte heute die Putzkolonne schicken, hat er mir versprochen.« Nina schaute auf ihre Armbanduhr und schnaubte durch die Nase. »Was machst du eigentlich im Herbst und Winter, wenn du nicht hier im POLO arbeitest?«
Nina sah Magdalena an, wrang den Lappen über dem Eimer aus und zuckte die Schultern. »Ich habe in Rom eine Wohnung, da halt ich es aber nicht aus â¦Â« Ihre Stimme verriet, dass das Thema damit für sie beendet war. Auf Knien hockend, putzte sie sorgfältig an den Kühlschubladen herum. Dank deiner ätzenden Neugier weiÃt du von der Wohnung ja schon aus den Tagebüchern, dachte Magdalena und fühlte sich grässlich. Dennoch fragte sie: »Ist sie groÃ, die Wohnung?«
»Hmmh.« Nina schaute nicht auf. Wohnte Matteo bei ihr, was hatten die beiden miteinander, auÃer der knurrig-gereizten Brüderchen-und-Schwesterchen-Beziehung, die sie nach auÃen hin spielten?
»Und Matteo, was macht der dann?«
»Matteo? Der? Der passt auf mich auf.«
»Warum?«
Nina warf ihr einen Blick zu, als ob sie zu viel Whiskey eingeatmet hätte. »Weil er meint, dass er das muss. Frag ihn doch mal. Würde mich auch interessieren, warum eigentlich!«
Ende der Antwort. Magdalena wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Gegen einen zu engen Kontakt zwischen ihr und Matteo schien Nina etwas zu haben, das war durch ihren
Blick von der Terrasse deutlich geworden. Sie ging ein paar Schritte in die leere Halle, Tontöpfe mit Pflanzen erschienen vor ihren Augen, Mandarinen- und Pomeranzenbäumchen vor den riesigen Fenstern, durch die endlich wieder Licht fiel, dazwischen einige Korbstühle und gusseiserne Tische. Künstler könnten hier ihre Arbeiten ausstellen. Sie sah zentnerschwere Marmorstatuen, wie wäre es mit einem David wie in Florenz? Platz genug hätte er. Magdalena schaute aus der offen stehenden Tür.
»Es ist so schön hier oben, ich hätte nie gedacht, dass man in einem Nachtclub so herrlich ⦠dass man überhaupt so leben kann wie ihr.«
»So herrlich?«
»Ja, es ist so völlig anders als das, was ich zu Hause habe, dort lebe ich in einer total anderen Welt. Beständig. Eingefahren. Man könnte es auch langweilig nennen«, sagte sie zu der Tanzfläche und den beiden Holztischen, die dort standen.
»Ich achte darauf, dass Rudi sein festes Wochenprogramm einhalten kann, ich glaube, ältere Menschen brauchen das. Und deswegen haben wir beide immer etwas vor, im Haus oder im Garten muss ja auch dauernd was gemacht werden, aber es sind eben nur Rudi und ich.« Magdalena lächelte, doch ein unsichtbares Gewicht zog dabei ihre Mundwinkel mit aller Kraft hinunter.
»Hat er eigentlich auf deine Mail geantwortet?«
»Nur einen Satz, ich soll vermutlich denken, er sei zu schwach, um die Tastatur des Computers zu bedienen.«
»Und was schreibt er?«
»Schade, dass ich so egoistisch sei, mein Teamgeist habe mich wohl verlassen â¦Â«
»Puh, auf die harte Tour! Du sollst dich ordentlich schlecht fühlen bei dem, was du hier tust!«
»Das hat er geschafft, ganz
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