Magdalenas Garten
wollte, dass sie verschwand, er war froh gewesen, sie endlich los zu sein, keine zweideutigen Situationen im Zitronengarten, keinen Ãrger mit Nina mehr. Sie hatte seine Erleichterung mit ihrem Auftauchen schlagartig zunichtegemacht.
»Was ist mit dem Bus?« Magdalena zuckte zusammen, ach verdammt, der Bus! Ohne den Menschenstrom aus den Augen zu lassen, holte sie ihr Handy hervor und rief Stefan an.
»Ich komme nicht mit«, rief sie ins Telefon, »warte nicht auf mich, es ist etwas Wunderbares passiert: Ich habe meinen Vater gefunden!« Magdalena sah, wie Matteo neben ihr die Augen verdrehte, sie wartete Stefans Reaktion nicht ab, sondern beendete das Gespräch per Tastendruck. Matteo glaubte ihr nicht, und wenn schon, sie hatte nur eine Stunde, und die Fähre war riesig, wenn sie diesen Giovanni jetzt hier am Aufgang im Gedränge verpasste und sie ihn vor der Ankunft in Portoferraio erwischen wollte, musste sie sich beeilen.
»Was hast du jetzt vor?«
»Ich bleibe hier stehen, bis er vorbeikommt!«
Matteo schaute sie von der Seite her an. »Aha, du bleibst hier jetzt stehen. Du bist doch total neben den Schuhen, er ist gar nicht von Elba, er kommt aus den Abruzzen und hat das Tintorello erst seit zehn Jahren, wie kann er dein Vater sein? Ich glaube kaum â¦Â«
»Aber ausschlieÃen kannst du es auch nicht, oder?«
»Nein, natürlich nicht«, gab Matteo zu. »Du fährst also wieder zurück nach Elba und bleibst?«
»Vielleicht?!« Magdalena beobachtete seinen Gesichtsausdruck, kam da Unbehagen auf, erschien die Falte zwischen seinen Augenbrauen, wie immer, wenn er sich ärgerte?
»Gut. Nina wird sich freuen.«
»Nina wird sich nicht freuen, das weià ich auch! Ich werde sie nicht belästigen, und dich auch nicht, ich suche mir ein Hotel.«
Sie merkte, dass er an ihr herabschaute. »Das T-Shirt und die Schuhe â¦Â«
»Ja, die hat sie mir heute Nachmittag geschenkt.«
»Sag ich doch, sie mag dich, aber sie hat Angst.«
»Wovor?«
»Das kann ich dir nicht erzählen, weil ich versprochen habe, es für mich zu behalten.«
Magdalena stöhnte, unablässig scannten ihre Augen die heraufkommenden Menschen ab. »Ich finde ihn nicht mehr!«
»Vielleicht erscheint dir mein Verhalten seltsam, aber Nina hat nun mal Vorrecht in meinem Leben.«
»Um dich zu beruhigen: In meinem Leben hat mein Vater Vorrecht , wie du es nennst, okay?«
»Na gut, ich helfe dir suchen, aber überfall ihn nicht gleich, überlass das Reden lieber mir. Ich kenne ihn, er ist manchmal etwas emotional, um nicht zu sagen esplosivo .«
»Gut.« Magdalena nickte dankbar, sie würde vor Aufregung sowieso kein vernünftiges Wort herausbekommen.
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Sie hatte sich nicht getäuscht. Als sie ihn endlich alleine an einem der runden Tische in der Nähe der Bar im Salone Grande auf Deck II entdeckten, fiel Magdalena in eine ehrfürchtige Erstarrung, die man als Trance bezeichnen konnte. Matteo schubste sie mit dem Ellbogen leicht vor sich her.
»Guten Tag musst du ihm schon sagen!«
»Ich trau mich nicht!«, wisperte sie. Eine Sekunde lang standen sie wie zwei verloren gegangene Kinder vor dem Tisch.
»Giovanni«, sagte Matteo, »ich will dich nicht stressen, aber vielleicht können wir uns bei Gelegenheit mal einen Augenblick in Ruhe unterhalten â¦Â«
»Ãh, ja?« Der so Angesprochene schaute irritiert von seiner Zeitung auf, er schien Magdalena gar nicht zu bemerken.
»WeiÃt du, was, ich komme am besten in den nächsten Tagen mal zu dir ins Tintorello .«
»Okay«, sagte Giovanni gleichgültig und nickte Matteo zu.
Magdalena erwachte aus ihrem Traumzustand. Was sollte das denn, warum rückte Matteo nicht mit seinem Anliegen heraus? Wieso fragte er ihn nicht direkt, er hatte noch nicht einmal ihren Namen erwähnt. Sie befürchtete gleich zu platzen. »Ich bin deine Tochter, Heidis Tochter! Ihr habt euch gekannt und geliebt damals, neunzehnhundertneunundsiebzig, und dann ist sie schwanger geworden, und deswegen bin ich â¦Â«
Eine Frau mit zwei asiatisch aussehenden Kleinkindern hatte sich an den Tisch geschoben, sie schaute mit offen stehendem Mund zwischen Giovanni und Magdalena hin und her und sah dabei nicht besonders intelligent aus.
»⦠deine Tochter!« Magdalena nickte.
Wenn aus dem Jungen von dem Foto ein Mann geworden
war, dann
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