Maggie O´Dell 01 - Das Boese
gefragt ...“ Er zögerte, blickte auf das Spielfeld und war mit den Gedanken weit weg. „Ist dir nie aufgefallen, dass alles zu glatt ging ... sehr einfach und bequem war?“
Das war nicht die Erwiderung, die sie erwartet hatte. Die Abendluft wurde kühl, und Christine begann zu frösteln. Sie rieb sich die Arme und versuchte ihrem Bruder in die Augen zu sehen. Er begann ihr Sorgen zu machen mit seinem unterdrückten Zorn und den ernsten Anspielungen. Für gewöhnlich scherzte Nick herum und nahm nichts allzu ernst, schon gar nicht ihr geschwisterliches Geplänkel. Hatte die Erwähnung des Vaters seinen Stimmungswandel ausgelöst? Nein, da steckte etwas anderes dahinter. Was wusste er? Was hatte ihren unbekümmerten, selbstsicheren kleinen Bruder so eingeschüchtert?
„Nick, was meinst du damit?“
„Vergiss es“ , sagte er, beendete das Thema, stand auf und streckte sich.
„Onkel Nick! Onkel Nick! Hast du gesehen, wie ich das Tor geschossen habe?“ rief Timmy, die Tribünentreppe hinaufstürmend.
„Und ob ich das gesehen habe“ , log er.
Sie beobachtete, wie freundlich und entspannt lächelnd er ihren kleinen Sohn auf die Arme nahm und an sich drückte.
Christine wusste, dass ihr Bruder etwas verbarg, und sie musste herausfinden, was es war.
14. KAPITEL
Er umrundete den Park noch einmal, fuhr diesmal langsamer und bog in die Parkbucht in der Ecke, weitab von den anderen Wagen. Bei ausgeschalteten Scheinwerfern saß er still da, beobachtete und lauschte den Klängen von Vivaldi, die das Pochen in seinen Schläfen dämpften.
Es passierte wieder, in so kurzer Zeit. Er konnte es weder unterbinden noch beherrschen, schlimmer noch, er wollte es gar nicht. Er war schrecklich müde. Er versuchte sich zu erinnern, wann er das letzte Mal eine Nacht durchgeschlafen hatte, ohne herumzulaufen oder durch die Straßen zu wandern. Er rieb sich die Augen, um die Erschöpfung zu vertreiben, und hielt plötzlich inne. Seine Finger zitterten unkontrollierbar.
„Lieber Gott, lass es aufhören!“ flüsterte er und zog sich an den Schläfenhaaren. Warum hörte es nicht auf? Das pulsierende Klopfen in seinem Kopf tat ihm weh.
Er beobachtete die Gruppe Jungen in ihren grasfleckigen Trikots. Sie wirkten so glücklich nach dem Sieg. Die Arme umeinander gelegt, klopften sie sich auf den Rücken und berührten einander sorglos und selbstverständlich. Ihre Stimmen wurden im Näherkommen lauter, und mit ihrem unverständlichen Geplapper übertönten sie sogar Vivaldi.
Eine plötzliche Erinnerung überflutete ihn lähmend, dass er steif, wie an das Leder des Sitzes genagelt dasaß. Er war elf gewesen. Sein Stiefvater hatte dafür gesorgt, dass er in die Jugendmannschaft eintrat, und handelte mit dem Trainer aus, dass er jeden Samstagmorgen aus dem Haus war. Er hatte gewusst, warum: weil sein Stiefvater seine Mutter den ganzen Morgen vögeln wollte.
Am Samstag davor war er versehentlich in ihr Zimmer geplatzt, weil sie keine Milch mehr hatten. Die Erinnerung war auch nach all den Jahren noch deutlich und so aufwühlend, dass er mit den Fingern das Lenkrad umklammerte.
Er stand in der Tür zum Schlafzimmer seiner Mutter, gelähmt vom Anblick ihrer nackten weißen Haut und dem silbernen Kreuz, das zwischen ihren großen Brüsten baumelte.
Ihre Brüste schwangen vor und zurück, sie stützte sich auf Händen und Knien ab, während sein Stiefvater aufgeritten war wie ein liebestoller Hund.
Sein Stiefvater entdeckte ihn zuerst und schrie ihn keuchend und zuckend an, während seine Mutter vor Entsetzen die Augen weit aufriss. Sie entwand sich seinem Stiefvater, fiel stolpernd vom Bett und schnappte sich das Laken. Da hatte er sich abgewandt und war davongelaufen. Er stolperte den Flur entlang, stürzte und erreichte schließlich sein Zimmer. Doch als er die Tür zuschlagen wollte, drängte sich sein Stiefvater herein.
Er war noch nackt. Zum ersten Mal sah er das erigierte Glied eines erwachsenen Mannes, und es war schrecklich. Groß und steif ragte es aus dichtem schwarzen Haar hervor. Sein Stiefvater packte ihn am Genick und schob ihn gegen die Wand.
„Möchtest du nur interessiert zusehen, oder willst du es erleben?“ Er hörte immer noch die raue, atemlose Stimme in sein Ohr keuchen.
Er hatte still gestanden und kaum Luft bekommen. Sein Stiefvater hielt ihn mit einer Hand am Genick fest, mit der anderen riss er ihm die Pyjamahose herunter. Seine Mutter schrie und trommelte mit den Fäusten gegen die verschlossene
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