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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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der, der hier vor ihr saß. Augenbrauen, Nase, alles …
    In diesem Augenblick brach Giovanni in Gelächter aus, so schrill und verächtlich, dass alle Passagiere des Decks sich nach ihnen umwandten. Sein Mund war zu einem bitteren, rechteckigen Grinsen verzerrt, daraus drangen Laute, die Magdalena nicht verstand, weil Matteo sie schon am Arm mit sich zog.

15
    M agdalena stieg die Stufen hoch, leise knackten die langen Nadeln der Pinien unter ihren spitzen grünen Schuhen, genau wie heute am Spätnachmittag, als sie das POLO mit Nina zusammen verlassen hatte. Es schien Jahre her zu sein. Jetzt waren ihre Schritte zögernder, ihr Blick auf die Agaven und die Rosmarinbüsche nicht mehr so selbstverständlich. Warum hatte Matteo überhaupt darauf bestanden, sie hier abzuliefern, bevor er seinen rothaarigen Freund nach Procchio brachte, um sie dann wieder im POLO abzuholen?
    Â»Du wirst Nina sowieso irgendwann wiedersehen, warum nicht jetzt? Sie würde sich übergangen fühlen, nachdem sie dir so geholfen hat. Sie ist extra in solchen Dingen.«
    Magdalena setzte sich auf die oberste Stufe, unter den Pinien war es schon fast dunkel, die Tanzfläche schimmerte wie ein zugefrorener See. ›Extra‹, das war ein seltsamer Ausdruck für die Wechselbäder von warmer Freundschaft und kalter Ablehnung, in die sie von Nina in den letzten Tagen getaucht worden war.
    Der Bus war längst in Forte dei Marmi, was würde Stefan der Treva-Touristik über sie erzählen? Mit ihrem Verhalten auf der Fähre hatte sie bestimmt weitere Minuspunkte gesammelt. Und der Ditfurther Verlag? Wie viele Tage Urlaub hatte sie überhaupt noch? Wo würde sie jetzt wohnen? Und warum das alles? Weil sie ein unsensibler Klotz war, weil sie einem Gesicht hinterhergerannt
war, einem Giovanni aus den Abruzzen. Matteos Versuch der Schadensbegrenzung war mehr als zaghaft gewesen, er war ärgerlich auf sie, sehr ärgerlich.
    Nach einigen Minuten stand sie auf und machte sich daran, die letzten schmalen Stufen zur Wohnung hochzusteigen, dort drüben auf der Tanzfläche standen die zwei Tische, an denen sie gegessen hatten, ein paar heruntergebrannte Kerzen lagen neben den Windlichtern aus Glas, die von Nina jeden Abend erneuert wurden. Magdalena holte tief Luft und befahl ihrem Atem, sich zu beruhigen. Dann klopfte sie. Vielleicht ist auch keiner von ihnen da, hoffentlich ist keiner von ihnen da.
    Â»Avanti!«
    Ninas Stimme klang fröhlich, etwas in Magdalena sackte zusammen und wurde ganz weich vor Freude, sie öffnete die Tür. Das Erste, was ihr auffiel, war der Geruch. Noch bevor sie sie sah, war das Parfüm zu ihr hinübergewabert. Zu viel Vanille, Moschus, Zuckerwatte, zu viel von allem, doch nicht in der Lage, den Schweißgeruch zu überdecken, der von dem dicken Mädchen, das auf dem Küchenstuhl hing und ihr seine nackten Füße entgegenstreckte, ausging.
    Â»Tach.« Sie grinste sie verschwörerisch an. »Auch Deutsche? Ick bin Natascha, kannst mich Tascha nennen.« Magdalena wollte sie weder so noch sonst wie nennen, sie wollte umkehren, jetzt sofort, denn sie meinte in Ninas Augen exakt den Blick erkannt zu haben, den sie befürchtet hatte: Was will die denn wieder hier?
    Schnell schaute sie auf Nataschas Handrücken, auf dem sich ein Speckpolster wölbte, anstelle ihrer Knöchel sah man kleine Grübchen in der prallen Haut. Natascha griff damit nach einem Stück Brot, das neben einem großen Teller mit Schinkenscheiben, Oliven und Käse auf dem Tisch lag, und seufzte.
    Â»Weißte, wat ick jetzt gerne hätte?« Das dicke Mädchen
wartete ihre Antwort nicht ab. »’ne echte Scheibe Schwarzbrot. Und’n Solei. Hab ick immer welche von zu Hause stehen. So’n großes Glas, stellt mir mein Dad immer hin. Echt lecker.« Magdalena nickte, ihr war ganz flau.
    Â»Magdalena! Was ist passiert?!« Die Besorgnis in Ninas Stimme hörte sich echt an. Magdalena zuckte mit den Achseln: »Ich bin in Piombino nicht ausgestiegen, sondern mit der Fähre einfach wieder zurückgefahren.«
    Kannst-mich-Tascha-nennen blickte zwischen ihr und Nina hin und her: »Bist wohl auch so abgebrannt wie ich? Habe da ein kleines Problemchen, bin schon drei Wochen hier und total fertig.«
    Für etwas zu essen hatte es aber anscheinend noch gereicht. Verstohlen musterte Magdalena Taschas dicke Brüste, ihre fetten Oberarme und die

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