Magdalenas Garten
kräftigen Händen die Polster heraus auf die Wiese werfen und auch die Innenverkleidung abreiÃen, um ihr zu beweisen, dass es auch dahinter schimmelte.
»Wenn alles fertig ist, lade ich dich ein!«
Matteo stieà mit dem Fuà an die auf dem Boden liegende Pappverkleidung und stupste sie ein wenig vor sich her. Er will nicht gehen, dachte Magdalena, was tue ich nur mit ihm? Ãber die Fortschritte der Vatersuche reden? Ãber Nina? Schlechte Themen. Sie ging über die Wiese zu ihrem Roller und streichelte über den hellgrauen Sattel, auf dem ihr neuer Eierschalenhelm lag.
»Ich bin ganz verliebt in ihn!« Matteo schaute auf und nickte, als er sah, dass sie den Roller meinte.
»Dass Kaufen billiger ist als Mieten, hätte ich nie gedacht.«
»Habe ich dir doch gesagt. Natürlich musst du tanken und die Versicherung zahlen, aber du wirst ihn in einem Monat um dasselbe wieder los.«
»Danke, dass du ihn für mich gefunden hast! Die Farbe ist das Schönste.«
Matteo seufzte theatralisch: »ZweiunddreiÃig PS, drei Gänge, nicht mal sechs Jahre alt, keine Beulen und einen super Preis habe ich für die Signorina ausgehandelt, aber für sie ist die Farbe das Schönste, Madonna !«
Magdalena grinste, das altmodische Fünfzigerjahre-Hellgrün war einfach wunderschön.
»Gibâs zu, du hast auch den Roulotte nur gemietet, weil du das Azzurro -Blau so magst!«
Er kannte sie schon besser, als sie gedacht hätte. Es stimmte, das verwaschene Türkisblau, das sich auch in den Polstern und der Innenverkleidung des schäbigen Wohnwagens wiederfand, war der Hauptgrund gewesen, warum sie sich überhaupt hatte vorstellen können, in dem Ei zu wohnen.
»Aber auch deswegen!«
Magdalena ging an ihm vorbei und zupfte von einem üppig blühenden Lavendelbusch, der unter dem Boot hervorwuchs, ein paar Blätter ab und zerrieb sie zwischen den Fingerspitzen.
»Das riecht so köstlich nach Süden!« Sie zog den Duft durch die Nase, bis er unter ihrer Schädeldecke angekommen war. »Aber es erinnert mich auch an etwas anderes â¦Â«
Matteo setzte sich auf die Stufen innerhalb des Türrahmens und versuchte, seinen Kopf im Schatten zu halten, während er Magdalena ansah. Sie leerte das Putzzeug aus dem Eimer, den sie mitgebracht hatte, drehte ihn um und hockte sich darauf.
»Ich habe als kleines Mädchen angefangen, Gerüche zu sammeln, ich hatte schon damals eine umfangreiche Sammlung: mein Schulranzen von innen, meine Schreibtischschublade mit den Klebstofftuben, Buntstiften und den Stummeln von Wachsmalkreiden. Der Schulflur bei Regenwetter - mein Opa war da Hausmeister -, der Schulflur an einem heiÃen Sommertag. Und der Dachboden der Schule mit der Turmuhr.«
»Ach? Wie roch der denn?« Matteo war ganz ernst geblieben. Es schien ihn wirklich zu interessieren.
»Glaswolle, Staub, Mörtelbrocken und alte Landkarten.«
»Aha, Glaswolle, die riecht! Ãberhaupt - eine Geruchssammlung! Und immer diese Farben ⦠Du bist ein sehr, ein komisches Mädchen!«
»Ich bin kein sehr, kein komisches Mädchen, ich bin dreiÃig!«, widersprach Magdalena und fuhr fort: »Ein Highlight der Sammlung ist der Kleiderschrank von meiner Oma Witta, ganz unten. Sie ist schon lange tot, und irgendwann haben wir ihre Kleider weggegeben, aber es riecht dort immer noch wie früher nach ihrem Lavendelwasser. Und diesen Duft kann ich überall heraufbeschwören.«
Matteo nickte und stand auf: »Komm mit hoch ins POLO , bis wir etwas anderes für dich finden, da gibt es haufenweise Lavendel. Und die Zitronenbäume riechen übrigens auch.«
»Soll ich mich etwa zwischen Tascha, Nina und dem Köter ins Bett quetschen?«Matteo hatte Magdalena auf der Fahrt erzählt, dass die dicke Berlinerin zunächst gegangen, dann aber wieder bei ihnen aufgetaucht war, mit groÃem Appetit und einem noch gröÃeren Hund im Schlepptau.
»WeiÃt du, wie sie ihn genannt hat?«, fragte er jetzt. »Flipper! Ein Riesenviech, Mischling, irgendwas von einer Dogge hatâs da sicher mit drin, und wie nennt ihn die Verrückte? Flipper! Jetzt kauft Nina also auch noch Hundefutter!«
»Lenk nicht ab, ich bleibe hier.«
»Das lasse ich nicht zu, sei vernünftig!«
»Das sagt der Richtige!« Magdalena merkte plötzlich, dass sie ihn verletzen wollte.
»Was soll das
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