Magdalenas Garten
heiÃen?«
»Ist es etwa vernünftig, auf die Eröffnung eines Nachtclubs zu warten, der sowieso nicht aufgemacht wird, nicht zu arbeiten, sondern den ganzen Tag da oben rumzuhängen und zu fegen?«
»Du hast keine Ahnung von dem, was ich tue und was ich nicht tue, Magdalena!«
»So? Was tust du denn? Klär mich doch auf!« Was für ein blöder Streit ist das denn?, dachte sie. Warum bin ich so gemein zu ihm?
»Wie du weiÃt, kümmere ich mich um eine gewisse Person.«
Seine selbstgerechte Miene nervt, manchmal kann er richtig nett sein, doch wenn es um Nina geht, ist er wieder so unnahbar.
»Warum musst du dich immer kümmern , Matteo? Um mich musst du dich jedenfalls nicht kümmern!« Matteos breite Schultern krümmten sich nach vorn, er starrte auf das trockene Gras unter seinen FüÃen.
»Ich kann einfach nicht anders. Wenn du mir auch das vorhalten musst, dann â¦Â«
»Lass mich doch auf die Schnauze fallen, lass Nina doch auf die Schnauze fallen!« So sprach Opa Rudi mit seinen Boxern, wenn er wütend auf sie war.
»Wenn du meinst, Magdalena, wenn du meinst!«
»Das ist dein Spruch für Nina, denk dir für mich bitte etwas anderes aus, ja?!«
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Magdalena sah seinem Auto nach, das in einer Staubwolke verschwand. Allein stand sie vor dem Wohnwagen, um sie herum die Dinge, die Matteo für sie transportiert hatte: Plastiktüten
mit Bettwäsche, jede Menge nützlicher Kram, wie zwei Taschenlampen, Batterien, Schere, Schnur und ein scharfes Messer, ein Sechserpack Wasser, Tee, Brot, Kekse, Nutella, eine Reisetasche mit ihren neuen Anziehsachen und der umgedrehte Eimer mit dem im Gras verstreuten Putzzeug. Warum hatte sie ihn so angegiftet? Matteo hatte sie schlieÃlich gefahren, Matteo hatte mit ihr das ganze Zeug hier eingekauft, nicht Nina, die hatte ja nach ihrem gemeinsamen Kleiderkauf keine Zeit mehr für sie gehabt, noch nicht mal mehr für eine Antwort per SMS oder einen Rückruf reichte es! Sie wollte doch einen Termin bei ihrem tollen Friseur für sie vereinbaren, zum Sonderpreis. Das ist wieder typisch für sie, dachte Magdalena wütend, kaum geht es mir gut, weil wir wunderbare Sachen zum Anziehen für mich gefunden haben, macht Nina einen Rückzieher. Und Matteo dackelt dauernd hinter ihr her. Magdalena griff eine Flasche mit Glasreiniger und schmetterte sie an die Wand des Wohnwagens. Batsch! Nicht kaputtgegangen. Noch einmal. Als sie das Ding mit voller Kraft zum dritten Mal warf, platzte es endlich mit einem breiten Riss auf und hinterlieà einen groÃen Fleck an der AuÃenwand. Magdalena schluchzte, schleuderte die leere Flasche ins Schilf hinter dem Wohnwagen und setzte sich in die offene Tür auf die oberste der beiden Stufen, wie Matteo es vor ein paar Minuten getan hatte. Diese Anfälle waren furchtbar, immer zerstörte sie dabei etwas, was sie eigentlich dringend brauchte oder besonders gernhatte. Den dunkelblauen Angorapullover, den hatte sie vor ein paar Wochen zerschnitten, weil Florian ein ganzes Wochenende nicht angerufen hatte. Klamotten, Gläser, Fotos, sogar einmal ein Buch, dabei liebte sie Bücher. Sie war nicht ganz dicht! Magdalena stützte ihr Gesicht in die Hände. Der Wind rauschte im Schilf, und die Sonne brannte immer heiÃer herab. Wenn sie heute Abend im Wohnwagen schlafen wollte, sollte sie mit dem Putzen beginnen.
Magdalena stand auf und nahm sich den Eimer, um Wasser aus dem grob gemauerten, unverputzten Häuschen zu holen, das ungefähr sieben Meter entfernt vom Wohnwagen stand. Es gab eine Dusche und eine Toilette, doch Matteo hatte recht, die Tür fehlte, man konnte von ihrem Klo in die Wildnis über Wiesen und Ländereien schauen, wie romantisch. Der Abfluss der Dusche war von Blättern und Schmutz verstopft, die Toilette stank. Ohne zu zögern, kippte sie einen halben Liter Chlorreiniger hinein und schrubbte mit der Bürste bis zum Ellenbogen darin herum.
Magdalena putzte und kämpfte dabei gegen Spinnen, Käfer, TausendfüÃler und Kellerasseln, die ihr an den unmöglichsten Stellen im Wohnwagen entgegenkamen und keinen Willen zeigten, ihr das jahrelang bewohnte Heim kampflos zu überlassen. Bei Einbruch der Dämmerung stellte sie in einem Topf Wasser zum Kochen auf den Herd und blickte erschöpft über ihr neues Zuhause. Bläuliche Schatten legten sich auf alles, lieÃen die Farben verschwinden
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