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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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zwölf, als Opa Rudi sie nicht mit ins Trainingslager der Schwimmer gelassen hatte, nur weil sie gerade eine harmlose Magen-Darm-Grippe durchgemacht hatte. Zögernd blieb sie oben auf der Plattform stehen, einen Moment noch, einen letzten Moment noch, dann war die Zeit auf Elba wirklich vorbei. Neben einem der wartenden Autos entdeckte sie einen Mann mit schwarzem, leicht schütterem Haar. Komisch, dachte sie, der da sieht von oben aus wie Matteo, sonnengebräunt, breite Schultern, und er hat auch eine ähnliche Jacke an … das ist ja wirklich Matteo!
    Â»Matteo!«, rief sie und winkte wild, aber er sah und hörte sie nicht, zu vertieft war er in das Gespräch mit dem Mann neben ihm, der an der Tür des Wagens lehnte, seinem Freund, der wahrscheinlich dieses Auto soeben gekauft hatte. Er sah nett aus, um einiges älter als Matteo, jetzt klopfte er ihm auf die Schulter und lachte mit zurückgelegtem Kopf. Seine geschlossenen Augen bildeten zwei hohe Bögen, und seine Eckzähne waren spitz, lang und weiß. Die Wolfszähne! Magdalena erschauerte unter einer Gänsehaut, ihr Nacken, ihr ganzes Rückgrat war wie elektrisiert. Da stand er! Gealtert zwar, mit grauen Strähnen im immer noch dunklen langen Haar, doch unverkennbar.
Seine Augenfarbe? Die konnte sie von hier oben nicht erkennen. Matteooo!, wollte sie noch einmal rufen, doch ihre Stimme versagte. Geh zu ihm! Aber sie konnte sich nicht bewegen, ihre Beine verweigerten jeden Befehl. Magdalena spürte, wie die Finger ihrer Hand sich krampfhaft um das Geländer bogen. Warum sollte sie überhaupt runter vom Schiff? Bis sie unten am Kai war und sich durch die Gänge aus Absperrgittern zu den Autos durchgedrängelt hatte, waren sie vielleicht schon an Bord, und ohne Ticket würde man sie nicht so ohne Weiteres hinterhergehen lassen. »Aber Sie müssen mich durchlassen, der Mann da vorne im Auto ist mein Vater, ich habe ihn seit dreißig Jahren nicht gesehen!« Eine schöne Filmszene, aber vielleicht nicht glaubwürdig für die Männer mit den neongelben Westen, die die Fahrkarten kontrollierten. Ihre Füße schoben sich ein Stück weit zurück, und obwohl ihr Herzschlag in ihren Ohren dröhnte, hörte sie das Gitter wie eine gigantische Harfe unter ihren Absätzen scheppern, weiter zurück, noch ein Stückchen. Magdalenas Herz donnerte immer noch, sogar noch lauter als zehn Tage zuvor im Anblick des Napoleon-Wandbilds. Zu Recht, dachte sie, zu Recht. Diesmal ist es ernst!

14
    E s war Matteo, der sie entdeckte.
    Â»Magdalena! Schön, dass ich dich doch noch sehe. Aber was tust du hier, musst du nicht von Bord!? Wir legen gleich ab!« Mit einer kleinen Reisetasche in der Hand kam er als einer der Ersten die Stufen von den Parkplätzen herauf, doch Magdalena schaute nur kurz zu ihm und blickte dann wieder aufmerksam auf die anderen Passagiere. Wo war der Freund?
    Â»Was ist mit dir los, was starrst du so? Hast du heimlich eine von Mikkis Kräuterzigaretten geraucht? Du wirkst so abwesend.«
    Â»Nein, ja, ich habe ihn gesehen, neben dir, wo ist er, der Mann, mit dem du eben geredet hast, dein Freund?«
    Er guckte sie an, als verstünde er plötzlich kein Deutsch mehr.
    Â»Na, dein Freund! Der mit dem Auto!«
    Â»Mein Freund? Der mit dem Auto?«
    Â»Ach, Matteo, der Mann, mit dem du eben unten vor dem Einsteigen geredet hast, wer war das?«
    Â»Ach, du meinst Giovanni! Dem gehört das Tintorello .«
    Â»Aber hast du ihn dir denn nie richtig angeschaut!? Er sieht doch genauso aus wie der Mann auf dem Foto neben meiner Mutter, er ist der Mann auf dem Foto neben meiner Mutter, das hätte dir doch auffallen müssen!« Sie ließ ihre Augen immer noch suchend über die Passagiere gleiten.

    Â»Bist du sicher, dass du keine Kräuter geraucht hast? Giovanni?!«
    Â»Ja klar, wie alt ist er?«
    Â»Vielleicht Ende vierzig? Keine Ahnung, habe ihn nie gefragt.«
    Â»Na also, das passt doch. Wo ist er?«
    Â»Keine Ahnung. Muss sich wohl von meiner Hand losgerissen haben.«
    Magdalena starrte ihn wütend an. Keine Ahnung, keine Ahnung. Es war zum Verzweifeln. Kapierte er denn nicht, wie wichtig dieser Mann für sie war?
    Â»Ich muss ihn finden! Er ist doch mit dir auf die Fähre gekommen.«
    Â»Ja. Aber was ist mit dir? Du musst doch gehen!«
    Â»Ich muss gehen? Warum?« Ihre Stimme klang patzig. Gut so. Sollte sie auch. Er

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