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Magermilch

Magermilch

Titel: Magermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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dran. Bei ihm hat der Karabiner noch gehalten. Das heißt, da war er noch ordnungsgemäß mit der Bandschlinge verbunden. Erst danach kam Leni.«
    »Kreuzkruzitürken!«, schrie Hannes. »Wer sollte denn dem Mädl übelwollen?«
    »Eigentlich war ja Mami dran«, mischte sich Leni ein. »Sie hat mir aber den Vortritt gelassen.«
    Alle starrten Fanni an.
    »So kommen wir nicht weiter«, sagte Rudolf. »Wenn wir herausfinden wollen, ob jemand Gelegenheit hatte, sich am Karabiner und der Bandschlinge zu schaffen zu machen, sollten wir uns vergegenwärtigen, wo jeder Einzelne stand, während Fritz am Fixseil hinunterstieg.«
    Es entstand eine kurze Pause, bis alle begriffen hatten, was er meinte. Dann redeten sie wild durcheinander.
    »Wahnsinn!«, schrie Hannes.
    Rudolf hatte inzwischen seine Mütze mitten auf den Tisch gelegt. »Das ist der Standplatz. Nehmt Halstücher, Reepschnüre, irgendwas, und markiert eure Position.«
    Es gab einiges Hin und Her, dann war die Mütze von allen möglichen Kleinteilen umringt.
    Nicht weit westlich von ihr lag ein Alpenvereinsausweis: Hannes.
    Daneben, aber näher am Standplatz, quasi auf dem Weg dorthin, lagen Lenis Haarspange und Fannis Handschuh.
    Ziemlich weit im Süden befanden sich drei Euromünzen: Rudolf, Gunda und Toni.
    Und ein Stückchen weiter noch ein Labellostift und eine Labiosan-Tube: Martha und Elvira auf dem Weg zur Hütte.
    Die Armbanduhr von Fritz hatte an jener Stelle ihren Platz gefunden, wo in der Wirklichkeit der Hang bereits flacher wurde, das Fixseil aber noch nicht endete.
    »Was für ein Glück«, sagte Leni zu ihm, »dass Sie – dass du dich da oben schon ausgebunden hattest. Ansonsten hättest du niemals schnell genug in meiner Nähe sein können, um mich aufzuhalten.«
    Leni hatte noch immer Schwierigkeiten, die so viel älteren, ihr fremden Leute einfach zu duzen. »Das gehört sich aber so«, hatte ihr Hannes auf der Johannishütte erklärt. »Auf dem Berg, da gibt es kein Sie, kein Herr und kein Oberhofrat, da gibt es bloß ein Du und sonst nix.«
    »Danke.«
    »Es waren ja fast alle schon unten«, erklärte Rudolf, nachdem er die Anordnung auf dem Tisch eine Weile studiert hatte. »Alle außer Fanni, Leni und – Hannes.«
    »Ja, glaubst du –«, begann Hannes zu schreien.
    Rudolfs Geste brachte ihn zum Schweigen. »Wenn wir nicht annehmen wollen, dass Fanni vorhatte, ihre eigene Tochter um die Ecke zu bringen, oder dass Leni plante, sich in den Abgrund zu stürzen, wobei die eine jeweils gesehen hätte, was die andere machte –«
    »Sie wären aber auch beide auf Hannes aufmerksam geworden«, nahm ihm Elvira das Wort, »falls sich Hannes – was du zu denken scheinst – an den Standplatz herangeschlichen und den Karabiner ausgehängt hätte.« Sie blickte in die Runde. »Also war diese ganze Veranschaulichung für die Katz. So, wie du gemeint hast, kann es eben nicht gewesen sein.«
    »Wie war’s dann?«, murmelte Martha.
    »Vielleicht sollten wir uns mal fragen«, sagte Toni, »ob es wirklich und tatsächlich ein Attentat auf Fanni war oder ein Unglücksfall, den wir uns einfach nicht erklären können?«
    »Ja, wer von uns sollte denn drauf aus sein, dass sich Fanni den Hals bricht?« Gunda begann zu weinen.
    »Wer war denn drauf aus, dass sich Willi den Hals brach?«, erwiderte Martha darauf anklagend.
    Das brachte alle wieder zum Schweigen.
    Hannes steckte seinen Alpenvereinsausweis ein. Martha griff nach ihrer Labiosan-Tube.
    Gunda wischte sich die Tränen ab. Dann sah sie rundherum von einem zum andern und sagte, jedes Wort einzeln betonend: »Ich – bleibe – keine – Sekunde – lang – mehr – mit – euch – hier.«
    Rudolf nickte zuerst zögernd, dann energischer. »Es ist wohl wirklich am besten, die ganze Sache abzublasen. Jeder misstraut jedem, und möglicherweise auch zu Recht.« Er wandte sich an seine Frau. »Wir packen. Vielleicht schaffen wir den Abstieg noch bei Tageslicht.« Daraufhin nahm er seinen Euro vom Tisch, steckte ihn ein und starrte auf die beiden Euromünzen, die noch dalagen. Dabei kam ihm offenbar der Gedanke, dass er und seine Frau nicht allein zu entscheiden hatten. Er drehte sich zu Toni um.
    Der zuckte die Schultern. »Dann blasen wir halt ab. Ich bin in zehn Minuten startbereit.«
    Einen Moment lang schien es so, als wollte Martha noch etwas sagen. Doch dann nickte sie Rudolf, der noch immer am Tisch stand, bloß zu und verließ schweigend mit Toni den Raum.
    »Ich werde auch absteigen und nach

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