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Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Titel: Maggie O´Dell 01 - Das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Schublade?“ fragte sie, vor den Kühlschüben stehend, die Hände auf den Hüften, bereit, mit der Arbeit zu beginnen. Sie sah zu Nick Morrelli, der die Kühlwand anstarrte, als sei ihm nicht bewusst gewesen, dass sie den Leichnam tatsächlich herausnehmen mussten.
    Er bewegte sich langsam und zögerlich, entriegelte die mittlere Lade und zog sie heraus. Die Metallrollen quietschten und klickten, als der Schub in den Raum glitt.
    Maggie löste die Bremse an den Rollen des Stahltisches und schob ihn unter die Lade. Er passte perfekt. Gemeinsam hoben sie die Trage mit dem Leichensack des kleinen Jungen an und legten ihn flach auf den Tisch, den sie wieder in die Mitte des Raumes unter die abgehängte Beleuchtung schoben. Maggie arretierte die Bremsen, während Nick Morrelli die Tür der Lade schloss. Sobald sie den Reißverschluss des Leichensacks aufzog, wich Nick in eine Ecke des Raumes zurück.
    Der Körper des Jungen wirkte klein und zerbrechlich, was seine Wunden umso brutaler erscheinen ließ. Ein hübscher Junge, dachte Maggie. Sein rotblondes Haar war kurz geschnitten. Die Sommersprossen auf Nase und Wangen hoben sich deutlich von der wächsernen Haut ab. Im Nacken hatte er starke Blutergüsse und Abdrücke von einem Seil über der klaffenden Halswunde.
    Maggie begann zu fotografieren. Sie machte Nahaufnahmen von den Stichwunden und dem gezackten X auf der Brust, dann von den blauroten Verfärbungen an den Gelenken und der durchschnittenen Kehle. Sie wartete bei jeder Aufnahme ab, bis sich das Foto entwickelte, und vergewisserte sich, dass sie genügend Licht und den richtigen Winkel erwischt hatte.
    Den Rekorder nah am Mund, begann sie zu diktieren, was sie sah.
    „Das Opfer weist Strangulationsabdrücke unter und um den Hals auf, augenscheinlich von einem Seil. Es könnte festgezurrt worden sein. Da scheint eine kleine Abschürfung unter dem linken Ohr zu sein, vielleicht von einem Knoten.“
    Sacht hob sie den Kopf des Jungen an, um sein Genick zu sehen. Er fühlte sich leicht, fast gewichtslos an. „Ja, die Abdrücke reichen rings um den Hals. Das bedeutet, der Junge wurde stranguliert, ehe ihm die Kehle durchschnitten wurde. Die Halswunde ist tief und lang und reicht von einem Ohr zum anderen. Blutergüsse an Hand- und Fußgelenken gleichen denen am Hals. Eventuell wurde dasselbe Seil verwendet.“
    Seine Hände wirkten klein in ihren. Maggie hielt sie vorsichtig und ehrfürchtig, während sie die Handflächen prüfte. „Tiefe Abdrücke von Fingernägeln in den Handflächen. Das könnte darauf hinweisen, dass das Opfer noch lebte, als einige der Wunden zugefügt wurden. Die Fingernägel selbst sind sauber... sehr sauber sogar.“
    Sie legte die kleinen Hände an die Körperseiten zurück und untersuchte die Wunden. „Das Opfer weist acht, nein neun Stichwunden im Brustbereich auf.“ Vorsichtig schob sie den Zeigefinger hinein, der tief in einigen der Wunden verschwand. „Sie scheinen von einem Messer mit einseitiger Schneide herzurühren. Drei sind flach. Mindestens sechs sind sehr tief und haben möglicherweise Knochen verletzt. Einer könnte durchs Herz gegangen sein. Trotzdem ist da nur sehr wenig ... genau genommen gar kein Blut. Sheriff Morrelli, hat es geregnet, während der Leichnam draußen lag?“
    Er merkte, dass sie mit ihm sprach, drückte sich von der Wand ab und stand fast stramm. „Tut mir Leid, was haben Sie gesagt?“ fragte er mit gedämpfter Stimme, als wolle er den Jungen nicht wecken.
    „Erinnern Sie sich, ob es geregnet hat, während der Körper im Freien lag?“
    „Nein, gar nicht. Die Woche davor hatten wir sehr viel Regen.“
    „Hat der Gerichtsmediziner den Körper gereinigt?“
    „Wir hatten George gebeten, alles zu unterlassen, bis Sie hier sind. Warum?“
    Maggie sah sich noch einmal den Körper an. Zog einen Handschuh aus und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr zurück. Irgendetwas stimmte hier nicht. „Einige der Wunden sind sehr tief. Auch wenn sie dem Jungen nach dem Tod zugefügt wurden, hätten sie geblutet. Wenn ich mich recht erinnere, war am Tatort im Gras und im Schlamm jede Menge Blut.“
    „Da war viel Blut. Ich habe ewig gebraucht, alles von meiner Kleidung abzuwaschen.“
    Sie hob wieder eine kleine Hand. Die Nägel waren sauber, kein Schmutz, kein Blut, keine Haut, obwohl er sie irgendwann in die Handflächen gebohrt hatte. An den Füßen war ebenfalls kein Schmutz, keine Spur von Schlamm. Obwohl er sich mit gefesselten Händen und Füßen

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