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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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eindeutig. Er will einfach nichts von dieser Sache auf Elba hören. Erst wenn ich bei ihm bin, ist seine Welt wieder in Ordnung.«
    Nina erhob sich und warf den Lappen in den Putzeimer. »So, das reicht.« Sie wusch sich die Hände und schwang sich mit einem Satz auf die Theke. »Gut, dass Leone mich nicht hier sitzen sieht, das mag er überhaupt nicht.« Magdalena beobachtete Nina, die angespannt auf ihrer Unterlippe herumkaute. O nein, ging das jetzt wieder los? Nina schien kurz davor, in ihre Eisstarre abzugleiten. Hastig redete Magdalena drauflos:
    Â»Das klingt vielleicht albern, aber ich fühle mich dieser jungen Heidi, die dann meine Mutter wurde, auf Elba ganz nah.« Plötzlich, als sei etwas eingerastet, war Nina wieder bei ihr, sie kaute immer noch, hörte jetzt aber aufmerksam zu.
    Â»Ja?«
    Â»Ich glaube, sie hatte eine tolle Zeit hier, wie ich auch!«
    Nina guckte Magdalena skeptisch an.
    Â»Eine tolle Zeit? Eine chaotische meinst du wohl eher! Und viel haben wir ja nicht gemacht, außer Zettel an Laternenmasten geklebt und wildfremde ältere Herren nach ihrem sexuellen Vorleben befragt.«
    Â»Aber es war trotzdem schön, mit dir bis in die hintersten Ecken der Insel zu fahren, und unsere Essen auf der Tanzfläche nicht zu vergessen! Außerdem hat es mir Spaß gemacht, wenigstens für euch zu putzen.«
    Â»Ja, sauberer ist es, seit du da bist, in der Tat, obwohl ich mir unter Spaß etwas anderes vorstelle!«
    Magdalena ging auf Nina zu, am liebsten hätte sie sie in den Arm genommen, doch Nina saß so weit weg auf ihrer Theke.
    Â»Die Insel muss für meine Mutter etwas ganz Besonderes gewesen sein, ich sehe es an ihren Augen auf dem Foto, vielleicht war sie ja schon schwanger, als es gemacht worden ist.«

    Nina lächelte nicht, sondern sah Magdalena mit einem Blick an, den sie vorher noch nie an ihr gesehen hatte, es lag auf einmal so viel Sehnsucht darin, nach etwas, das unwiederbringlich verloren war. War es vielleicht das Wort schwanger? Magdalena probierte es gleich noch einmal: »Das hat mein Großvater meiner Mutter damals ziemlich übel genommen, er hatte auf einiges verzichtet, damit Heidi studieren konnte. Dann wurde sie ausgerechnet irgendwo in Italien schwanger , in einem Land, das er sowieso schon nicht mochte, kam aber nicht nach Hause, sondern studierte einfach weiter und blieb in der Wohngemeinschaft wohnen.«
    Aber Nina reagierte nicht, sie sagte nur: »Hilf mir mal, die Läden wieder zu schließen«, und sprang von der Theke.
    Â 
    An diesem Abend zog Evelina bei ihnen ein. Sie war rund und hatte eine sehr weiße Haut, ihre langen schwarzen Haare und die tiefschwarz geschminkten Kulleraugen machten sie zu einem weiblichen Pandabär. Ihre Stimme war ein wenig heiser, und ihr Italienisch hörte sich eigenartig an. Magdalena brauchte nicht lange, um festzustellen, was es war: Es gab anscheinend auch Italiener, die das »R« nicht rollen konnten, und Evelina gehörte zu dieser Sorte. Nina bereitete ihr zu Ehren ein risotto mit grünem Spargel zu, während Evelina das dritte der kleinen Zimmer in Beschlag nahm, ihren Schrankkoffer auspackte und dabei schnell, nuschelnd und mit ungeöltem »R« auf Nina einredete. War sie in ihrem Zimmer, schrie sie herüber; kam sie zu Nina in die Küche gelaufen, flüsterte sie laut, als ob sie auf der Bühne stände. Nina goss Brühe an und rührte, Magdalena saß am Küchentisch und verstand kaum etwas, lächelte dennoch, wenn sie Ninas lebhaften Blick einfing. Ein risotto herzustellen war eine langwierige Angelegenheit, die Konzentration und Muße verlangte. Nina hatte für Magdalena vor ein paar Tagen
eins mit getrockneten Steinpilzen zubereitet, sie hatte die Gelegenheit verpasst, sich das Rezept für zu Hause aufzuschreiben, um Opa Rudi endlich mal mit einem gelungenen Gericht überraschen zu können. Doch auch jetzt machte Magdalena sich keine Notizen, sondern Gedanken, wie sie das Gefühl benennen sollte, das sich da langsam in ihr ausbreitete, wie ein Tropfen grüne Tuschfarbe in einem Glas Wasser. Eifersucht? Nina lachte, fragte, ganz auf Evelina konzentriert, rührte ab und an bedächtig die dicken Reiskörner im Sud, antwortete der Reibeisenstimme mit vielen »No!?« , und dann lachten sie erneut zusammen. Namen wurden hin und her geworfen. Paolo? Der Lastwagenfahrer? Hat der wirklich eine

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