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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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strohigen blonden Haare auf ihrem Kopf.
    Â»Geh doch erst mal duschen«, schlug Nina vor, »ich hab dir ein Handtuch hingelegt.« Tascha erhob sich, schlüpfte geziert in ihre ausgetretenen Lackpumps und trollte sich ins Bad, als ob es das Normalste der Welt wäre.
    Â»Als ich vom Hafen zurückfuhr, stand sie an der Straße und trampte«, raunte Nina Magdalena zu, »ich wollte sie nur ein kurzes Stück mitnehmen, aber sie hat überhaupt kein Geld mehr und weiß nicht, wohin. Heute kann ich sie auf keinen Fall wieder wegschicken.«
    Will Nina dieses Wesen etwa in ihrem Bett schlafen lassen!? Sie ist dreckig und ungepflegt, dachte Magdalena und schämte sich sofort für ihre egoistischen, üblen Gedanken. Na ja, dreckig warst du auch, erinnere dich! Was hat Matteo Nina zugemurmelt, als er deine 57 Kilo die Treppe hochschleppte? Sie erinnerte sich nicht mehr genau, irgendetwas von einer Pflanze, die sie pflegen könne. Nina holt sich dauernd Leute ins Haus,
die ihre Hilfe brauchen, kaum bin ich weg, setzt sie sich die fette Tascha in die Küche.
    Â»Was wird Matteo dazu sagen?«
    Â»Was wird er schon sagen? Nichts. Bei dir hat er ja auch nichts gesagt!« Stimmt, und trotzdem finde ich es blöd, dass du dich sofort wieder um jemand anderen kümmern musst, wollte Magdalena am liebsten sagen. Aber das würde sich mehr als kleinlich und eifersüchtig anhören.
    Â»Erzähl! Was war los?«, unterbrach Nina ihre Gedanken.
    Â»Ich wollte gerade runter von der Fähre, da habe ich meinen Vater drüben in Piombino einsteigen sehen, also ich dachte wenigstens, er wäre es.« Magdalena spürte auf einmal den fehlenden Schlaf der letzten Nacht in den Beinen. Sie setzte sich, stützte die Ellenbogen auf die Tischplatte und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Sie hörte Nina am Herd hantieren. »Und da fährst du ganz spontan wieder mit rüber, das finde ich - na ja, mutig.« Es klang, als ob sie etwas anderes hätte sagen wollen.
    Magdalena hob den Kopf: »Was ist daran mutig? Es war dumm und peinlich, denn er war es natürlich nicht. Es war ein gewisser Gianni, dem das Tirello oder so gehört, der hat sich zunächst kaputtgelacht und mich dann ziemlich beschimpft.«
    Â»Doch nicht etwa Giovanni! Vom Tintorello !? Und den hast du gefragt? Oh Dio!! Der ist unfruchtbar, das weiß halb Elba.«
    Â»Halb Elba vielleicht, aber Matteo wusste es nicht.«
    Â»Matteo?«
    Â»Der stand mit ihm zusammen an der Fähre.«
    Nina sog zischend Luft durch die Zähne ein. »Oje. Da hast du Giovanni gefragt, ob er dich mit deiner Mutter gezeugt hat …«
    Â»Noch schlimmer, ich habe es sogar behauptet! Ich bin deine Tochter, habe ich zu ihm gesagt, ich Idiotin!«
    Â»Da hast du, ohne es zu wissen, ordentlich in einer Wunde herumgebohrt!«

    Magdalena betrachtete ihre Schuhe und nickte. Es war, als wäre sie mit diesen spitzen Absätzen darin herumgewatet, in einer Wunde, die nach Unfruchtbarkeit und ungewollter Kinderlosigkeit roch. Sein gequältes Lachen, die schräg geschnittenen, glänzenden Augen seiner Adoptivkinder und den entsetzten Blick seiner Frau würde sie nie vergessen.
    Â»Es war megapeinlich! Aber ich werde weitersuchen!«
    Jetzt frage ich mich allerdings schon wieder, wie ich mir das vorgestellt habe … Sie spürte, wie die Enttäuschung sich immer weiter in ihre Magenwände fraß. Die Küche war besetzt, Mikkis Zimmer, Evelinas Zimmer, Ninas Bett - alles war besetzt, hier war kein Platz mehr für sie, das hatte sie schon bei ihrer Abreise deutlich empfunden.
    Â»Also, ich gehe dann mal, ich suche mir ein Hotel.« Magdalena nahm ihren Korb, ging zur Tür und zählte die Sekunden. Einundzwanzig, zweiundzwanzig - Nina stand in ihrem Rücken, nichts, sie rief sie nicht zurück. Dreiundzwanzig. Magdalena wollte heulen. Sie wollte etwas kaputt machen. Warum war sie nicht mit Stefan mitgefahren? Opa Rudolf wartete zu Hause mit seinem Eintopf auf sie, ihr Zimmer, die schöne ruhige Küche im Hausmeisterhäuschen, das war die Sicherheit, die sie brauchte, alles andere war Unsinn. Keine drei Stunden waren vergangen, doch schon hatte Nina mit ihr abgeschlossen. Kaum am Hafen abgesetzt, hatte sie sie sofort vergessen und fünf Minuten später in der dicken Tascha bereits ein neues erbarmungswürdiges Geschöpf gefunden, das sie aufpäppeln musste.
    Soll ich

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