Maggie O´Dell 01 - Das Boese
Keller besorgt.
„Mit Sicherheit. Glauben Sie mir, es ist besser, nicht in ihrer Nähe zu sein. Sie hat mir schon die Stiefel ruiniert.“
Der Priester verzog das Gesicht, warf einen Blick auf Nicks Stiefel und folgte ihm hinaus hinter das Haus.
Schneeverwehungen um den Pickup zwangen sie, sich einen Weg zu schaufeln und den alten Metallhaufen auszugraben. Die Tür klemmte und quietschte. Metall knirschte auf Metall, als Nick sie mit einem Ruck aufriss. Ein muffiger penetranter Gestank schlug ihm entgegen. Die Kabine sah aus, als sei sie seit Jahren geschlossen und unbenutzt gewesen. Nick war enttäuscht. Er war es leid, dass jede Spur im Nichts endete. Trotzdem kletterte er mit der Taschenlampe in die Kabine, ohne recht zu wissen, wonach er suchte. Vielleicht sollte er die Suche den Experten überlassen, aber die Zeit wurde knapp.
Er lag auf den geplatzten Vinylsitzen, streckte und verdrehte den Arm und tastete blindlings unter den Sitzen herum. In der Enge war es schwierig, den Körper zu bewegen. Das Lenkrad drückte ihm in die Seite, und der Schaltknüppel stach ihm in die Brust. Es war wie damals, als er mit sechzehn im alten Chevy seines Vaters mit seinen Freundinnen geknutscht hatte. Aber heute war es beschwerlich, denn er war auch nicht mehr so biegsam wie damals.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass in dem Schrotthaufen etwas anderes als Ratten sind“ , sagte Pater Keller draußen an der Tür.
„Ratten?“ Er hasste Ratten.
Nick riss die Hand zurück und schlug sich die wunden Knöchel an einer hervorspringenden Feder. Die Augen zusammenpresst vor Schmerz, beherrschte er sich, um nicht einen Fluch auszustoßen. Nachdem er das Handschuhfach aufgedrückt hatte, leuchtete er mit der Taschenlampe in das schwarze Innere.
Vorsichtig durchwühlte er den mageren Inhalt: ein vergilbtes Bedienungshandbuch, eine verrostete Dose WD-40, mehrere McDonald‘s-Servietten, ein Streichholzbriefchen von einem Lokal namens Pink Lady, ein gefalteter Zeitplan mit Adressen und Codenummern, die er nicht kannte, und ein kleiner Schraubenzieher. Er nahm das Streichholzbriefchen und merkte, dass Pater Keller ihn beobachtete. Ehe er das Fach wieder schloss, tastete er mit den Fingern die Spalte am Ende ab. Er entdeckte etwas Kleines, Glattes, Rundes, angelte es heraus und behielt es ebenfalls in der Handfläche.
Sobald er sicher war, dass Pater Keller es nicht sah, steckte er beides in die Tasche. Als er das Fach schließen wollte, bemerkte er unleserliche handgeschriebene Notizen auf dem gefalteten Plan und stopfte ihn sich in den Ärmel. Dann klappte er das Handschuhfach zu.
„Nichts“ , sagte er, stemmte sich hoch und schob sich auch den Plan in die Tasche. Er glitt vom Sitz und sah sich noch ein letztes Mal um. Ihm fiel auf, dass die Kabine zwar muffig und unbenutzt roch, dass Armaturenbrett, Sitze und Teppich aber erstaunlich sauber waren.
„Tut mir Leid, dass Sie Ihre Zeit vergeudet haben“ , sagte Pater Keller und wandte sich dem Weg zum Pastorat zu.
„Ich muss die Ladefläche noch überprüfen.“
Der Priester blieb stehen, zögerte und drehte sich um. Der Wind erfasste den Talar, dass er flatterte wie eine Fahne. Nick glaubte, eine Spur Frustration an Pater Keller zu entdecken. Frustration oder Ungeduld. Wenn der Mann nicht Priester gewesen wäre, hätte Nick gesagt, Pater Keller sah stinksauer aus. Wie auch immer, etwas schien ihm nicht zu gefallen. Und Nick fragte sich besorgt, was er auf der Ladefläche finden würde.
62. KAPITEL
Maggie sah erneut aus dem Fenster. Nick und Pater Keller waren noch beim Pickup. Sie setzte die Suche an dem langen Flur fort, blieb vor jeder geschlossenen Tür stehen, lauschte und warf vorsichtig einen Blick in jeden unverschlossenen Raum. Einige Büros, ein Lagerraum und schließlich entdeckte sie ein Schlafzimmer.
Es war schlicht und klein mit Holzboden und weißen Wänden. Über dem Doppelbett hing ein einfaches Kruzifix. In einer Ecke standen ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen. In der gegenüberliegenden war ein Servierwagen mit einem alten Toaster und einer Teekanne. Die verzierte Lampe auf dem Nachttisch wirkte fehl am Platze. Außer der Lampe gab es nichts, das Aufmerksamkeit erregte. Keine Unordnung, keine Kommoden oder Kisten.
Sie wollte schon gehen, als ihr Blick auf drei gerahmte Drucke neben der Tür fiel. Sie hingen nebeneinander und waren Kopien von Renaissancebildern. Obwohl Maggie keines der Bilder kannte, erkannte sie den Stil an den perfekt
Weitere Kostenlose Bücher