Magdalenas Garten
!«
»Super! Glückwunsch. Das ging ja schnell. Hinter der Bar?«
»Nein, als Bedienung.«
»Perfekt. Was hast du ihnen gesagt, wie lange du bleibst?«
»Nichts? Für immer? Keine Ahnung ⦠Ich glaube, sie haben mich gar nicht gefragt.«
Nina lachte. »Und wo wohnst du?«
»Na ja, alloggio konnten sie mir leider nicht geben.«
Sie hörte, wie Nina die Luft durch die Zähne zog.
»Also, das ist schlecht â¦Â«
»Ich weiÃ, das ist total schlecht. Ich bin den ganzen Tag unterwegs und schaue mir Zimmer an, aber die sind alle so furchtbar teuer.« Magdalena presste die Lippen aufeinander, wie ärgerlich, sie hätte Nina gern von einem hübschen Zimmer mit Balkon, schmiedeeisernem Bett mit Glöckchen dran und Flickenteppich auf dem Holzboden berichtet.
»Wenn das so weitergeht, werde ich in der Bar Elba absagen müssen oder mich nach einer anderen Arbeit mit Logis umschauen ⦠oder gleich nach Hause fliegen.«
»Sag mal, läufst du eigentlich immer noch in denselben Sachen herum, die ich dir mitgebracht habe, oder hast du dir mal etwas Neues gekauft?«
»Ja, nein ⦠also, ich wollte, bin aber noch nicht dazu gekommen.« Es klang deprimiert. Sie war deprimiert.
»Wir müssen uns treffen, ich kenne da einen tollen Laden in Marina di Campo, da bekomme ich Prozente. Und mach dir keine Sorgen, wir finden schon ein Zimmer für dich!«
Magdalena betrachtete die Fensterfassade des Restaurants Alla mezza Fortuna gegenüber. Die Tür stand offen, sie konnte sogar von hier aus ein Stück des Wandgemäldes sehen. Ciao, ciao , Bonaparte, grüÃte sie hinüber und schloss die Augen, als ein warmer Wind ihr über das Gesicht fuhr. Nina war wieder bei ihr, sie hatte »wir« gesagt.
17
W ann hast du mich am Acquarius abgesetzt? Vor nicht einmal einer Woche, oder? Und jetzt habe ich einen Job, einen Motorroller und - eccolo , auch noch das da!« Magdalena lachte ihn an und wollte ihm am liebsten vor Stolz einen Rippenstoà versetzen, doch Matteo würdigte sie keines Blickes.
»Das kannst du nicht ernst meinen«, brummte er, rüttelte an der Wandverkleidung herum und hielt ihr triumphierend einen Quadratmeter beschichtete Pappe entgegen.
»Hier, alles verschimmelt, gesund ist das nicht!«
»Das ist doch nur auÃen«, wehrte sie ab, »mach das Ding bitte nicht kaputt!« Das âºDingâ¹, das aussah wie ein stellenweise gepelltes türkisblaues Ei, war ihr neues Zuhause! Sie schaute über das wogende Schilfrohr, das den kleinen Wohnwagen meterhoch von hinten umschloss.
»Das kriege ich schon hin, hier ist es doch herrlich, da stört mich keiner!« Sogar ein Ruderboot hatte sie. Vielleicht würde sie es demnächst mit Matteos Hilfe umdrehen und ein Sonnensegel darüberspannen, schon hätte sie einen angenehmen Schattenplatz. Denn Schatten gab es hier nicht. Auf den Wiesen, die an ihr Grundstück grenzten, standen vereinzelt ein paar struppige Büsche, aber kein einziger Baum. Der Schweizer Ull, ein Freund von Matteo, besaà eine Segelschule in Procchio und hatte sich nach längerem Ãberlegen bereit erklärt, ihr den
Roulotte zu vermieten, der zwischen Procchio und La Pila mitten in der macchia , also mitten im Nichts stand.
»Bist du sicher?«, murmelte Matteo, der seinen Kopf kurz in den Wohnwagen steckte und sofort wieder zurückzog. »So eine schiefe Dose, und dann auch noch für dreihundert Euro im Monat, sei di fuori ! Ull-der-Schweizer ist auch verrückt, Ull-der-Geizer werde ich ihn ab heute nennen.« Er knackte mit den Gelenken seiner Hand, ballte sie mehrfach zu einer Faust und zeigte dann anklagend auf das Klohäuschen. »Und da hatâs keine Tür drin. Komm wieder mit!« Er klang sehr ernst, schnell schaute sie auf ihre Zehenspitzen, um sein empörtes Gesicht nicht sehen zu müssen.
»Ja, aber wohin denn? Für den Preis! Ich habe nichts anderes gefunden, und ich habe wirklich alles abgesucht, glaub mir!« Wie angenehm, mal wieder deutsche Wörter zu benutzen und sich so gewählt, albern oder nachlässig ausdrücken zu können, wie es ihr gerade in den Sinn kam.
»Ich weiÃ, die Elbaner vermieten in den Sommermonaten noch den letzten Kleiderschrank für viel Geld, aber dann lass dir wenigstens helfen!«
Magdalena schüttelte den Kopf. Sobald sie ihr Okay gab, würde er mit seinen
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