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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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tatsächlich weitersuchen? Ist das wirklich die Lösung, plötzlich alles umzuschmeißen, nur um hinter den falschen Gesichtern herzulaufen, nur um jemanden zu finden, dem ich bis jetzt ziemlich egal gewesen bin, der gar nichts von meiner Existenz mitbekommen hat? Das unbeteiligte Schulterzucken
der Leute, denen sie das Foto gezeigt hatten, fiel ihr wieder ein. Sie hatte die ganze Insel mit Fotokopien des mittlerweile arg verknickten Fotos und Ninas Handynummer gepflastert, und es war nichts passiert. Sie hatte überhaupt keine Chance. Und was ist mit dem Gemüsemann und Olmo Spinetti, die gibt es ja auch noch! Magdalena stieß einen verächtlichen Lacher aus. Ein greiser Gemüsemann und der Besitzer eines geschlossenen Restaurants schafften es immer noch, sie mit Hoffnung zu erfüllen.
    Â»Warte mal - Magdalena, Magdalena!«
    Magdalena stellte den Korb ab und drehte sich um, sie wollte Nina umarmen, verschränkte aber nur die Arme vor der Brust.
    Â»Das Wichtigste für dich ist es, ihn zu finden, oder?« Draußen, hinter Ninas Kopf, sah sie den schwarzen Hosenanzug auf der Wäscheleine, den sie heute Mittag ausgewaschen hatte, seine weiten Arme und Beine wiegten sich sanft in der Dämmerung. Eine leere Hülle, in der sie für eine Nacht gesteckt hatte, in der sie fast unbeachtet von den anderen dennoch ein Teil ihrer Gemeinschaft gewesen war. Unbeachtet? Matteo hatte sie beachtet, seine Sätze draußen auf der Terrasse fielen ihr wieder ein: Jeder hat eine Bestimmung in seinem Leben, jeder hat etwas, was er unbedingt tun muss. Ihre Bestimmung war es, ihren Vater zu finden.
    Â»Mein Leben mit Rudi in unserem alten Schulhaus fühlte sich immer unvollständig an. Und seitdem ich weiß, dass die Antwort auf alle Fragen hier auf Elba liegt, werde ich weiter nach meinem Vater forschen.«
    Nina hob die Hände und machte ein ernstes Gesicht, während sie sich in der Küche umschaute: »Finde ich gut, dass du hierbleibst und weitersuchst, ich würde dir ja gerne … aber es ist einfach kein Platz mehr. Oder … wir könnten natürlich das
Sofa von der Terrasse hier hereinschieben …« Es klang nicht sonderlich euphorisch.
    Â»Nein, ich gehe in ein Hotel, ich komme schon klar, wirklich, danke!« Ihre Stimme hatte während des letzten Satzes zum Glück fast gar nicht gezittert. Magdalena drehte sich wieder um und hatte die Türklinke schon in der Hand, als sie von draußen eilige Schritte die Treppe heraufkommen hörte und gerade noch beiseitespringen konnte, bevor Evelina die Tür aufstieß.
    Â» Ciao , Kirtsch!« Sie brachte sogar den Ansatz eines Lächelns zustande, bevor sie türenknallend in ihrem Zimmer verschwand. Nina und Magdalena sahen sich an und fingen an zu lachen.
    Â»Sie hat dich ins Herz geschlossen«, sagte Nina, »Kirtsch ist nun wohl ihr Spitzname für dich!«
    Evelina riss ihre Tür wieder auf: » Ouuh , Kirtsch!«, rief sie, wie zur Bestätigung. »Ich habe Matteo in Procchio getroffen, weil ich ihm heute Morgen mein Auto geliehen habe, egal, auf jeden Fall steht er jetzt unten auf der Straße und wartet auf dich, warum auch immer! Erinnere ihn bitte noch mal, dass er tanken muss!«
    Â» Grazie , Evelina! Iooo … äh, dico a lui …«
    Â» Glielo dico , ich sage es ihm«, half Nina. Richtig, so musste es heißen, das war diese schwierige Form, bei der sie sich immer die Zunge unter dem Gaumen verrenkte, wenn sie ihr denn überhaupt einfiel. In diesem Augenblick öffnete sich die Badezimmertür, und Tascha trat heraus. »Ick hab hier mal’n Problemchen, da kommt Wasser oben ausm Klo.« Nina rollte mit den Augen, ohne dass Tascha es sehen konnte.
    Â»Solche Fehler muss man vermeiden«, sagte sie, und Magdalena ahnte, dass Nina damit nicht ihr Sprachproblem meinte. » Ciao , ciao , Matteo wird dir mit einem Hotel helfen.« Mit diesen Worten lief sie ins Bad, einem neuen Problemchen entgegen.

    Magdalena nahm ihren Korb, schloss leise die Haustür hinter sich und ging die Stufen hinunter. Sie fühlte sich müde wie nach 3000 anstrengenden Schwimmmetern. Die Abendluft erschien ihr weicher als vorher, sie duftete nach den Blüten der Zitronenbäume. Was sollte der Trübsinn? Sie war am Leben, ihr Bein tat nicht mehr weh, Nina war immer noch nett zu ihr und Matteo offenbar nicht allzu sauer. Sie hatte Fotos und ein Tagebuch von ihrer Mutter

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