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Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Titel: Maggie O´Dell 01 - Das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Handelns hatten ihn weit weniger interessiert als sein Ansehen bei den anderen. Immerhin hatte die Erde sich ja nicht auf getan und ihn verschlungen. Aber da war ein geisterhaftes Stöhnen gewesen, und nicht nur er hatte es gehört.
    An der Kirchenseite, die dem alten Weideweg zugewandt war, fand er keine Spuren, was bedeutete, dass Adam und Lloyd nicht mal aus ihrem Auto gestiegen waren. Sie waren einfach vorbeigefahren, so dass sie ehrlicherweise behaupten konnten, sie hätten die Kirche überprüft. Vielleicht hatten sie nicht mal angehalten. Adam gab er keine Schuld. Er war jung, wollte beeindrucken und dazugehören. Aber Lloyd, verdammt, Lloyd war nur faul.
    Nick trat gegen den Schnee und stapfte weiter durch die unberührten Verwehungen. Vor einem Kellerfenster ging er in die Hocke und versuchte durch die verrottenden Bretter zu leuchten. Drinnen erkannte er gestapelte Kisten. Er bemerkte eine Bewegung in der Ecke und beleuchtete eine riesige Ratte, die in einem Loch in der Wand verschwand. Ratten! Großer Gott, er hasste die Viecher.
    Er ging zum nächsten Fenster und hörte das Splittern von Holz. Es hallte laut durch die stille Nacht. Sofort ließ er den Lichtstrahl zu den nächsten vernagelten Fenstern schießen und erwartete, etwas oder jemanden durch das verrottende Holz brechen zu sehen.
    Wieder ein Knacken und Splittern, dann das Klirren von Glas. Das musste um die Ecke sein! Er versuchte zu laufen, doch der hohe Schnee bremste ihn. Er schaltete die Taschenlampe aus und griff nach seiner Waffe. Er zog einmal, zweimal, dreimal, ehe sich die Halterung öffnete. Die Geräusche dauerten an. Sein Herz trommelte geradezu gegen die Rippen. Er konnte nichts sehen. Langsam näherte er sich der Kirchenecke. Sollte er rufen? Er hielt den Atem an, sprang um die Ecke und zielte mit der Waffe ins Dunkel. Nichts. Er schaltete die Taschenlampe ein. Holzsplitter und Glasscherben lagen auf dem Schnee. Die Fensteröffnung war nur knapp einen halben Meter hoch und breit.
    Dann hörte er Schnee knirschen. Im Lichtschein sah er noch etwas zwischen den Bäumen verschwinden - eine kleine dunkle Gestalt und ein Aufblitzen von Orange.

82. KAPITEL
    Maggie blickte konzentriert zu Boden und suchte nach Spuren und frisch gegrabenen Löchern. Timmy war nach dem Schneefall verschwunden. Falls er hier war, musste die Schneedecke beschädigt sein. Und falls es einen Tunnel gab, wo war dann der Eingang?
    Sie blickte zu dem schwarzen Engel empor, der sich über einer Art Sarkophag erhob. Wind und Wetter hatten an seiner Fassade geknabbert und weiße Wunden hinterlassen. Er reckte sich fast zwei Meter über alles andere hinaus. Mit gespreizten Flügeln bewachte er das Grab unter sich, eine unheimliche Gestalt, deren bloße Anwesenheit Wirkung zeigte.
    Mit dem Stablicht beleuchtete sie die Gravur: „Im Gedenken an unseren geliebten Sohn Nathan, 1906-1916“ . Ein Kind. Natürlich, das erklärte den Schutzengel. Sie griff tief in ihre Jeanstasche, bis sie die Kette mit dem Anhänger spürte. Ihr eigener Schutzengel, den sie jedoch versteckte. Zeigte er auch bei Skeptikern Wirkung? Aber wie skeptisch war sie eigentlich, wenn sie ihn immer noch bei sich trug?
    Von den Bäumen hinter dem Friedhof wehte eine Brise herüber. Die großen Ahornbäume standen vor dem dichten Gehölz, das bis hinab zum Fluss reichte. Sie versuchte sich vorzustellen, wie ängstliche entsprungene Sklaven ohne die Hilfe von Laternen versuchten, den steilen Abhang hinunterzukommen. Sogar bei Mondlicht und funkelnden Sternen war die Dunkelheit dort undurchdringlich.
    Ein Flattern hinter ihr, und Maggie fuhr herum. Da bewegte sich etwas. Das Licht ihrer Stableuchte traf auf einen schwarzen, am Boden ausgestreckten Schatten. War das ein Körper? Sie ging langsam näher, eine Hand in der Jackentasche am Revolver. Schließlich erkannte sie eine schwarze Plane, mit der man frische Gräber abdeckte. Sie seufzte erleichtert, erinnerte sich jedoch im selben Moment, dass der Friedhof seit Jahren nicht mehr benutzt wurde, wie Adam ihr gesagt hatte. Sie spürte Adrenalin ins Blut schießen.
    Die Plane lag am Fuß der Anhöhe, nah an der Baumlinie. Auf dieser Seite gab es nur wenige Grabsteine. Von hier waren weder Jeep noch Straße, lediglich ein Stück des Kirchendaches in der Ferne zu erkennen.
    Die Plane sah neu aus. Keine Risse oder Verschleißspuren. Die Ecken waren mit Felsbrocken und Schnee bedeckt, bis auf eine, die frei flatterte. Hier war der Felsbrocken beiseite gelegt.

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