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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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gewesen. Karsten schickte ihr heute noch jede interne Stellenausschreibung, um sie in seine
Nähe zu lotsen. Er ist so verdammt verknallt in mich, er ist so verliebt, dass er wie ein Hündchen hinter mir herrennt, ich dagegen renne vor ihm weg und Florian hinterher, der wiederum irgendeiner anderen hinterherrennt, jedoch nicht Sandra, seiner Freundin. Wir durchziehen die Landschaft wie eine Mannschaft von Läufern, die ein Objekt begehren, das vor ihnen flieht, und wir sind nicht die Einzigen. Magdalena stieß die Luft aus. Die ganze Welt schien in Bewegung zu sein, jeder rannte. Egal, Karsten Brömstrup würde sie retten können, gleich morgen früh würde sie ihm eine Mail schreiben und Opa Rudi auch.
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    Am nächsten Morgen stand Magdalena schon um sieben Uhr am Strand, mit einem Schuh in jeder Hand durchquerte sie die menschenleere Bucht von Procchio, blieb ab und zu stehen, wanderte dann weiter. Sie würde länger bleiben, den ganzen Juni über. Ihr Bauch summte zufrieden vor sich hin, es war richtig, hier zu sein, in diesem Licht, dieser Luft, auf dieser Insel. Procchio war richtig, Nina und Matteo in der Nähe waren richtig, Zeit zu haben war richtig und der erzwungene Urlaub überhaupt das Beste, was ihr passieren konnte. Froh, dass ihr Kopf sich nicht schon längst wieder zu Wort gemeldet hatte, ging sie weiter. Nach einigen Minuten begann sie ganz nebenbei die Dinge festzulegen, die zu tun waren. Erstens: einen Motorroller leihen, um beweglich zu sein. Zweitens: neue Klamotten kaufen, um sich für einen Job bewerben zu können. Drittens: ein günstiges Zimmer mieten. Viertens und am wichtigsten: die Menschen finden, die damals Heidi und ihren Vater kannten. Sie liefen hier in der Nähe herum, sie spürte es.
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    Was für ein Wochentag war heute? Sonntag. Die Bretterbude des Rollerverleihs am Rande des Parkplatzes war noch verrammelt, würde aber später sicher für die Touristen öffnen. Magdalena
schaute auf die bunten Bilder der angebotenen Fahrzeuge. Sie rechnete. Einen Roller für mehrere Wochen zu mieten, war viel teurer, als sie angenommen hatte. Ihr gesamter Verdienst bei der Treva würde dafür draufgehen. Schade, am liebsten hätte sie einen in Hellblau, wie der auf dem Foto vor ihr. Langsam überquerte Magdalena den Parkplatz, verscheuchte noch schnell einen unschönen Gedanken an ihr Konto ohne Gehaltszugang an jedem fünften des Monats und betrat eine Bar. Zwei Leute ließen gleichzeitig ihre Espressotässchen auf die Untertassen scheppern, riefen: »Ciao, ciao, Wal-ter« , wobei sie die Silben trennten, als ob der Name aus zwei Wörtern bestünde, und drängten sich an ihr vorbei. Es duftete köstlich nach frischen cornetti , die von einer zierlichen Frau Mitte fünfzig gerade auf einem Tablett hinter die Theke getragen wurde. »Un cappuccino, per favore!« , bestellte sie bei dem so benannten Wal-ter, der bleich, groß und lächelnd neben der Kaffeemaschine stand. »Hauseigene Produktion« stand auf dem ovalen Schild hinter der Theke, »seit 1963«. Vielleicht hatte ihre Mutter nach einer sandigen Nacht im Zelt an dieser Stelle ihren Cappuccino getrunken, zusammen mit Margo, der Holländerin. Ein Zettel neben der Eistheke erregte Magdalenas Aufmerksamkeit: ›Servicekraft mit Erfahrung ab sofort für den Abend gesucht. Am Tresen fragen!‹ Sie atmete tief ein, wenn sie sich traute, jetzt gleich zu fragen, würde sie den Job bekommen! Also dann, wie sagte man denn, ich möchte Ihre Servicekraft werden? Oder sollte sie nicht doch lieber später zurückkommen? Was für einen Eindruck machte wohl das weiße Tunika-Outfit, das sie heute Morgen noch mal übergestreift hatte? Man würde sie mit der schlabbrigen Hose bestenfalls in einer Yogaschule anstellen. Hatte sie Erfahrung? Natürlich. Sie war fähig, Kartoffelsuppe in der Mikrowelle warm zu machen, Wurstbrötchen hygienisch einwandfrei mit Radieschenröschen zu verzieren und
quengelige Rentner mit Käsekuchen und Kaffee glücklich zu machen. War das etwa nichts? Doch. Schon. Aber … Aber nicht heute fragen, bitte, ein anderes Mal! Wenn ich gute Klamotten anhabe. Wenn ich ausgeschlafener bin. Wenn ich besser aussehe. Wenn … » Scusi «, fragte sie im nächsten Moment auf Italienisch, »ist der Job noch zu haben?« Sie hatte es getan! Die kleine Frau lächelte sie an, ihre Zähne

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