Maggie O´Dell 01 - Das Boese
...“
„Hallo, Nick, was kann ich dir bringen?“
„O hallo, Angie.“
Maggie beobachtete den Wortwechsel und wusste sofort, dass die hübsche Blondine für ihn mehr war als nur die Dame, die gelegentlich seine Bestellungen aufnahm.
„Wie geht‘s denn so?“ fragte sie wie beiläufig, doch Maggie bemerkte, dass sie Nick nicht aus den Augen ließ.
„Es ging ziemlich verrückt zu in letzter Zeit. Könnte ich bitte nur Kaffee und Toast haben?“ Er wich ihrem Blick aus und redete vor Nervosität schneller.
„Weizentoast, richtig? Und viel Sahne in den Kaffee?“
„Ja, danke.“ Er schien es kaum erwarten zu können, sie loszuwerden.
Sie verließ lächelnd den Tisch, ohne Maggie eines Blickes zu würdigen, obwohl sie ihr vor Nicks Ankunft dreimal die Tasse aufgefüllt hatte.
„Eine alte Freundin?“ fragte Maggie, obwohl sie kein Recht hatte, neugierig zu sein. Doch sie genoss seine Verlegenheit.
„Wer? Angie? Ja, ich glaube, so könnte man das nennen.“ Er holte Christines Handy aus der Tasche, legte es auf den Tisch und zog seine Jacke aus. „Ich hasse diese Dinger“ , sagte er mit Blick auf das Telefon, verzweifelt bemüht, das Thema zu wechseln.
„Sie scheint sehr nett zu sein.“ Maggie wollte ihn noch nicht vom Haken lassen.
Diesmal sah er ihr tief in die Augen, und sie musste sofort an letzte Nacht denken.
„Sie ist nett. Aber bei ihr bekomme ich keine feuchten Hände und die Knie werden mir nicht weich wie bei dir“ , erwiderte er leise, aber eindringlich.
Wieder dieses Kribbeln im Bauch. Sie senkte den Blick und strich Butter auf ihren Toast, als sei sie plötzlich hungrig. „Weißt du, wegen gestern Nacht ...“
„Du denkst doch hoffentlich nicht, dass ich deinen Zustand ausnutzen wollte. Ich meine, du hattest wirklich viel getrunken ...“
Sie sah ihn nur kurz an. Er beugte sich besorgt zu ihr vor. Sollte ihm die Sache etwas bedeutet haben und nicht nur seine übliche Schürzenjägermasche gewesen sein? Sie wünschte es sich, sagte jedoch: „Ich denke, es ist besser, wenn wir das Ganze vergessen.“
Gekränkt verzog er leicht das Gesicht. „Und wenn ich es nicht vergessen will? Maggie, ich habe noch nie so viel für jemand empfunden. Ich kann nicht ...“
„Bitte Nick, ich bin nicht irgendeine naive Kellnerin. Du musst mich nicht mit einer Phrase abspeisen oder so tun ...“
„Das ist keine Phrase! Als ich gestern davon ausgehen musste, dass du abreist und ich dich nicht wieder sehe, hätte ich heulen können. Maggie, du kehrst mein Innerstes nach außen. Bei dir bekomme ich weiche Knie und weiß kaum noch, was ich rede. Glaub mir, das passiert mir sonst nicht.“
„Wir haben viel Zeit miteinander verbracht, und wir waren beide erschöpft.“
„So erschöpft war ich nicht, und du auch nicht.“
Sie sah ihn an und fragte sich, ob ihre Gefühle so offenkundig gewesen waren, oder ob es nur seinem Ego gut tat, anzunehmen, sie sei an ihm interessiert.
„Was hast du erwartet, Nick? Bist du enttäuscht, weil du deiner Liste von Eroberungen keinen weiteren Namen hinzufügen konntest?“ Sie sah sich um, doch niemand schien ihr ärgerliches Flüstern zu beachten.
„Du weißt genau, dass es darum nicht geht.“
„Dann ist es vielleicht nur der Reiz des Verbotenen. Ich bin verheiratet, Nick. Es ist vielleicht nicht die beste Ehe der Welt, aber sie bedeutet etwas. Also lass uns bitte die letzte Nacht vergessen.“ Sie starrte in ihren Kaffee und spürte, dass Nick sie beobachtete.
„Hier sind Toast und Kaffee für dich“ , unterbrach Angie sie. Doch Maggie war nicht erleichtert, das Thema damit zu beenden. Vielleicht wollte auch sie diese Nacht nicht so gern vergessen, wie sie vorgab.
Angie stellte Teller und Tasse vor Nick hin und zwang ihn, sich zurückzulehnen, obwohl er den Blick nicht von Maggie wandte. Die fragte sich, ob die hübsche Kellnerin die Spannung zwischen ihnen bemerkte.
„Kann ich dir sonst noch etwas bringen?“ fragte Angie.
„Maggie, brauchst du noch etwas?“ lenkte er die Aufmerksamkeit bewusst auf sie, und Angie wurde verlegen.
„Nein, danke.“
„Okay“ , erwiderte Angie und ging eilig.
„Du sagst, Richter Murphy zögert mit dem Durchsuchungsbeschluss für das Pastorat? Warum?“ Maggie versuchte sich zu konzentrieren, wich seinem Blick aus und gab Zucker in ihren Kaffee. Sie wartete, er schwieg, und schließlich hörte sie ihn resigniert seufzen.
„Murphy und mein Vater stammen noch aus einer Generation, für die katholische
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