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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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… Ich habe meinem Opa in seinem Fuhrbetrieb geholfen, wir transportierten alles, Weinreben, Telegrafenmasten, Kies, alles, was du dir vorstellen kannst. Ich war der Erste hier im Dorf, der ein Mofa hatte. Die Deutschen kamen, Anfang der Achtzigerjahre muss das gewesen sein, ich erinnere mich noch an einen Typen, Wolfgang aus Monaco di Baviera , München, stark der Typ, der hatte immer so einen Napoleon-Dreispitz auf und konnte großartig Gitarre spielen, na, das wollte ich natürlich auch. Hab’s ihm abgeguckt und spiele heute noch ganz gut!« Er sprang auf und ging davon, vermutlich suchte er nach seiner Gitarre. Mit einem Mal wurde Magdalena traurig, aber auch wütend. Warum musste sie hier sitzen und darauf warten, dass der alte Playboy Olmo sich an ihre Mutter erinnerte? Dass er sie vielleicht nur mit einem abfälligen Satz beschrieb und dass sie eine Heidi unter vielen Gabis, Susannes und Sabines für ihn war, oder wie man als Mädchen damals so hieß. Ein unendliches Bedauern breitete sich in ihrem Inneren aus und brannte zusammen mit dem Espresso ein Loch in ihren Magen. Nicht über sich selbst, aber über die zahlreichen Möglichkeiten, die sie von vornherein nicht gehabt hatte. Warum musste ihre Mutter so jung sterben, wo sie doch schon ohne Vater aufwachsen sollte? Wenn es unbedingt Schicksalsschläge im Leben geben musste, warum gab es dann nicht wenigstens eine gerechte Verteilung der Portionen? Hätte aus den beiden nicht ein verliebtes junges Paar werden können, das in Freiburg glücklich zusammenlebte, bevor Heidi starb? Ihre Mutter hätte weiterstudiert, und aus Olmo wäre kein Casanova, sondern ihr liebevoller Vater geworden, der tagsüber auf sie aufpasste und
abends in einer Pizzeria kellnerte. Ein hartes Jahr, aber ein glückliches, das glücklichste überhaupt, man kannte so etwas ja aus den Erinnerungen alter Leute. Sie wäre zweisprachig aufgewachsen, mit jeder Menge Cousins und Cousinen auf Elba und Geschwistern, aber ja, vielleicht hätte Heidi ja gar keinen Fahrradunfall gehabt, wenn er bei ihr gewesen wäre. Magdalena hatte nie an Geschwister gedacht, doch jetzt erschienen sie vor ihren Augen: zwei kleine Brüder, hübsche Jungs mit großen dunklen Augen in bunten Fußballtrikots, die immer zu ihr aufgeschaut hätten. Magdalena schniefte kurz. Es war anders gekommen. Wer regelte bloß so willkürlich und ungerecht, was man am Ende auf dem Lebenskonto hatte?
    Und war Olmo überhaupt ihr Vater? Sie hatte seine breiten Hände betrachtet und keine Ähnlichkeit mit ihren eigenen feststellen können. Die Nase? Nicht unbedingt, im wirklichen Leben sah sie ganz anders als auf dem Foto aus. Die Zähne? Die hatte sie immer noch nicht gesehen, was konnte sie nur tun, um ihn richtig zum Lachen zu bringen? Sie folgte Olmo durch die Tür und landete in der Küche, wo ein übergroßer Aluminiumtopf auf einem verkrusteten Herd einsam vor sich hin brodelte und mehrere gelbe Plastikdosen mit dem Schriftzug von Knorr im Regal aufgereiht waren. Fondo bruno , braune Soße, Fondo pesce , Fischfond. Flüssigwürze.
    Sie hörte Olmo im Gastraum rumoren, schnell ging sie zurück.
    Â»Wie war das, wie sah es damals in Procchio aus?« Er zuckte zusammen, als er sie bemerkte, hatte er etwa schon wieder vergessen, dass sie da war?
    Â»Ah! Äh! Na ja, da war noch viel weniger bebaut, ist ja logisch, das Hotel del Golfo gab es noch nicht, die Häuser hinten am Via Verde auch noch nicht. Campo all’Aia war ein einziger Wald und hier an der Via del Mare stand kaum ein Haus. Die
Straße war rechts und links zugewachsen, viele Bäume, Aprikosen, Kirschen, Orangen, ein richtiger Garten.«
    Â»Unglaublich!« Magdalena schwitzte vor Aufregung, genau davon hatte Heidi in ihrem Notizbuch geschrieben.
    Â»Und es war immer was los, Lagerfeuer am Strand, heute natürlich verboten, campen, heute auch verboten, wir haben die Nacht zum Tag gemacht, sind nachts rausgerudert oder haben oben im Club 64 getanzt.« Er schaute sie wehmütig an, und jede Falte in seinem Gesicht wurde zu einem Riss wie auf dem Grund eines ausgetrockneten Sees.
    Â»Mir tat noch nichts weh, und ich hatte meine Weschikabilla noch.«
    Â»Deine Weschikawas?« Sie hatte sich inzwischen ganz gut auf seinen toskanischen Akzent eingestellt, aber dieses Wort hatte sie noch nie gehört.
    Â»La vescica biliare.« Er zeigte auf seinen

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