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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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rannte die Stufen hoch in die Wohnung und kehrte mit zwei Tellern, Gläsern und Gabeln wieder zurück.
    Â»Schön hier«, behauptete der Grauhaarige und streckte dabei seinen Kopf wie eine stolze Schildkröte in alle Richtungen. Magdalena traute sich kaum, ihn anzuschauen, sie wollte nicht starren. Seine schwarze Brille unterschied sich bei genauerem Hinsehen doch von einer normalen Sonnenbrille, sie hatte breitere Bügel und ließ von seinem Kopf nur noch die Nase frei, eine Art schwarzes Aquarium für seine Augen. Vielleicht war hinter diesen dunklen Gläsern ja doch noch etwas von seinem
Sehvermögen übrig. Mikki, der neben ihm saß, schien diese Befürchtungen nicht zu haben, er war anscheinend schon wieder zugekifft, denn er benutzte die Brille des blinden Mannes wie einen Spiegel und versuchte, seine Dreadlocks darin zu ordnen. Magdalena hielt die Luft an, der Grauhaarige sah wirklich nichts, er lauschte vielmehr, er schien mit seinem ganzen Körper zu schnuppern, um zu erfahren, was um ihn herum vor sich ging.
    Â»Mikki!«, zischte Nina, als sie seine Verrenkungen sah.
    Â»Eh, allora, Signor Mazzei, buon appetito!«
    Â»Wer ist noch da? Stellen Sie mich vor!« Der Signore, der gar nicht Sindaco hieß, schaffte es trotz der Brille, fordernd in die Runde zu schauen.
    Â»Der ist wichtig für uns«, raunte Matteo Magdalena zu.
    Â»Wer ist er denn?«
    Â»Das ist der Bürgermeister!«
    Ach so, wie dämlich, sie hatte aus dem Amt einen Nachnamen gemacht. Nina stellte alle vor: Mikki, unser DJ; Evelina, Barfrau vom letzten Jahr; Matteo, Security, ebenfalls vom letzten Jahr, und hier gegenüber von Ihnen, Raffaele, lo skipper , und eine Freundin, un‘amica tedesca . Sie begannen über das POLO zu reden, die Eröffnung des Clubs, das Wort legge , Gesetz, und der Name Leone fielen immer wieder. Magdalena bemühte sich, dem Gespräch zu folgen. Wenn alle lachten, lachte sie mit, wenn sie ernst wurden, wurde sie auch ernst und versuchte zu erraten, worum es ging.
    Manchmal wurde Magdalena etwas gefragt, dann versuchte sie, möglichst schnell und gewandt zu antworten, doch ihr Kopf war müde. Die zuständigen Hirnsynapsen tappten in der fremden Sprache herum wie in einem Keller ohne Licht. Ab und zu, wenn sie um eine Übersetzung bat, stellte sie fest, dass sie mit ihren Interpretationen völlig auf dem Holzweg war.

    Es ging um die unerfüllten Auflagen, die eine Eröffnung trotz der bestehenden Lizenz unmöglich machten, es ging um dieses Jahr, letztes Jahr, die Jahre zuvor, um den Club 64, sessantaquatro , gleich nebenan, ein weiterer Nachtclub, der den Charakter der Insel prägte … Der Charakter der Insel schien dem Bürgermeister viel zu bedeuten, er wiederholte diesen Satz mehrmals, das Grün, die Natur und die reichen Küsten von Elba waren ihm anscheinend wichtiger als die Arbeitsplätze, mit denen Mikki plötzlich in seiner schleppenden, gedehnten Art zu argumentieren begann.
    Â»Er ist ein Grüner, stimmt’s?«, fragte sie Matteo.
    Â»Er ist Kommunist, und er mag Costa Rica, da war er nämlich im Urlaub«, antwortete Matteo und grinste.
    Magdalena nickte verwirrt, die Worte um sie herum vermischten sich plötzlich zu einem unverständlichen Brei, als ob sie es darauf angelegt hätten, sie auszuschließen. Sie verstand nichts von der Insel, nichts von den Italienern, sie war zu dumm, um jemals richtig Italienisch zu lernen, und deswegen würde sie auch ihren Vater nie finden. Gelächter am Tisch. Mit einem Ruck stieß sie ihren Stuhl nach hinten, presste ein »buona notte« zwischen den Zähnen hervor und ging nach oben, ins Bett.

10
    F reitag. Ihr letzter Tag. Magdalena band die Mülltüte oben zusammen und schleifte sie zur Tür. Erst vor einer Woche hatte Nina sie unter ihrem Lada-Jeep hervorgezogen, unglaublich, wie schnell die Zeit vergangen war. Die ersten beiden Tage hatte sie dösend und schlafend im Bett verbracht, doch der Rest der Woche war wie im Zeitraffer vergangen. So vieles war passiert: Sie hatte Elba bis in den letzten Winkel kennengelernt, auch ihr Italienisch hatte sich, nun ja, ziemlich verbessert, doch einiges hatte sich auch nicht geändert. Der Chef, der von allen erwartete Leone aus Bologna, war immer noch nicht aufgetaucht, das POLO immer noch geschlossen. Alle Städte der Insel waren zwar mit unscharfen Fotokopien ihres möglichen

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