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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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Küstenstraße zu existieren, sondern wirklich dort zu sein. Sie wusste, dass Nina neuerdings jeden Nachmittag in Cavoli lag, die Bucht von Fetovaia
war bei ihr abgemeldet, zu viele Leute dort, hatte sie gesagt. Wahrscheinlich Bewunderer, die ihr auf die Nerven gingen. Vor zwei Tagen hatte Nina per SMS bei Magdalena angefragt, ob sie nicht auch nach Cavoli kommen wollte, doch nachdem sie Roberto mit dem Strohhut flirten gesehen hatte, hatte sie keinen Drang mehr verspürt, sich in der prallen Sonne im Sand auf einem Handtuch zu drehen. Nun aber wollte sie plötzlich gebräunte Haut, sie verzichtete darauf, genauer über die Gründe für diesen Sinneswandel nachzudenken. Roberto schaffte es mit seinen beiläufigen Bemerkungen immer wieder aufs Neue, ihre aufgeräumten, ordentlich auf Kante zusammengelegten Gedanken wie T-Shirts auf dem Wühltisch durcheinanderzuschmeißen. Jedes Mal, wenn sie aus seinem Bett kam, fühlte sie sich zufrieden, wunderbar verdorben und frei. Dieses Gefühl hielt nur leider nicht lange an. Vor einigen Minuten hatte sie noch triumphiert, ihm nicht von ihren spärlichen Liebeserfahrungen erzählt zu haben, und nun bereute sie es schon wieder. Sie widerstand ihm ab und an und spielte die Unabhängige, Starke, doch kurze Zeit später, wenn er seine Aufmerksamkeit von ihr abzog, lechzte sie nach mehr, wie ein vertrockneter Zitronenbaum nach Wasser, so ähnlich jedenfalls … Was für ein dummes Spiel.
    Mit angezogener Bremse fuhr sie die steile Straße hinunter in die Bucht und stellte den Roller am Rande des Parkplatzes unter einer Schirmpinie ab.
    Â 
    Die Bucht war nicht sehr breit, Magdalena durchquerte das Strandcafé und schaute sich um. Rechts waren blaue lettini aufgestellt, abgegrenzt durch dicke Taue bildeten sie eine Phalanx von Schirmen, Liegen und Tischchen, dahinter waren die Umkleidekabinen. Sogar ein Drehkreuz aus Holz gab es, das man passieren musste, um dort hineinzukommen.

    Links dagegen lag man auf Handtüchern im Sand, die Borten der Sonnenschirme flatterten im Wind. Magdalena packte ihre Strandtasche und stapfte durch den feinen Sand an den Liegen vorbei, hinten bei den Steinen, die die Bucht begrenzten, war es ganz leer, dort wollte sie ihr Lager aufschlagen und Nina später suchen gehen.
    Das Wasser war kalt, aber schon nach wenigen Schwimmzügen hatte sie sich daran gewöhnt, es ließ ihren Kopf klar und wach werden. Ohne Schwimmbrille war es allerdings nicht ratsam, die Augen zu öffnen, blind schwamm sie ein Stück hinaus. Das Salz brannte in ihrem Mund, unter ihr war es wahrscheinlich schon recht tief. Beunruhigt kraulte Magdalena weiter, wie tief war recht tief? Zehn Meter, hundert Meter? Allein die Vorstellung, keinen hellblau gekachelten Boden unter sich zu haben, zog sie hinab, sie drehte sich auf den Rücken und schaute über den Strand in den Berghang hinauf. Zwischen kargen Felsen und versprengtem Grün guckten einige rote Terrakottadächer hervor, Ginster blühte in leuchtendem Gelb, und über allem spannte sich der blaue Himmel. Es war viel zu trocken, im Mai hatte es kaum geregnet, und auch in den drei Wochen, in denen sie nun schon hier war, war kein Tropfen gefallen.
    Â 
    Magdalena schwamm zurück und ließ sich erschöpft auf ihr Handtuch fallen, nur ein paar Wochen ohne Training, und schon hatte sie keine Kondition mehr. Die Sonne wärmte ihre nasse Haut, sie schloss die Augen und zwang sich, alle störenden Gedanken auszuschalten. Robertos massierende Hände und die Strohhutfrau, weg mit den beiden, auch Olmos spitze Eckzähne, die sie immer noch nicht gesehen hatte, verdrängte sie. Die Tage verflogen, bald war ein ganzer Monat um, nur nicht daran denken. Aber was war mit Nina, sie wollte doch
nach Nina suchen … nicht jetzt, sei einfach mal faul, tue nichts, genieße jeden Augenblick! Langsam britzelten die Sonnenstrahlen die restlichen Wassertropfen von ihrer Haut, sie döste vor sich hin, da betrat jemand ganz leise und leicht ihr Handtuch. Magdalena öffnete die Augen und blinzelte in die Sonne. Ein mopsiger, ungefähr zweijähriger Junge hatte seine dicken Füßchen dicht neben ihre Hüfte gestellt und sah interessiert auf sie herunter. Magdalena setzte sich auf. »Ciao, chi sei?« , fragte sie lächelnd, aber der Kleine wollte nicht verraten, wer er war. Sie rückte beiseite und machte ihm Platz. Er stand einen Moment

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